Am 24. August 1991 hatte sich die Ukraine nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion für unabhängig erklärt. Seit Februar 2022, seit dem Einmarsch Russlands, verteidigt die Ukraine diese Unabhängigkeit.

„Der Unabhängigkeitstag ist eine Erinnerung an die Freiheit, an jeden glücklichen Tag“, sagte Tamila Elksnit in ihrer kurzen Rede zur Festeröffnung. Sie moderierte das Festprogramm, das Ukrainerinnen und Ukrainer gestalteten und mit dem Helferkreis Asyl Waldshut-Tiengen, unterstützt von der Stadt, organisiert hatten.

Zu den Gästen gehörte mit Petra Dorfmeister auch die Erste Beigeordnete Waldshut-Tiengens. Sie drückte die Hoffnung aus, dass Frieden möglich ist, möglich sein muss und versprach, dass die Stadt auch weiterhin die Geflüchteten aus der Ukraine nach besten Kräften unterstützen wird.

„Das Fest trägt dazu bei, dass Kontakte entstehen, Menschen sich begegnen können und Freundschaften jenseits von Ländern entstehen können“, sagte Dorfmeister.
Stellvertretend für alle, die das Fest organisiert hatten, überreichte sie Elena Korocencev einen Blumenstrauß. Sie würdigte das Engagement Korocencevs seit Kriegsausbruch und deren tatkräftige Unterstützung der Stadtverwaltung in Zusammenhang mit den Geflüchteten.

Musik und Tanz
Am Nachmittag war reges Leben auf dem Viehmarktplatz. Musik und Tanz von ukrainischen Kindern und Erwachsenen, Handgemachtes aus der Ukraine wie bestickte Decken, ukrainische Speisen und besondere Angebote für Kinder vom Zöpfleflechten bis zum Basteln, ließen ein Stück ukrainische Kultur lebendig werden.

Immer wieder wurde ausgedrückt, dass die ukrainischen Geflüchteten der Stadt Waldshut-Tiengen und ihren Bewohnern sehr dankbar für deren Unterstützung sind. Bis in den frühen Abend hinein dauerte das Fest. Mit den Einnahmen werden mobile Solaranlagen gekauft und in die Ukraine geschickt.

„Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht“
Elena Korocencev aus der Ukraine lebt seit fast 15 Jahren in der Gegend. Bei Aktivitäten und Aktionen für und von ukrainischen Geflüchteten ist sie in der Regel maßgebliche organisatorische Kraft.
Frau Korocencev, wie würden Sie die Stimmung unter den ukrainischen Geflüchteten in Waldshut-Tiengen beschreiben?
Anfangs waren die Meisten zuversichtlich, dass sie bald zurückkehren können, aber jetzt sehen sie, dass ein Ende des Krieges nicht in Sicht ist. Das Abwarten ist Aktivitäten gewichen. Sie versuchen, hier Fuß zu fassen, und vielfach gelingt das auch.
Was heißt „Fuß fassen“ konkret?
Viele besuchen Sprachkurse, gehen mittlerweile arbeiten oder haben sich selbstständig gemacht und die Kinder gehen in Schulen oder Kindergärten. Ich kenne Familien, in denen beide Partner arbeiten und die schon jetzt sagen, dass sie hierbleiben wollen. Wir sind mittlerweile auch sehr gut vernetzt, zum Beispiel über verschiedene WhatsApp-Gruppen. Alle haben noch eine Aufenthaltsgenehmigung bis März 2024, wir werden sehen, was danach kommt.
Können Sie uns einige Aktivitäten und Angebote für geflüchtete und von geflüchteten Ukrainern nennen?
Bei der DAA und der Volkshochschule gibt es Sprachunterricht, ein Mal im Monat gibt es Treffen in der Stadtscheuer, in letzter Zeit zu bestimmten Themen, zum Beispiel wie in Deutschland Bewerbungen aussehen müssen. Die evangelische Kirche ist uns eine große Stütze, in der Versöhnungskirche finden regelmäßig Begegnungscafés statt, jeden Mittwoch bastelt dort eine Ukrainerin mit Kindern und eine andere gibt jeden Montag Musikunterricht. In Tiengen haben wir einen Raum, der von einer Ukrainerin organisiert wird. Dort können die Leute Sachspenden abgeben.