„Es war ein langer, anstrengender Tag, aber ein Erlebnis“, fasste Pfarrer Ulrich Sickinger einen denkwürdigen Tag zusammen. Das Erlebnis fand am Freitag in der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck in Österreich statt. Dort wurden die drei neuen Glocken für die Liebfrauenkirche Waldshut gegossen.
Leider lief nicht alles nach Plan: Die Maria-Glocke mit 1,70 Meter Durchmesser, die größte der drei Glocken, muss erneut gegossen werden. Die Umhüllung, der sogenannte Mantel, bekam einen Riss, die Bronze lief aus. Die Lehmform hatte an einer Stelle dem Druck der rund 1150 Grad heißen Bronze nicht standgehalten.
Wochenlange Arbeit umsonst
Besonders große Glocken sind beim Guss enormen Belastungen ausgesetzt. Die ausgelaufene Bronze kann die Firma Grassmayr wiederverwenden, aber wochenlange Arbeit war umsonst.
Glockengießen ist eine sehr alte, handwerkliche Kunst, für deren Gelingen es keine 100-prozentige Sicherheit gibt. „So etwas ist in unserer über 400-jährigen Geschichte schon passiert und wird auch in Zukunft passieren“, sagte Seniorchef Christof Grassmayr.
Schon Friedrich Schiller brachte in seinem berühmten Gedicht „Das Lied von der Glocke“ die Unwägbarkeiten beim Glockenguss zum Ausdruck“: „Wenn der Guss misslang? Wenn die Form zersprang? Ach! Vielleicht, indem wir hoffen, hat uns Unheil schon getroffen.“
So traurig der missglückte Guss der Maria-Glocke ist, die Wertschätzung von Menschen, die sich wie die Familie Grassmayr seit Generationen der Glockengießkunst verschrieben haben, dürfte bei allen, die beim Gießen dabei waren, nur noch größer geworden sein.
Von Waldshuter Seite waren es 50 Personen, die mit einem Bus der Firma Kauffmann Reisen aus Stühlingen zusammen mit Pfarrer Sickinger nach Innsbruck gefahren waren. Gut 300 Kilometer betrug ein Weg.

Auch wenn die Maria-Glocke jetzt nochmals gegossen werden muss, Grund zur Freude gab es dennoch: Der Guss der zwei kleineren Liebfrauen-Glocken lief gut. Ebenso der von sieben weiteren Glocken, die für Tschechien, Österreich und Bosnien gegossen wurden.
Nach der anfänglichen Bitte um Gottes Segen für den Guss wurde am Schluss von allen „Großer Gott wir loben dich“ gesungen. Das Glockengießen startete ein paar Minuten vor 15 Uhr, dem traditionellen Glockengießtermin, weil Freitag, 15 Uhr, als Todestag Jesu gilt.

Am Vormittag hatten Seniorchef Christof Grassmayr und seine Frau durch das firmeneigene Glockenmuseum geführt und erklärt und gezeigt, wie Glocken entstehen. Zum Abschluss wurde ein „Glockenschnapserl“ gereicht. „Das gehört zur Qualität der Glocken hinzu“, sagte Christof Grassmayr, dessen Humor bei der Führung immer wieder aufblitzte.