Der Zustand der beiden Stadttore ist vielen Bürgern von Waldshut-Tiengen schon seit langem ein Dorn im Auge. Doch das lange Warten auf deren Sanierung hat nun ein Ende. Mit der Eingerüstung des Unteren Tores haben die Arbeiten jetzt begonnen. Die Zeitplanung für die Maßnahmen ist bekanntermaßen ambitioniert, noch ist das ganze Ausmaß auch nicht endgültig absehbar.
Welche Arbeitsschritte sind vorgesehen?

Witterung, Umwelteinflüsse, aber auch schlicht der Zahn der Zeit haben an den Wahrzeichen Waldshuts deutliche Spuren hinterlassen. An den Stadttoren werden im Zuge der auf etwa 14 Wochen angesetzten Maßnahmen der Putz erneuert, die Fassade gestrichen und die Malereien aufgefrischt. Wie geplant haben diese mit Ende der Chilbi begonnen. Geplant ist der Abschluss bis zum Beginn des Weihnachtsmarkts.
Allein für die Errichtung der Gerüste sind zwei bis drei Wochen vorgesehen. Grund sind die anspruchsvollen Verhältnisse vor Ort, die mit der historischen Bebauung zusammenhängen. Gerüste müssten über fremde Gebäude gebaut werden, was die Unterstützung seitens der Nachbarn bedürfe, wie Architekt Stephan Vatter kürzlich im Gespräch mit unserer Zeitung darstellte. Begonnen wurde mit dieser Arbeit am Unteren Tor, am Oberen wird es laut Stadt voraussichtlich am 2. September losgehen.
Beim Unteren Tor stehen außerdem die umfangreicheren Arbeiten an, wie Vertreter der Stadt und der zuständige Architekt Stephan Vatter jüngst bei einem Pressetermin darstellten. Deshalb wurde hier auch mit den Arbeiten begonnen. Besonderer Aufwand ist bei der Dachsanierung zu erwarten. Eintretendes Wasser nämlich Schäden am Gebälk des Dachs und am Dachstuhl verursacht. „Das komplette Dach wird abgetragen, die Ziegel eingelagert und die Schäden beseitigt“, so Vatter.
Nicht ganz so schwerwiegend sind nach jetzigem Stand die Maßnahmen am Oberen Tor. Jedoch wird sich das genaue Ausmaß der notwendigen Arbeiten auch erst zeigen, wenn die Experten hinter die Fassaden der denkmalgeschützten Wahrzeichen blicken können. Dann wird sich auch weisen, ob die veranschlagten Gesamtkosten von rund 500.000 Euro für die beiden Sanierungsprojekte eingehalten werden können.
Was bedeutet das Projekt für den innerstädtischen Verkehr?

Mit der Sanierung der Tore ist auch jeweils eine Vollsperrung der Durchfahrten verbunden – und eine durchaus gewöhnungsbedürftige Umleitungsregelung für Autos, die im westlichen Teil der Kaiserstraße bereits mit Beginn der Arbeiten greift.
Generell fordert die Stadt Auswärtige dazu auf, die Parkhäuser am Viehmarktplatz und am Kornhaus, oder alternativ die näher an der Innenstadt gelegenen Parkplätze im Wallgraben und an der Hochrhein-Sporthalle zu nutzen und folglich die Rheinstraße zu meiden.
Für Anwohner und Lieferverkehr gilt aktuell eine Umleitungsregelung über die untere Kaiserstraße und das Schmiedgässle in den Wallgraben. Das bedeutet angesichts der aktuellen Urlaubs- und Sommerlage, dass sie unter Berücksichtigung der für die Fußgängerzone geltenden Schrittgeschwindigkeit um Straßencafé-Plätze und die Warenauslagen der dortigen Geschäfte herumzirkeln müssen.
Mit Beginn der Arbeiten am Oberen Tor wird auch dort kein Durchkommen mehr sein – auch nicht für Anwohner, wie die Stadt mitteilt. Selbst mit Ausnahmegenehmigung könnten diese nur bis zur Marienstraße fahren.
Fußgänger sind von den Maßnahmen derweil nicht betroffen. Die seitlichen Durchgänge bei den Toren bleiben weiterhin geöffnet.
Warum hat sich die Sanierung derart verzögert?
Das marode Äußere der beiden Stadttore als visuelle Visitenkarte von Waldshut gibt seit einigen Jahren Anlass zu energischen Debatten. Während die Notwendigkeit der jetzt begonnenen Maßnahmen unstrittig ist, hat allerdings der Denkmalschutz deren Umsetzung auf die lange Bank geschoben. Strikte Vorgaben gibt es unter anderem beim Material, das für die Sanierung verwendet werden darf, sowie beim Umgang mit der bestehenden Substanz. Hierzu hatte die Denkmalschutzbehörde des Regierungspräsidiums vergangenes Jahr Proben entnommen.
Auch personelle Engpässe in der Stadtverwaltung hätten aber dazu beigetragen, dass die Sanierung nicht schneller in die Wege geleitet werden konnte, wie Oberbürgermeister Martin Gruner jüngst bei einem Pressegespräch vor Ort einräumte. Diese hätten dazu geführt, dass die Stadt andere Prioritäten habe setzen müssen.