Holzturm, Schloss, Café, Kirche oder Kellergewölbe – Literatur passt überall hin. Ob rustikal oder edel, eng oder großräumig, von jedem Ort aus ermöglicht sie Ausflüge und Einblicke in andere Welten. Diese Art zu reisen war am Samstag in Tiengen zu erleben.

‚Tiengen liest‘, eine Veranstaltung des Kulturamtes Waldshut-Tiengen und der Buchhandlung Kögel, ging zum sechsten Mal über die Bühne. Vorlesen und zuhören an fünf verschiedenen Orten war von 17 bis 20 Uhr die Devise. „Tiengen liest“ hat wieder zahlreiche Menschen unter dem Stern der Literatur zusammengebracht und zum zielgerichteten Bummeln angeregt.

Entführt in andere Welten

Hoch oben im Storchenturm, in den Schwarzenbergsälen im Schloss und neu, im Café IKII, auf der Empore der evangelischen Christuskirche und im Jugendzentrum (JuZ), wurde parallel aus jeweils vier Büchern jeweils eine halbe Stunde gelesen. Beginn war immer zur vollen Stunde, so dass genug Zeit blieb für den möglichen, gemütlichen Wechsel zu Fuß zu einem anderen Leseort.

Leseort Schwarzenbergsäle im Schloss: Pfarrerin Susanne Illgner hat mit dem Buch „Eine Frau“ von der Französin Annie Ernaux ...
Leseort Schwarzenbergsäle im Schloss: Pfarrerin Susanne Illgner hat mit dem Buch „Eine Frau“ von der Französin Annie Ernaux die volle Aufmerksamkeit der Zuhörer. | Bild: Ursula Freudig

Stadtbekannte Persönlichkeiten aus Waldshut-Tiengen und Umgebung hatten im Rahmen ehrenamtlichen Engagements, den Büchern ihre Stimme gegeben. Unter ihnen Bernd Salfner, Christiane Vogel, Daniel Leers, Hans Mehlin, Kerstin Simon, Susanna Heim und Susanne Illgner.

Leseort JuZ: Susanna Heim, Kulurreferentin des Landkreises Waldshut, beim Vorlesen aus Emmanuel Carrères Buch „Yoga“.
Leseort JuZ: Susanna Heim, Kulurreferentin des Landkreises Waldshut, beim Vorlesen aus Emmanuel Carrères Buch „Yoga“. | Bild: Ursula Freudig

Drei hatten eigene Bücher in den Händen. Bernd Salfner las aus seinen „Pariser Tagebüchern“, Hans Mehlin war mit „Die Hotzenwälder Anna“ auf den Spuren seiner Uroma und Nina Stocker las aus „Lulo der kleine Bär“.

Leseort Evangelische Kirche: Hans Mehlin lässt mit „Die Hotzenwälder Anna“ das Leben seiner Uroma lebendig werden.
Leseort Evangelische Kirche: Hans Mehlin lässt mit „Die Hotzenwälder Anna“ das Leben seiner Uroma lebendig werden. | Bild: Ursula Freudig

Insgesamt 16 Vorleserinnen und vier Vorleser entführten mal eine kleine, mal eine große Gruppe mit bis zu 50 Literaturinteressierten in anderen Welten. Jeder Ort stand unter einem Motto, das zu ihm passte: Menschlichkeit war es in der evangelischen Kirche, Leben im JuZ, Genuss im IKII, Außergewöhnliche Spielorte im Schloss und Gerechtigkeit im Storchenturm, weil er im Mittelalter zeitweise als Gefängnis diente.

Leseort Café IKII: Karin Wolfer hat passend zum Ort und Motto „Genuss“, das Buch „Schlaraffenland“ des deutschen ...
Leseort Café IKII: Karin Wolfer hat passend zum Ort und Motto „Genuss“, das Buch „Schlaraffenland“ des deutschen Autors Stevan Paul, in den Händen. | Bild: Ursula Freudig

Weiteres Kriterium für die Auswahl der Bücher waren dieses Jahr Jubiläen. Anlässlich 60 Jahre Städtepartnerschaft Waldshut-Tiengens mit Blois und 50 Jahre mit Lewes, wurde aus aktuellen und älteren Büchern von französischen, englischen und deutschen Autoren gelesen. Das Organisationsteam mit Layla Nieden, Yvonne Radzuweit, Karin Wolfer und Nikola Kögel, konnte sich über eine gelungene Veranstaltung freuen.

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