Waldshut Die SPD-Landtagskandidatin für Wahlkreis Waldshut, Joana Stöhrer da Costa, besuchte das erste Finta-Treffen in Waldshut. Wie fühlt es sich an, wenn einem im Job oder Ehrenamt ständig weniger zugetraut wird, nur weil man nicht dem klassischen Rollenbild entspricht? Zu Finta-Personen zählen all jene Menschen, die aufgrund ihrer Geschlechtsidentität oder ihres Geschlechtsausdrucks von Diskriminierung betroffen sein können, informiert die Kandidatin.
Die Jusos Waldshut hatten eingeladen und zahlreiche Teilnehmerinnen waren gekommen, um sich über persönliche Erfahrungen und politische Perspektiven auszutauschen. Mit dabei war auch Joana Stöhrer da Costa, SPD-Landtagskandidatin für den Wahlkreis Waldshut-Rheinfelden: „Ich habe selbst erlebt, wie oft man sich doppelt und dreifach beweisen muss“, sagte Stöhrer da Costa laut Pressemitteilung gleich zu Beginn des Treffens. Die SPD-Kandidatin weiter: „Viele Finta-Personen werden als weniger kompetent wahrgenommen, müssen sich öfter rechtfertigen und hören Kommentare, die mit der Sache nichts zu tun haben.“
Initiiert wurde das Treffen von Gulnara Malzner, Co-Vorsitzende der Jusos Waldshut. „Wir wollten einen Raum schaffen, in dem persönliche Erfahrungen zur Sprache kommen, und daraus politische Ideen entwickeln“, wird Malzner in der Pressemeldung zitiert. „Gerade im ländlichen Raum fehlt es oft an solchen Möglichkeiten.“
Während des Treffens präsentierten Teilnehmerinnen aktuelle Zahlen zur Gewalt gegen Finta-Personen: Laut Bundesfamilienministerium erlebt jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens physische oder sexualisierte Gewalt. Und das Risiko für Trans-Personen, physische oder sexualisierte Gewalt zu erfahren, liege zwei- bis dreimal höher als bei Cis-Personen, heißt es weiter.
Aber es gebe noch weitere Benachteiligung im Alltag, ob im Beruf, in der Politik oder im Ehrenamt. Hier berichteten die Anwesenden von Kommentaren wie „Lass das mal die Jungs machen“ oder von dem Gefühl, ständig mehr leisten zu müssen, um ernst genommen zu werden.
„Ich kandidiere für den Landtag, weil ich dieses Thema sichtbar machen will. Politik muss alle mitnehmen, unabhängig vom Geschlecht“, erklärte Stöhrer da Costa laut Mitteilung weiter und verwies abschließend auf das aktuelle Beispiel Frauke Brosius-Gersdorf: Diese habe ihre Kandidatur für das Bundesverfassungsgericht nach einer „mindestens unsachlichen“ Kampagne zurückgezogen. „Solche Beispiele zeigen mir, wie tief Vorurteile selbst in höchsten Kreisen verwurzelt sind. Das muss sich endlich ändern.“ (pm/kol)
Finta und Cis: Finta ist die Abkürzung für Frauen, Inter*, Nicht-binäre, Trans* und Agender Personen. Cis-Personen sind Menschen, deren Geschlechtsidentität mit dem Geschlecht übereinstimmt, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde