Nicht weniger als eine Dokumentation der Wehrer Geschichte in Bildern hat sich Kulturamtsleiter Reinhard Valenta vorgenommen: Fotografien, Baupläne und Geschichten sollen mit der Mithilfe der Bevölkerung zu einem großen, multimedialen Bild der Innenstadt zusammengefasst werden.

Schopfheimer Straße 2: Seit 160 Jahren findet man an der Ecke zur Hauptstraße bereits feine Stoffe und später Textilien und Mode ...
Schopfheimer Straße 2: Seit 160 Jahren findet man an der Ecke zur Hauptstraße bereits feine Stoffe und später Textilien und Mode besonders für die festlichen Anlässe im Leben. Um 1878 wird Rudolf Bär Namensgeber, auch wenn die Geschicke des Geschäfts nach Heirat der Tochter des Inhabers Rudolf Bärs in den 30er Jahren von der Familie Wunsch geleitet werden. | Bild: Wunsch/Stadtarchiv

„Sie alle sind meine Helfershelfer, zusammen wollen wir Geschichte schreiben“, so Reinhard Valentas Aufruf an die Bevölkerung bei seinem ersten Vortrag zur Wehrer Stadtgeschichte Mitte April. Mit Unterstützung der Mathematikerin Liping Li, die die Stadt bereits bei der VHS-Zertifizierung unterstützt hat, sowie Buchhändlerin und Mitglied der Servicegemeinschaft, Gabriele Volk, konnten bereits viele Informationen eingesammelt werden.

Schopfheimer Straße 2: In den 50er Jahren sorgte die Modernisierung des Textilhändlers Benno Wunsch für eine modernere Ansicht des ...
Schopfheimer Straße 2: In den 50er Jahren sorgte die Modernisierung des Textilhändlers Benno Wunsch für eine modernere Ansicht des Traditionshauses. | Bild: Julia Becker

„Der Rücklauf ist sehr gut, jetzt müssen wir alles erfassen und digitalisieren“, sagt Valenta. „Wir wollen alle Wehrer Häuser an der Hauptstraße und auch an den Nebenstraßen erfassen und dokumentieren“, erklärt er das Projekt. Neben Bildern sind darum auch Baupläne, Familiengeschichten und persönliche Anekdoten interessant. Geplant sind Infotafeln an den Häusern und eine Internetseite, auf der alle Informationen zusammenfließen.

Hauptstraße 35: Um 1880 konnte man bei Deck & Mutter feine Waren aus den Kolonien, wie zum Beispiel Kaffee und Kakao, kaufen. Anfang des ...
Hauptstraße 35: Um 1880 konnte man bei Deck & Mutter feine Waren aus den Kolonien, wie zum Beispiel Kaffee und Kakao, kaufen. Anfang des 20. Jahrhunderts bot die Familie Büche hier Schuhwaren und Damenbekleidung an. Heute heißt das Geschäft gegenüber der Volksbank X.sportfashion, Sandra Schmidt verkauft hier Sportbekleidung und passende Accessoires. | Bild: G. Kramer/Stadtarchiv

Ein Meilenstein wird im Juni die Vorstellung des Bildbands „Wehr und Öflingen in historischer Fotografie“, so Valenta. Nach der guten Resonanz seines Vortrags kann sich der kurz vor der Pensionierung stehende Kulturamtsleiter im Herbst einen weiteren Vortrag mit Bildern vorstellen. Der „Stadtspaziergang“ mit Fotografien von 1889 bis in die 60er Jahre lockte rund 100 Neugierige in die Stadthalle. An der Hauptstraße entlang berichtete Valenta von teils mehr als 100 Jahre alten Anekdoten so lebendig, als sei er selbst dabei gewesen. Legendäre Gasthäuser wie der „Adler“ oder der „Schwanen“ wecken auch im Publikum alte Erinnerungen.

Hauptstraße 35: Heute heißt das Geschäft gegenüber der Volksbank X.sportfashion, Sandra Schmidt verkauft hier Sportbekleidung und ...
Hauptstraße 35: Heute heißt das Geschäft gegenüber der Volksbank X.sportfashion, Sandra Schmidt verkauft hier Sportbekleidung und passende Accessoires. | Bild: Julia Becker

So erinnert sich Familie Raiber an die Jugendzeit im Café „Wunderle“, Tanzstunden im Gasthof „Dreikönig“ und die Mühle der Familie hinter der Bäckerei Albietz. Herbert Handwerker erinnert sich sogar noch an das Bauernhaus seines Großvaters, an dessen Stelle später das Café „Wunderle“ stand.

Zeitzeuge: Urwehrer Herbert Handwerker erinnert sich noch gut an viele Geschichten aus seiner Jugend.
Zeitzeuge: Urwehrer Herbert Handwerker erinnert sich noch gut an viele Geschichten aus seiner Jugend. | Bild: Julia Becker

„Mein Vater hatte ein Fahrgeschäft und nahm mich oft mit. Im Krieg sind wir nach Freiburg gefahren und haben zwei Engel für die Kirche geholt. Ich erinnere mich noch an die Zerstörungen. Wir sind viel rumgekommen“, erinnert sich Handwerker lebhaft. „Wir suchen alte Fotos und Baupläne von Wehrer Geschäften und Gebäuden, aber auch Kontakt zu Menschen, die ihre Erinnerungen teilen möchten“, so Valentas Appell an die Wehrer Bevölkerung.