Die Grundsatzentscheidungen für einen Ruhewald im Ortsteil Horheim „Am Dornhau“ wurde schon im Mai dieses Jahres vom Gemeinderat getroffen. Nun stimmte das Gremium in der jüngsten Sitzung am Montagabend einstimmig der Umsetzung der von Landschaftsarchitekt Christian Burkhard (Hohentengen) vorgestellten Pläne zu.
Zustimmung fanden auch die Planungen von Architektin Andrea Rinne (Degernau) für einen Abschiedsraum. Nur Achim Würth (Grüne) konnte sich damit nicht anfreunden, er hätte gerne auf einen solchen Raum verzichtet, er verändere nach seiner Auffassung den Charakter eines Ruhewaldes.

Mehrheitlich abgelehnt wurde mit 14:6 Stimmen die Versorgung mit Strom für den Andachtsraum. Schon im kommenden Jahr sollen hier erste Bestattungen stattfinden können. Eine Friedhofsordnung soll Thema in einer gesonderten Sitzung werden.
Bürgermeister Rainer Stoll erläuterte zu Beginn die Eckdaten. Demnach wird der Ruhewald zwar in zwei Abschnitten erschlossen, die Planungen für die 12.000 Quadratmeter große Waldfläche aber in einem Antrag an das Landratsamt eingereicht. Der Planer hat mit Förster Jürgen Boller-Berger 13 geeignete Bäume (Eichen und Hainbuchen) im ersten Abschnitt (5500 qm) gekennzeichnet, im zweiten können weitere sieben Bäume genutzt werden.
Für jeden Baum sind zehn bis zwölf Urnen im Abstand von 1,50 Meter um den Baum denkbar, also 130 im ersten, weitere 70 im zweiten Abschnitt. „Pro Jahr verzeichnen wir durchschnittlich 40 Bestattungen auf allen Friedhöfen der Gemeinde. Die vorgesehenen Felder werden einige Zeit reichen“, erläuterte Stoll. Zudem könnten weitere Bäume für Bestattungen ausgewählt werden.
Auf einem angrenzenden Grundstück sollen 25 Parkplätze entstehen. Mit dem Eigentümer wurde ein Tausch der benötigten Flächen (775 Quadratmeter) mit Teilflächen von Gemeindegrundstücken vereinbart, betonte der Rathauschef.
Die Kostenschätzung für das Anlegen des Ruhewaldes liegt bei rund 78.000 Euro hinzu komme der Bau eines Andachtsraumes. Für das 11 mal 5,5 Meter große Gebäude aus Holz mit Stahlträgern würden 159.000 Euro hinzukommen. Der Rat stimmte auch für die formelle Beauftragung von Architektin Andrea Rinne für dieses Projekt.
Die Mitglieder des Gremiums diskutierten die Planungen ausführlich und sachlich. Deutlich wurde dabei, wie wichtig den Ratsmitgliedern dieser neu zu schaffende Ort als letzte Ruhestätte ist. Der Wald solle seinen Charakter behalten, die Eingriffe werden nach den Ausführungen von Christian Burkhard minimal sein.
Deshalb werden die Wege zu den Bäumen nicht durchgängig mit Rollatoren oder für Rollstuhlfahrer befahrbar sein, sie sollen an die Topografie angepasst werden. Zu Zufahrt über den „Brückleweg“ soll auf Anregung von Axel Indlekofer (CDU) durchgängig befestigt werden. Im Ruhewald selbst soll es eine Sitzgruppe geben, die auch Wanderer zum Innehalten einlädt.

Umgeben von Bäumen wird ein Andachtsraum gebaut. Er soll mit 30 Sitz- und etwa zehn Stehplätzen ausgestattet werden, wie Architektin Andrea Rinne erläuterte. Da Begräbnisse in Ruhewäldern meist im familiären Kreis stattfänden, reiche dieses Platzangebot aus, meinte der Bürgermeister. Grundsätzlich war er der Meinung, dass es diesen Andachtsraum „auf jeden Fall“ brauche.
Dieser Ansicht schloss sich das Gremium mit deutlicher Mehrheit an. Stoll findet zudem, dass es keine Stromversorgung braucht: „Kerzen bringen ein angenehmes Licht, mit Stromleuchten geht der Charme verloren!“
Werner Strittmatter, Bürger aus Schwerzen, fand dieses Projekt „ideal, um Abschied zu nehmen“. Gemeinderätin Viola Krüger (FW) findet, dass der Andachtsraum „alle Leute abholt“, egal welchen Glaubens sie sind. Und Architektin Andrea Rinne verdeutlichte: „Hier werden Bestattungen einen anderen Charakter haben als auf einem Friedhof.“