Die Fasnacht ist proklamiert – Öflingen hatte den Narrenkonvent der Vereinigung Hochrheinischer Narrenzünfte (VHN) gestern ausgerichtet. Ein Auftakt der närrischen Zeit, die manch Höhepunkt wieder in das untere Wehratal bringen wird. Als Traditionsort der urig-dörflichen Fasnacht starten die Narren zuerst mit dem Konvent, dann kehrt Besinnung ein und ab Dreikönig geht es Schlag auf Schlag. Alles mündet dann am 22. und 23. Februar in das 57. Internationale Narrentreffen der VHN auf den Straßen von Öflingen.
Schnell füllte sich die Schul- und Sporthalle am Montagvormittag; es pfiff ein kalter Wind das Tal herunter. Die Vertreter der sechs VHN-Zünfte von Ryburg, Karsau, Schwörstadt, Todtmoos und Murg wollten mit ihren gleichgesinnten Fasnächtlern aus Öflingen einen schönen Tag verbringen.
VHN-Jubiläum wird auch zum Nerrenmotto
Alles war durchorganisiert, hat etwas mit dem eigenen Traditionsverständnis und Können zu tun, wurde gleich honorig erwähnt. VHN-Präsident Martin Klein etwa war voll des Lobes auf die Öflinger Narrenzunft und ihren Zunftmeister Michael Sutter: „Die können das und er macht das schließlich auch schon zum fünften Mal“. Gleich hinterher kam das diesjährige Motto auch zu Tage: „Keini Fake News – denn eins isch wohr: Die VHN isch 60 Johr.“ Die Jubiläen purzeln und neue Rekorde sind angepeilt. Alles läuft auf das große Narrentreffen Ende Februar raus und auch da sei die Organisation weitgehend abgeschlossen.
Banger Blick auf die Bundespolitik
Nur ein politisches Ereignis könnte den Narren ihr Narrentreffen noch verhageln: Eine vorgezogene Bundestagswahl. Denn beides an einem einzigen Tag sei ordnungspolizeilich kaum zu organisieren, teilte der Wehrer Ordnungsamtsleiter Stefan Schmitz auf Anfrage des SÜDKURIER am Montag mit. Nicht nur er schaut deshalb mit bangem Blick aufs politische Berlin, wo derzeit ein Termin für die Neuwahlen gesucht wird. Der 23. Februar wird dabei durchaus als potenzieller Wahltermin gehandelt. „Dann lieber schon im Januar“, bekannte Schmitz.
Närrische Standarte ist wieder in Öflingen
Das Sumpfernie-Orchester machte den Auftakt zum Konvent mit ihrer gar nicht schrägen Musik. 14 Herren in Frack und mit Zylinder überbrückten die Zeit bis zur magischen Minute um 11 Uhr 11. Endlich bekam das Narri ein lautes Narro zur Antwort aus 160 Kehlen. Nach acht Jahren kehrt der große fasnächtliche Trubel wieder zurück nach Öflingen. Dazu wurde die VHN-Standarte von Schwörstadt her an das Nachbardorf weitergereicht – Oberschneck Jürgen Zwigart zog mit der Fahne durch die Reihen der Zünfte.
Und da kam ein kleiner, unverzeihlicher Lapsus zu Tage: Die Öflinger haben keinen funktionierenden ledernen Fahnengürtel mehr, mussten sie eingestehen, die Standarte wurde direkt an der Bühne befestigt. Mit der Fahnenübergabe ist Öflingen nun der offizielle Ausrichter der VHN-Fasnacht.

Bei Bürgermeister Michael Thater liegt nun die Schirmherrschaft, wobei er direkt eingestehen konnte: „Eigentlich bin ich der Vertreter von Paul Erhart“ – der Saal honorierte diese Ehrlichkeit johlend. Erhart begleitet seit 25 Jahren die Öflinger Narrenzunft bei den VHN-Treffen.
Ehrungen für verdiente Narren
Beiden Wehrer Stadtvertretern wurde von der VHN die Ehrennadel in Gold für ihre fasnächtliche Begeisterung überreicht, die Ehrennadeln in Silber haben Andrea Malzacher und Angelica Sutter erhalten. In Bronze ausgezeichnet wurden Irmgard Baumgartner, Matthias Huber und Uli Meier für ihr Engagement bei der Öflinger Fasnacht. Jürgen Zwigart und Michael Sutter sind zu VHN-Ehrenmitgliedern ernannt worden.

Närrischer Spott für Zunftmeister Sutter
Bei alle den Formalien und Traditionen kamen die Frotzeleien und kleinen Anekdoten aus der Vergangen nicht zu kurz. Sutter musste seine Narrenkappe ablegen und sich auf offener Bühne zum Narren küren lassen. Die Todtmooser Narrenzunft startete damit und zelebrierte das Durchhaltevermögen von Sutter – „Sein Power-napping ist legendär“, und Andrea Malzacher überreichte Sutter einen bequemen Liegestuhl samt Schlafbrille.
Die Ryburger hatte ihren närrischen Schabernack schon am Öflinger Oktoberfest gestartet. Sie brachten den entwendeten Fassanstichhammer zurück, mit neuem Schaft und manch neuer Brandmarke darauf. Auch hier wurde das kurze Erholungsschläfchen von Sutter noch mal vertieft. Dieses Mal aber war die Schlafmaske außen mit aufgemalten offenen Augen verziert. „Die Öflinger Narrenzunft war schon immer ein guter Gastgeber“, stellten zahlreiche Vertreter der Zünfte in ihrem Tenor lauthals durchgehen fest.