In diesem Jahr gibt es für die Oberalpfener Jugend einen besonderen Anlass zum Feiern: Der Jugendtreffpunkt „Wäschhüsle“ feiert seinen 50. Geburtstag – allerdings, coronabedingt, mit einem Jahr Verspätung. Gefeiert wird am Samstag, 30. Juli, ab 18 Uhr, beim Oberalpfener „Zahnkäppele“, einem abgelegenen Winkel am Waldrand, weit und breit keine Nachbarn, die sich gestört fühlen könnten. 50 Jahre? Ein stattliches Alter für einen Jugendtreff. Mit von der Partie sind natürlich auch die Ehemaligen, die auch heute noch gerne im Wäschhüsle vorbeischauen.
- Rückblick: Das Oberalpfener Wäschhüsle wurde 1955 erbaut. Damals beherbergte das kleine Gebäude in der Dorfstraße einen Notschlachtraum und einen Waschraum mit Waschmaschinen, in denen die Frauen des Dorfes ihre Wäsche waschen konnten. Das kleine Dachgeschoss wurde schon bald zum „Kränzeln“ genutzt. Immer, wenn einer aus den eigenen Reihen in den Ehestand wechselte, traf man sich hier, um Girlanden und Kränze zu binden und damit das Haus des Brautpaares zu schmücken. Nach und nach nutzte man den Raum, um den Polterabend auszurichten, Geburtstage und andere Anlässe zu feiern. Eine Aufwertung erhielt das unscheinbare Gebäude durch den Anbau eines Feuerwehrgerätehauses. Der ehemalige Waschraum im Erdgeschoss wird inzwischen als Gerätegarage genutzt. Allerdings geriet das Wäschhüsle auch immer wieder in Schieflage, vor allem, wenn sich Nachbarn über den Lärm, vor allem an den Wochenenden, beschwerten. Doch mit den Jahren wurde es ruhiger. Für Ortsvorsteher Armin Arzner, der selbst viele Jahre in der Jugendszene des Dorfes präsent war, war es damals eine besondere Herausforderung, die Vorgaben des Ordnungsamtes zu erfüllen, das unter anderem eine Beschränkung der Besucherzahlen auf 80 Personen festgelegt hatte. Dafür war der Platz auch viel zu eng, also spielte sich das meiste im Freien ab. „Dieser Rahmen wurde allzu oft gesprengt, so dass ich mir oft Sorgen machten musste“, so Armin Arzner heute. Inzwischen sei es aber deutlich ruhiger geworden, alles sei ordentlich geregelt.
- Das erste Jubiläum: 1981 feierte das Wäschhüsle sein erstes Jubiläum, seinen zehnten Geburtstag. Damals hieß es in dieser Zeitung: „Was von vielen Erwachsenen zunächst mit unverhohlenem Argwohn betrachtet wurde, hat sich in dieser Zeit fest etabliert und wird heute von keiner Seite mehr ernsthaft in Frage gestellt.“ Und so sah es damals im Wäschhüsle aus, als einige Jugendliche damit begannen, das leerstehende Dachgeschoss auszubauen und herzurichten: Mit einfachen Mitteln gelang es ihnen, eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen, mit einer Sitzrunde, einer Ecke für den Disco-Player und einer Theke mit Barhockern aus eigener Herstellung. Wandmalereien und eine Tropfsteindecke ergänzten die originelle Einrichtung. Zur Geburtstagsfeier kamen auch Mitglieder des Ortschaftsrates. Knüller des Abends war ein selbst gedrehter „Western“ mit vielen Gags, untermalt mit passender Musik.
- Das zweite Jubiläum: Der Zeitpunkt für die 20. Geburtstagsfeier, in Kombination mit einem Tag der offenen Tür, war gut gewählt. Es war der erste Mai und ganze Gruppen und Vereine nahmen die Gelegenheit war, im Rahmen ihrer Maiwanderung auf dem Festplatz beim Wäschhüsle einzukehren und von dem günstigen Angebot an Kaffee, Kuchen und Getränken Gebrauch zu machen. Dabei konnten die frisch renovierten Räume, die durch die Einbeziehung des Vorraumes erweitert worden waren, besichtigt werden. Doch es waren auch noch andere Aufgaben zu erledigen: Im Jahr 2006 wurde das Dach, das undichte Stellen aufwies, neue eingedeckt, eine Eigenleistung des Ortschaftsrates. In den Sommermonaten wurden die übrigen Arbeiten ausgeführt, die Renovierung der Fassaden, Fenster und Türen. Eine Elektroheizung brachte mehr Komfort und neue Dachgauben verbesserten die Lichtverhältnisse. 2016 wurden die Sanitäranlagen erneuert und ausgebaut, endlich gab es zwei Toiletten.
- Die Schattenseiten: Natürlich gab es auch diese Seiten. Immer wieder kam es vor, dass Veranstaltungen aus dem Ruder liefen und sich die Nachbarschaft beschwerte. So beschloss der Ortschaftsrat im Jahr 2004, den Club erstmal dicht zu machen, die Hausordnung neu zu regeln und auch die Eltern mit ins Boot zu nehmen. Unter anderem wurde vereinbart, dass größere Festivitäten bei der Ortschaftsverwaltung anzumelden waren und dass auch ein verantwortlicher Elternteil zu benennen ist. Es gab auch Zeiten, in denen Hausverbote ausgesprochen werden mussten, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Aber dann, als in den benachbarten Dörfern eigene Einrichtungen für Jugendliche geschaffen wurden, ließ der Ansturm auf das Oberalpfener Wäschhüsle nach und die Lage entspannte sich. Neuer „Chef“ ist Marco Ebner, der mit seinem Team über die Einhaltung der Regeln wacht.