Stadtverwaltung, Gemeinderat und Fachleute sind sich darüber einig, dass die Schlossgarage Tiengen ein Sanierungsfall ist. Für Unstimmigkeiten zwischen der Verwaltungsspitze und der Fraktion der Freien Wähler sorgen jedoch zwei Gutachten, die sich beide mit dem baulichen Zustand der städtischen Tiefgarage im Tiengener Schloss befassen.

Auf der einen Seite gibt es eine Bestandsaufnahme des Ingenieurbüros Braun, das seinerzeit vom damaligen Hochbauamtsleiters Lorenz Wehrle in Auftrag gegeben worden sei. Auf der anderen Seite habe in der Vergangenheit eine Begehung des Parkhauses durch die Ingenieurgruppe Flösser (Bad Säckingen) stattgefunden.

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In der jüngsten Sitzung stimmte der Waldshut-Tiengener Gemeinderat über über einen Antrag der Freien Wähler zu den Parkhäusern in der Stadt ab. Im Vorfeld hatte die Fraktion einen Antrag eingereicht, der forderte, dass das Ingenieurbüro Braun dem Gremium den Ist-Zustand aller drei Parkhäuser der Doppelstadt erläutert.

In der Sitzung selbst teilte Stadtrat Thomas Hilpert jedoch mit, dass die Freien Wähler auf eine Vorstellung für die Parkhäuser am Kornhaus und am Viehmarktplatz im Waldshut verzichten, aber auf eine Bestandsaufnahme für die Schlossgarage Tiengen bestehen. „Hier ist der Bedarf am Größten“, erklärte Hilpert. Der abgespeckte Antrag wurde mit knapper Mehrheit abgelehnt.

Stattdessen fasste Bernhard Sandmann von der Ingenieurgruppe Flösser aus Bad Säckingen in der Sitzung die Ergebnisse einer Begehung der Schlossgarage Tiengen zusammen: „Wir haben Schäden in allen Bauteilen gesehen.“ Er verwies auf Risse in der Bodenplatte sowie in der Decke und in den Wänden der 38 Jahre alten Tiefgarage.

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Der Sanierungsbedarf sei zwar erheblich, „aber wir haben keine Schäden gesehen, die so stark sind, dass Gefahr im Verzug wäre“, betonte Sandmann. Die Bestandsaufnahme des Ingenieurbüros Braun bezeichnete er als „absolut professionell“. Allerdings handele es sich um eine Zustandsbeschreibung und nicht um ein Sanierungskonzept. Der Ingenieur aus Bad Säckingen empfahl der Verwaltung, die Schlossgarage regelmäßig zu kontrollieren und die Sanierung zeitnah auf die Agenda zu setzen. „Die Planungen und Vergaben brauchen Zeit“, weiß der Experte.

Ein Auto fährt in die Schlossgarage in Tiengen.
Ein Auto fährt in die Schlossgarage in Tiengen. | Bild: Juliane Schlichter

Oberbürgermeister Philipp Frank erklärte in der Sitzung, die Sanierung der Schlossgarage angehen zu wollen, sobald die neu gewählte Bürgermeisterin Petra Dorfmeister ihr Amt angetreten habe. „Geben Sie der Verwaltung das Vertrauen, dass wir verantwortungsvoll mit dem Thema umgehen“, appellierte er an die Ratsrunde.

Zwei Gutachten für ein Parkhaus

Doch wie kommt es überhaupt, dass es zwei verschiedene Bestandsaufnahmen für die Schlossgarage Tiengen gibt? „Diese Entscheidung wurde seinerzeit im Stadtbauamt getroffen, die Beweggründe lassen sich nicht mehr erfragen“, teilt OB Frank dazu auf Nachfrage dieser Zeitung mit.

Auf die Frage, wie sich die Kosten für zwei Gutachten, die sich um das gleiche Projekt drehen, rechtfertigen lassen, entgegnet der Verwaltungschef: „Ich kann die Notwendigkeit zweier Gutachten nicht erkennen. Warum man im Stadtbauamt so entschieden hat, entzieht sich meiner Kenntnis.“

Gutachten jederzeit einsehbar

Auch wenn die Freien Wähler mit ihrem Antrag, das Gutachten des Ingenieurbüros Braun im Gemeinderat vorzustellen, gescheitert sind, seien die Unterlagen jederzeit für alle Stadträte im Bauamt einsehbar, betonte Philipp Frank.

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