In einer bewegenden Trauerfeier haben am Freitagnachmittag die Trauerfamilie, Künstler, Wegbegleiter und Bürger Abschied von Pfarrer Paul Gräb genommen, der am Montag vergangener Woche im Alter von 97 Jahren verstorben war. Dass es keiner Worte bedarf, um die hohe Wertschätzung gegenüber dem Verstorbenen und die tiefe Trauer über den schmerzlichen Verlust auszudrücken, bewies in der evangelischen Stadtkirche Bad Säckingen niemand geringeres als Stargeigerin Anne-Sophie Mutter: Mit der Kraft der Musik verneigte sie sich mit drei Stücken vor Paul Gräb, den sie schon seit ihrer frühesten Jugend zu ihren Freunden zählte.
Pfarrer Winfried Oelschlegel bezeichnete Paul Gräb als "Zeuge und Bote des Glaubens", der sich seines Glaubens "immer gewiss" gewesen sei. Die Liebe, die er durch seinen Glauben empfangen habe, habe er nie als Besitz festgehalten, sondern immer an Ehefrau, Familie und Freunde weitergegeben. Bürgermeister Michael Thater würdigte Paul Gräb als Menschenfreund und Pionier der Behindertenarbeit. "Noch bevor das Wort Inklusion geprägt wurde, leistete er aktive Integration von behinderten Menschen in unsere Gesellschaft", so Thater. Als "begnadeter Prediger und geistreicher Seelsorger" habe er die Herzen der Menschen erreicht. Die "geniale Idee", auf der das Öflinger Modell fuße, trage noch heute: Künstler und Kirche zusammenbringen und damit Gutes tun. Was Ende der 50er-Jahre mit der Öflinger Kirchenorgel begann, habe mit der Öflinger Diakonie bleibende Spuren hinterlassen.
Als einer der Künstler nahm Maler Stefan Budian mit sehr herzlichen Worten Abschied von Paul Gräb. Ebenso persönlich die Worte von Paul Gräbs Enkel Jochen Mühlenbrink und von Rainer Kaskel, Vorsitzender des Diakonievereins, und seit vielen Jahren eng mit Familie Gräb verbunden. Der Vorsitzende der Hanna und Paul-Gräb-Stiftung, Ulrich Delhey, versprach, das Werk von Paul Gräb in seinem Sinne weiterzuführen.

Mit dem überaus bewegenden Ave Maria von Bach/Gounod setzte Anne-Sophie Mutter – sichtlich berührt – den emotionalen Schlusspunkt der Trauerfeier. Jenes Stück hatte sie schon vor zehn Jahren bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Paul Gräb gespielt und zuletzt auch beim Benefizkonzert in der Wehrer Stadthalle im Repertoire.