Die Grippe war bis zur Entwicklung wirksamer Impfstoffe eine sehr gefährliche Krankheit. 1936 wurde zwar der erste Lebendimpfstoff entwickelt und seit 1942 in den USA eingesetzt. Es dauerte aber noch zwei Jahrzehnte, ehe Influenzaimpfstoffe auch in Europa zugelassen wurden. Natürlich litt auch die Wirtschaft unter Grippeepidemien.

Im Februar 1953 wurde in den Werken der Brennet (damals MBB) infolge einer Grippewelle ein Krankenstand von 13 Prozent registriert. Normalerweise lag er bei ca. 4,5 Prozent. Als 1957/58 weltweit die sog. asiatische Grippe grassierte, stieg der Krankenstand im Oktober/November sogar auf 16 Prozent. Im Februar 1959 betrug er immer noch 11,75 Prozent. Die Folgen für die Produktion waren beträchtlich.

Vorstand und Betriebsrat der Brennet reagierten daher prompt, als 1968 die sogenannte Hong Kong-Grippe (Virus-Typ A/H3N2) weltweit mit einer hohen Sterblichkeit zirkulierte. Damals waren gerade hochwirksame Influenza-Impfstoffe mit Antigenen zugelassen worden. Sofort startete man in den Werken der Brennet AG eine Impfaktion für die Belegschaft. Sie wurde in den Folgejahren routinemäßig wiederholt. Die Impfung lief ohne riesige Bürokratie ab. Die Belegschaftsmitglieder gingen in den für die Impfung hergerichteten Raum, wo sie vom Werksarzt die Spritze bekamen und die entsprechenden Daten in den Impfpass eingetragen wurden. So einfach ging das. Die Resultate waren beträchtlich. Der Krankenstand sank bis Mitte der 1970er Jahre trotz Grippe auf 4,4 Prozent. Ob wir es in absehbarer Zeit schaffen werden, ein ähnlich pragmatisches Vorgehen für die Corona-Impfungen anzuwenden? Wie die Grippe, so wird uns Corona sicher noch lange begleiten. Sobald aber routinemäßig geimpft werden kann, verliert auch diese Geißel ihren Schrecken.

Das könnte Sie auch interessieren