Wutöschingen – Ein ausverkauftes Haus in der Klosterschüer, ein Künstler in Bestform und ein beifallsfreudiges Publikum haben strahlende Gesichter bei den Organisatoren des Kulturrings Wutöschingen ausgelöst. Die Wahl zum Auftakt des Jahres fiel auf William Wahl – ein Volltreffer. Der Klavierkabarettist, Liedermacher und Songschreiber aus Köln traf vom ersten Ton an den Geschmack der 200 Besucher.
Das Publikum kam in den Genuss, einen der letzten Auftritte seines Programms „Nachts sind alle Tasten grau“ zu erleben. „Einige Lieder sind aus meinem neuen Programm ,Wahlweise‘“, ließ er wissen. Mit seinen Liedern, die mal einen sarkastischen Unterton hatten, mal mit Frivolitäten spielten, mal einen ernsten Kern hatten und mal mit einem Augenzwinkern vorgetragen wurden, traf er den Nerv des Publikums. Pointierte Zwischentexte garantierten beste Unterhaltung.
Bei seiner Solo-Premiere in der Klosterschüer wehte beim einen oder anderen Beitrag ein Hauch von Basta durch den Saal. Er war wieder einmal „in einer Gegend, wo man nicht genau weiß, wie sie heißt“. Seine lockere Art, mit Worten und den Klaviertasten umzugehen, schuf eine gelöste Stimmung.
Nachdenklichere Töne schlug er an, als er das Publikum in die Welt der Algorithmen mitnahm. Letztlich tanzen alle im Algorithmus. Wahrscheinlich glaubt er deshalb, dass wir uns bei der Nutzung von Emojis bei Messenger-Diensten weg von Worten zurück zu den Hieroglyphen entwickeln. Satirisch setzt er sich mit dem Abba-Cover „Fernando“ mit den kostenlosen Rücksendungen beim Online-Handel auseinander – ist nicht sein Problem, sondern das vom System.
William Wahl ist einerseits ein kritischer Beobachter unser aller Umwelt, andererseits hat er sich den Blick für skurrile Alltäglichkeiten bewahrt, die herrlich erfrischend, witzig und charmant des Pudels Kern treffen. Wen wundert es da, dass seine „Liebeslieder“ auch ein bisschen anders sind. So hat der sensible Künstler natürlich eine „Frau fürs Grobe“ an seiner Seite. Bei einigen Liedern forderte er das Publikum auf, den Text am Ende einer Zeile zu ergänzen. Beide Seiten hatten offensichtlich ihren Spaß dabei.
Applaus im Stehen war für den Künstler ein Beweis, dass er mit seinem Auftritt das Publikum mit in seine Gedankenwelt genommen hatte. „Ich spiele gerne in solchen kleineren Häusern. Es war ein tolles Publikum, der Funke ist gleich übergesprungen und ich schaffe es nicht immer, dass das Publikum stehend applaudiert.“