Von Tiefenhäusern über Tiengen und Lauchringen bis nach Obermettingen reicht das Abwassernetz der Kläranlage Tiengen heute. Als die Gemeinden Tiengen, Lauchringen und Weilheim die Anlage 1963 gründeten, war sie noch für 17.000 Einwohner ausgelegt. Von 1987 bis 1996 folgte dann ein Umbau, um mit den steigenden Einwohnerzahlen auch den steigenden Abwassermengen gerecht zu werden. Seit dem ist die Kläranlage für 50.000 Einwohner ausgelegt.
Seit 1992 funktioniert die Kläranlage als biologische Anlage und produziert als Nebenprodukt Gas her, das vor Ort für Motoren wiederverwendet werden kann. Nach dem Umbau in den Neunzigern kamen nach und nach zusätzliche Verbesserungen hinzu. Unter anderem 2010 eine Trocknungsanlage. Mit ihr konnte der Abfall von 3000 Tonnen Klärschlamm im Jahr auf 600 Tonnen im Jahr reduziert werden.
Der Grund: „Nach dem Pressen des Schlammes hatte er immer noch einen Wasseranteil von 70 Prozent. Während der Trocknung reduziert er sich auf fünf Prozent.“ Nach Angaben des Abwassermeisters entsteht gerade zusätzlich ein neuer Kanal im Schlüchttal für die Orte Berau und Brenden. „Auch die Waldhausbrauerei ist an unsere Anlage angeschlossen“, fügt Buntru hinzu.
Das gehört nicht in den Abfluss
Dabei spiele es keine Rolle, sollte das eine oder andere Bier durch den Kanal in Tiengen landen, problematischer seien nach wie vor Feuchttücher, die Rohre und Pumpen verstopfen. Aber auch Essensreste, die in der Kanalisation die Rattenpopulation erhöhen, oder Medikamentenrückstände wie Antibiotika sind ernst zu nehmende Probleme.
Hormonrückstände wie beispielsweise die der Antibabypille seien nach Aussage von Klaus Buntru verantwortlich für eine Verweiblichung der Kleinsttiere in Bächen, Flüssen und anderen Gewässern: „Ein Problem, das meine Generation jetzt schon mitbekommt, aber nachfolgende Generationen noch stärker betreffen wird.“