Nicht weniger als eine Dokumentation der Wehrer Geschichte in Bildern hat sich Kulturamtsleiter Reinhard Valenta vorgenommen: Fotografien, Baupläne und Geschichten sollen mit der Mithilfe der Bevölkerung zu einem großen, multimedialen Bild der Innenstadt zusammengefasst werden.

„Sie alle sind meine Helfershelfer, zusammen wollen wir Geschichte schreiben“, so Reinhard Valentas Aufruf an die Bevölkerung bei seinem ersten Vortrag zur Wehrer Stadtgeschichte Mitte April. Mit Unterstützung der Mathematikerin Liping Li, die die Stadt bereits bei der VHS-Zertifizierung unterstützt hat, sowie Buchhändlerin und Mitglied der Servicegemeinschaft, Gabriele Volk, konnten bereits viele Informationen eingesammelt werden.

„Der Rücklauf ist sehr gut, jetzt müssen wir alles erfassen und digitalisieren“, sagt Valenta. „Wir wollen alle Wehrer Häuser an der Hauptstraße und auch an den Nebenstraßen erfassen und dokumentieren“, erklärt er das Projekt. Neben Bildern sind darum auch Baupläne, Familiengeschichten und persönliche Anekdoten interessant. Geplant sind Infotafeln an den Häusern und eine Internetseite, auf der alle Informationen zusammenfließen.

Ein Meilenstein wird im Juni die Vorstellung des Bildbands „Wehr und Öflingen in historischer Fotografie“, so Valenta. Nach der guten Resonanz seines Vortrags kann sich der kurz vor der Pensionierung stehende Kulturamtsleiter im Herbst einen weiteren Vortrag mit Bildern vorstellen. Der „Stadtspaziergang“ mit Fotografien von 1889 bis in die 60er Jahre lockte rund 100 Neugierige in die Stadthalle. An der Hauptstraße entlang berichtete Valenta von teils mehr als 100 Jahre alten Anekdoten so lebendig, als sei er selbst dabei gewesen. Legendäre Gasthäuser wie der „Adler“ oder der „Schwanen“ wecken auch im Publikum alte Erinnerungen.

So erinnert sich Familie Raiber an die Jugendzeit im Café „Wunderle“, Tanzstunden im Gasthof „Dreikönig“ und die Mühle der Familie hinter der Bäckerei Albietz. Herbert Handwerker erinnert sich sogar noch an das Bauernhaus seines Großvaters, an dessen Stelle später das Café „Wunderle“ stand.

„Mein Vater hatte ein Fahrgeschäft und nahm mich oft mit. Im Krieg sind wir nach Freiburg gefahren und haben zwei Engel für die Kirche geholt. Ich erinnere mich noch an die Zerstörungen. Wir sind viel rumgekommen“, erinnert sich Handwerker lebhaft. „Wir suchen alte Fotos und Baupläne von Wehrer Geschäften und Gebäuden, aber auch Kontakt zu Menschen, die ihre Erinnerungen teilen möchten“, so Valentas Appell an die Wehrer Bevölkerung.
Der Bildband
Einkaufen wie Oma Albietz und Tante Fricker: Der Bildband „Wehr und Öflingen in historischer Fotografie“ wird am Donnerstag, 27. Juni, ab 20 Uhr in der Stadthalle Wehr vorgestellt. Weitere Bilder und Informationen für das Projekt „Handel und Handwerk in Wehr seit 1890“ sammelt Gabriele Volk. Die Buchhandlung Volk in der Hauptstraße 34 ist unter Telefon 07762/511 66 und per E-Mail (buchhandlung-volk@t-online.de) zu erreichen.