Wutöschingen Wieder einmal hat es der Musikverein Degernau verstanden, mit einer Mischung aus moderner und traditioneller Blasmusik das Publikum in der voll besetzten Klosterschüer zu überzeugen. Garniert wird das musikalische Menü mit witzigen Moderationen, die fast durchweg aus der Feder von Irina Dohse stammen. Diese originellen „Zwischentexte“ sind längst zu einem Markenzeichen der Jahreskonzerte des MV Degernau geworden. Passend zum Motto „80‘s 90‘s Mixtape“ wurden die Stücke von jeweils Musikern angekündigt, die in Erinnerungen an das jeweilige Jahrzehnt schwelgten, als sie „noch jung“ waren.
Fast schon zur Tradition dieser Konzerte gehört zu Beginn der Auftritt des Jugendorchesters Wutöschingen (JOW), in dem der Nachwuchs aus den vier Musikvereinen Degernau, Horheim, Schwerzen und Wutöschingen zusammengeführt wird, um Bühnenerfahrung zu sammeln. An diesem Abend leitete Yvonne Würth zum letzten Mal dieses kleine Orchester. Sie wurde nach dem Auftritt verabschiedet. Bei der Zugabe stimmte bei „Smoke on the Water“ (Deep Purple) das Publikum stimmlich eins der bekanntesten Gitarrenriffs der Rockgeschichte an. Ein musikalisches Statement für Demokratie gab es zum Schluss des Abends: Gemeinsam spielten der Musikverein und das JOW den provozierenden Hit der Ärzte „Schrei nach Liebe“ und setzten damit ein musikalisches Zeichen für Demokratie.
Charmant, originell und manchmal ein bisschen wehmütig kamen die passend zum Programm ausgesuchten Erinnerungen der Musiker bei den Besuchern an. Zum Beispiel: Moritz Silbereis und Dennis Kugeln kramten Musikkassetten hervor, Johannes Bröcheler freute sich mit einem „alten Musiker“ wie Jürgen Budde über die Zeiten zu reden, als Männer ihre Frisuren mit Haarspray wetterfest machten und die Klamotten etwas zu bunt waren. Oder Irina Dohse, die Bianca Kugel erzählte, dass sie mit nur drei Fernsehprogrammen aufwuchs und sie wegen des Schwarz-Weiß-TV lange nicht wusste, dass Pipi Langstrumpf rote Haare hat. Auf diese Weise ging es den ganzen Abend weiter.
Natürlich wurde auch Musik gespielt – und die Auswahl, die Dirigent Fabian Korhummel ausgewählt hatte, war ein Volltreffer. Mit legendären Rock- und Popsongs wusste das Orchester absolut zu überzeugen. Schon beim „Rock Opening“, das Manfred Schneider komponierte, wippten die ersten Füße zur eingängigen Melodie mit. „Es macht einfach Spaß, mit diesen Musikern“, sagte der Orchesterleiter nach dem Konzert im Gespräch mit dieser Zeitung. Dieses gegenseitige Vertrauen zwischen dem Dirigenten und den Musikern wurde bei jedem Stück fast greifbar. Und es strahlte auf die Spielfreude aus. Bei Titelmelodien der Kinohits „Jurassic Park“ und „Mission Impossible“ liefen vor dem geistigen Auge Filmszenen ab. Jonas Jehle und Richard Binkert erzählten vor dem Phil Collins Hit „Easy Lover“, gesungen von Sascha Noll, dass zu dieser Zeit Handys „wie Ziegelsteine“ aussahen und man an Türen klingelte, wenn man jemanden sprechen wollte.
Aber die Musiker um Dirigent Fabian Korhummel ließen die Freunde von Marschmusik und Polka selbstverständlich nicht nach Hause, ohne einige Klassiker aus diesem Repertoire zum Besten zu geben. Absoluter Höhepunkt war sicher die „Löffelpolka“, wobei Jonas Jehle stilecht in Lederhose das berühmte Solo spielte. Über die Ehrungen werden wir noch berichten.