Rund 77 Hektar, das sind fast 150 Fußballfelder: Diese Fläche benötigt der Ausbau der B 33 zwischen Konstanz und Allensbach-West.

Diese bisher grüne Fläche wird neu versiegelt, asphaltiert und zugebaut

Doch die Natur und Landschaft solle durch diese großen Eingriffe unterm Strich nicht leiden. Das erklärt der zuständige Landschaftsplaner Michael Eberhardt. Das schreibe auch das Gesetz vor.

Daher müssten im Bereich der Ausbaustrecke Flächen im selben Umfang naturnaher gestaltet werden. Mehr als 30 solcher Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen stehen auf einer Liste, die parallel zum Straßenbau abgearbeitet wird. Über 40 Prozent davon seien bereits gemacht.

„Im Grunde muss jede Hecke und jede Magerwiese ersetzt werden“, so Eberhardt. Das gehe natürlich nicht immer eins zu eins. Aber insgesamt soll am Ende sogar eine Fläche von knapp 84 Hektar entweder neu naturnah gestaltet oder aufgewertet werden – also sieben Hektar mehr als die verbrauchte Fläche.

Was genau wird für rund um die B33 für die Natur getan? Ein paar Beispiele

  • Die Trassenführung: Das Gesetz schreibe zunächst vor, dass durch eine Baumaßnahme wie den Ausbau der B33 möglichst wenig in Natur und Landschaft eingegriffen werde, erklären Eberhardt und Yvonne Guduscheit, die Leiterin der für den Straßenausbau zuständigen Neubauleitung Singen. Das sei einer der Gründe für die Trassenführung entlang der bestehenden B 33, weil dadurch weniger neue Flächen versiegelt würden.

    Rainer Anton, bei der Neubauleitung für die Landschaftsplanung zuständig, fügt an, dass man auch im Bauablauf immer darauf achten müsse, wie man Eingriffe gering halten könne. Guduscheit nennt als Beispiel hierfür den Röhrenberg bei Allensbach. Auf einer artenreichen, unter Naturschutz stehenden Wiese nördlich der B33 müsse für eine Umleitungsstrecke der humusreiche Oberboden abgetragen werden. Um diese hochwertige Wiese nicht noch mehr zu belasten, werde das Erdmaterial nicht dort, sondern ein Stück weiter auf einer weniger wertvollen Wiese gelagert. Dieses werde dann später auf dem dort geplanten Tunnel wieder verwendet.
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  • Der Tunnel an der Waldsiedlung: Wie eine Mondlandschaft sieht das riesige Baufeld derzeit aus, wo westlich der Waldsieldung bis 2022 ein 450 Meter langer Tunnel gebaut wird. Was man nicht auf den ersten Blick sieht: Nördlich der Tunnelwanne heben Bagger Gräben aus, in denen Grundwasser gesammelt wird, das bisher unter der Straße aus nördlicher Richtung zum Wollmatinger Ried fließen konnte, zur Versorgung der Nass- und Feuchtwiesen. Das Wasser werde durch Rohre um die Baustelle herum (und später unter dem Tunnel hindurch) geführt und auf der Südseite wieder in den Wiesen verteilt, so Eberhardt.

    Guduscheit erklärt: „Wir haben hier ein sehr hochwertiges Grundwassermanagment.“ Anton fügt an: Wenn der Tunnel fertig sei, werde darauf eine gewellte Landschaft modelliert, und es würden Gräser und Pflanzen ausgesät, die es auf den benachbarten Wiesen gebe. Eberhardt erklärt, dass so ein zusammenhängendes Wiesenband entstehe, das die jetzt von der Straße durchschnittene Natur sogar aufwerte. Deshalb stehe der Tunnelbau mit 2,2 Hektar auch in der Ausgleichsbilanz.
  • Wollmatinger Ried: Zwischen der Grünbrücke, die selbst zur Vernetzung der Naturschutzgebiete als Ausgleichsmaßnahme diene, und der Konstanzer Kläranlage sei das Wollmatinger Ried um knapp sechs Hektar erweitert worden, so Eberhardt und Anton. Brachliegende Wiesen würden dort gepflegt, eingeschleppte Pflanzenarten (Neophyten) entfernt, und es seien zwei Flachteiche neu angelegt worden.

    Wobei Anton anfügt, dass der Effekt der ganzen Maßnahmen auch kontrolliert werde. „Die Flachteiche haben sich etabliert als Laichgebiete für Amphibien und Brutstätte für Vögel“, so seine Zwischenbilanz.
  • Bäche werden geöffnet: An einigen Stellen bestehe der Ausgleich darin, dass vorhandene, aber im Untergrund verborgene Bäche als Lebensraum von Tieren und Pflanzen wieder geöffnet werden, so Eberhardt. So etwa westlich von Allensbach der Nägelriedgraben, der teils in Rohren verlief. Nun sei ein naturnahes Bachbett hergestellt worden.

    Ebenso beim Adelheider Bach östlich von Hegne, der vom Wald kommend früher unterirdisch in Rohren an der Konradi-Straße entlang und unter dem Kloster floss. Er bekam ein neues, naturnahes Bachbett am Wald entlang und durch eine Wiese.
Landschaftsplaner Michael Eberhardt zeigt hier, dass bereits vor ein paar Jahren für den Adelheider Bach östlich von Hegne (rechts zu ...
Landschaftsplaner Michael Eberhardt zeigt hier, dass bereits vor ein paar Jahren für den Adelheider Bach östlich von Hegne (rechts zu sehen ist das Marianum) ein neuer, offener Bachlauf vom Wald hinunter zur B33 angelegt worden war. | Bild: Zoch, Thomas
  • Waldausgleich: Westlich von Allensbach seien für den neuen vierspurigen Abschnitt der B33 rund 3,5 Hektar Wald gerodet worden, so Eberhardt. „Daher hat es auch einen Waldausgleich gebraucht.“ Zum einen seien Flächen im dortigen Waldstück Schlafbach aufgeforstet worden.

    Anton fügt an, es seien aber auch bedrohte Tierarten wie die Bechstein- und Rauhautfledermaus betroffen gewesen. Untersuchungen hätten gezeigt, dass diese in dem fraglichen Waldstück gelebt hatten. Als Ausgleich solle nun ein Altbaumbestand südlich des Wildparks erhalten werden als neuer Lebensraum für die Fledermäuse. Und um es den Tieren zu erleichtern, seien 200 Nistkästen unterschiedlicher Größe in diesem Waldgebiet aufgehängt worden.
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Manche Maßnahmen sorgen auch für Irritationen

  • Rodung von Bäumen: Bei der Waldsiedlung wurden jüngst im südwestlichen Bereich Bäume gefällt. Zudem wurde an der Böschung zwischen B33 und Gemeindeverbindungsstraße Gehölz gerodet. Das sorgt für Irritationen bei vielen Bürgern und Autofahrern. Der Reichenauer Bürgermeister Wolfgang Zoll und Landschaftsplaner Michael Eberhardt erklären, dass es in diesem Bereich eine Umleitungsstrecke geben werde wegen des Tunnelbaus.

    Der Grund: Der Trog zur Einfahrt in den Tunnel beginnt auf der heutigen B33 nördlich der Bahnbrücke. Und die Rodung habe aus naturschutzrechtlichen Gründen bis Ende Februar stattfinden müssen, so Eberhardt. Aktuell passiert dort aber nichts, so Yvonne Guduscheit, die Leiterin der Neubauleitung Singen. Die Umleitung werde erst im Frühjahr 2020 nötig und gebaut. Doch bis dahin, so Eberhardt, könne die Böschung für die Umleitung aufgeschüttet und danach wieder zurückgebaut und als Grünstreifen renaturiert werden.
  • Bohrungen: Bei Allensbach wird zwischen Knoten-Mitte und Mühlbach von Anfang April bis etwa Ende Mai ein rund zehn Meter hohes Gerät nördlich der B33 im Einsatz sein, kündigt der Projektleiter Robert Kloker von der Neubauleitung Singen an. Dort würden rund 25 Bohrungen in bis zu 20 Metern Tiefe durchgeführt zur Erkundung des Untergrunds, weil dort später Lärmschutzwände installiert werden sollen. Für den Einsatz des Bohrgeräts habe man die Schutzplanken am Straßenrand entfernen müssen. Daher gelte in diesem Bereich bis Ende Mai ein Tempo-50-Limit.