Ausgesetzte, verwilderte oder streunende Haustiere – sie finden auch weiterhin eine Zuflucht und einen Ort zur Vermittlung in ein neues Daheim.
Der Gemeinderat Waldshut-Tiengen sagte jetzt Ja zum Abschluss eines Fundtierpauschalvertrags mit dem örtlichen Tierschutzverein – wenn auch nicht einstimmig, sondern mit zwei Nein-Stimmen und einer Enthaltung in der jüngsten öffentlichen Sitzung.
Fundtierpauschalvertrag bedeutet, dass der Tierschutzverein Waldshut-Tiengen, Träger und Betreiber des Tierheims Steinatal im Ortsteil Breitenfeld, 1,50 Euro pro Einwohnerin und Einwohner und Jahr erhält. Bei der aktuellen Einwohnerzahl Waldshut-Tiengens von 25.000 sind das 37.500 Euro.
Anja Fuchs, die Tierheimleiterin und stellvertretende Vereinsvorsitzende, sagt: „Ob wir mit dem Geld auskommen, wird sich weisen.“ Gut sei in jedem Fall, dass das zuvor geltende System der Einzelabrechnung der Kosten pro Tier, weil arbeitsaufwendig und kompliziert, beendet sei.
Extrem schwankende Fundtierkosten
40.500 Euro hatten die Fundtierkosten im vergangenen Jahr betragen, ein gegenüber 2022 fast doppelt so hoher Betrag. Fuchs sagt, dass die Summe von Jahr zu Jahr teils extrem schwanke: 2020 war es mit nur 11 500 Euro beispielsweise deutlich weniger, 2019 aber noch etwas mehr als 2023.

Hinzukommen auch die Kosten für die Abgabetiere: Haustiere, die zuvor in einem Haushalt lebten, dann aber aus familiären, finanziellen oder sonstigen Gründen, sofern geimpft, gechipt und kastriert, ins Tierheim gegeben werden. So ändert sich die Zusammensetzung der tierischen Bewohnerschaft im Steinatal laufend: Aktuell sind sehr viele Jungtiere – teils erst zehn Tage alt – dabei, erzählt Fuchs. Sie sagt: „Wir sind voll bis unters Dach.“
Im Tierheim Steinatal leben ausschließlich Katzen und ein paar wenige Kleintiere. Hunde werden dort seit knapp zwei Jahren nicht mehr aufgenommen. Die Bereiche, in denen sie zuvor untergebracht waren, werden demnächst auch zur Katzen- und Kleintierzone umgebaut. Die Unterbringung der Katzen ist aufwändig – räumlich getrennt auch nach Alter und Temperament.
In der Regel verbringen Fund- und Abgabetiere zwischen sechs und acht Wochen im Steinatal, bis sie an neue Halterinnen und Halter vermittelt sind. „Indigo“ zum Beispiel, eine Katze, der ein Bein amputiert werden musste, hat Glück: Sie wechselt demnächst in ein neues Zuhause. „Zora“, ihre Zimmergenossin, muss noch eine Weile bleiben.
Fundtierpauschalvertrag und Katzenschutzverordnung sind vom Gemeinderat Waldshut-Tiengen zusammen auf den Weg gebracht worden.
Und auch der Tierschutzverein sieht den entscheidenden Vorteil in der Kombination beider. Das Kalkül: Dass mit der Katzenschutzverordnung sich die Zahl der Fundtiere deutlich reduziert.

Sind damit doch Halterinnen und Halter verpflichtet, die Tiere, sofern freilaufend, kastrieren zu lassen. Tun sie das nicht, können sie dank des implantierten Chips ausfindig gemacht und zur Begleichung der Kosten für den Eingriff gezwungen werden. So kommen weniger Jungtiere auf die Welt und landen erst gar nicht im Tierheim. Denn teils, das berichtet Fuchs, kommen sie dort sehr lädiert an, in gesundheitlich schlechtem Zustand unter Krankheiten wie Katzenschnupfen leidend.
Hoffnungen in die Katzenschutzverordnung
Fuchs sagt: „In die Katzenschutzverordnung setzen wir große Hoffnungen, erwarten von ihr, dass sie mittel- und langfristig die Überfüllung des Tierheims beenden und damit die Kosten verringern wird.“ Aktuell seien die 1,50 Euro pro Einwohnerin und Einwohner aber eher knapp bemessen. Ob das neue Finanzierungsmodell ein Erfolg sei, könne erst in drei bis vier Jahren sicher beurteilt werden können, sagt sie. Und schiebt nach: „2025 werden wir wohl erst mal draufzahlen.“ Gut, dass da Spenden eine weitere Einnahmequelle bilden, um die vier vom Verein beschäftigten Voll- und Teilzeitkräfte sowie die sechs auf 520-Euro-Basis arbeitenden Aushilfen zu bezahlen. Ehrenamtliche wie Barbara Schwarz helfen zudem, die Kosten geringer zu halten.