Wehr – Ein voller Erfolg war der erste Museumsabend im Stadtmuseum Wehr. Rund 50 Besucher waren am Freitag zum Vortrag des Glasbläsers Dirk Bürklin gekommen, der in Großherrischwand neben dem Klausenhof-Museum eine offene Glaswerkstatt betreibt. Mit den Museumsabenden möchte der neue Vorstand des Förderkreises das Museum stärker in den Mittelpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit rücken und Themen aufgreifen, die mit der Stadt Wehr, ihrer Geschichte und Kultur verbunden sind.
Der neue Vorsitzende Dieter Walz hatte die Themen Wald und Glas ausgewählt. Ausgangspunkte waren die dem Museum überlassene Sammlung Schwarzwälder Gläser von Franz-Josef Egetmeyer und der Waldreichtum der Stadt. Er ermöglichte die Entstehung der Eisenherstellung und der Glasindustrie. In Wehr gab es zwar keine Glashütte, dafür siedelten sich in der Umgebung Glasbläserfamilien an; beispielsweise wurde in Todtmoos 200 Jahre lang Glas hergestellt.
Zur Einführung wurde ein Film von Holger Metzger über Dirk Bürklins Werkstatt und die Technik des Glasblasens gezeigt. Der selbstironische Titel „Der nutzlose Glasbläser“ war mit Hintersinn gewählt, verweist er doch auf Schillers Theorie des homo ludens, wonach der Mensch nur da ganz Mensch ist, wo er spielt. Die Produkte sind nicht zwingend notwendig, sondern einfach nur schön.
Schon vor 7000 Jahren erkannten die Mesopotamier, dass Glas nichts anderes ist als geschmolzener Sand. Die Römer brachten die Technik nach Mitteleuropa und ermöglichten die Entstehung einer Glasindustrie in waldreichen Gebieten. Zahlreiche Bäume mussten gefällt und zur Gewinnung von Pottasche verbrannt werden, und auch die Schmelzöfen benötigten Unmengen an Feuerholz, daher entstanden ganze Dörfer rund um die Glashütten. Während Venedig für Luxusgläser berühmt war, konzentrierten sich die Schwarzwälder auf Gebrauchsgläser.
Nach der Abholzung großer Waldgebiete zogen die Glasbläser weiter. Bis ins 19. Jahrhundert konnten sich die Schwarzwälder Glashütten behaupten, doch dann führten die Nutzung anderer Energiequellen zur Glasschmelze und die künstliche Herstellung von Soda und Pottasche dazu, dass die Glasindustrie nicht mehr vom Vorhandensein großer Wälder abhängig war. Die Glashütten siedelten sich an den großen Verkehrswegen an, und damit wurde auch der Beruf des Glasträgers obsolet. Im Museum zeugt die Sammlung Egetmeyer von der schlichten Schönheit der Schwarzwälder Gläser und dem Erfindungsreichtum ihrer Schöpfer.
Am Freitag, 14. Februar, referiert Forstdirektor a.D. Hans Mehlin über die Waldnutzung im Spiegel der Jahrhunderte. Am Freitag, 14. März, widmet er sich in einem Vortrag der nachhaltigen Waldnutzung.