Im Moment gilt in Allensbach: Höchste Vorsicht beim Genuss des Trinkwassers. Im Wasser wurden Escherichia Coli- sowie coliforme Keime festgestellt. Seit Donnerstagabend haben alle Bürger im Ortskern Allensbach die Anweisung, das Leitungswasser abzukochen, bevor sie davon trinken oder damit kochen. Eigentlich dürften überhaupt keine derartigen Keime im Wasser nachweisbar sein.

„Bei beiden Keimen liegen die Grenzwerte bei null“, erläutert Lars Kießling, Technischer Leiter bei den Stadtwerken Radolfzell, die Allensbach mit Trinkwasser versorgen. Bei verschiedenen Probeentnahmen seien die Keime nun aber in klar nachweisbarer Menge gemessen worden. Vor allem bei den Ortsproben – also den Entnahmen direkt am Wasserhahn – müsse man mit der Verschmutzung besonders kritisch umgehen.

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Wie konnte das passieren?

Wie kam es zu der Verunreinigung? „Vor zwei Wochen gab es ein Starkregenereignis“, erläutert Lars Kießling. Zeitgleich sei ein Kanal wegen eines Defekts verstopft gewesen. Dadurch habe es einen Rückstau des Abwassers gegeben und der Tiefbrunnen sei mit den Keimen verunreinigt worden. „Es war eine Kombination unglücklicher Umstände“, sagt Kießling. Der Starkregen habe die Überschwemmung des Brunnens mit dem verschmutzten Wasser noch befördert.

Die sofort unternommenen Reinigungsmaßnahmen, die Reinigung und Desinfizierung des Hochbehälters, hätten dann schon nicht mehr weitergeholfen. „Das Leitungsnetz war schon verunreinigt.“ Wasser habe eine gewisse Verweildauer im Netz, so konnten sich die Keime ausbreiten.

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Zuerst die Bürger informiert

Nun müssen die Stadtwerke sehr gründlich vorgehen. An erster Stelle erfolgte am Donnerstagabend die Information der Bürger über die Gemeinde Allensbach. Nun muss eine mobile Chlorung des Leitungsnetzes dafür sorgen, dass der Schaden behoben wird. Ein Gerät sondert eine fein dosierte Menge an Chlor in das Netz, um dadurch die Keime abzutöten. Außerdem wird das Netz gespült, um das verunreinigte Wasser auszuspülen. Diese Arbeiten erfolgen am Freitag.

„Gegen Abend werden wir eine weitere Probe ziehen, um den Grad der Verunreinigung dann zu messen“, erläutert Kießling weiter. Die Auswertung durch das Gesundheitsamt dauert 24 Stunden. Frühestens am Sonntagmorgen sei es deshalb theoretisch möglich, dass die Anordnung, das Wasser abzukochen, ausgesetzt werde.

Die Wassermeister Siegfried Götz (links) und Rainer Grau von den Stadtwerken Radolfzell spülen das Leitungsnetz.
Die Wassermeister Siegfried Götz (links) und Rainer Grau von den Stadtwerken Radolfzell spülen das Leitungsnetz. | Bild: Simon Wöhrle

Wie sind die Allensbacher mit der Lage bislang umgegangen? „Es gab einige, die angerufen haben, bei uns oder bei den Stadtwerken“, sagt Stefan Friedrich, Allensbachs Bürgermeister, auf Anfrage des SÜDKURIER. Viele hätten Detailfragen, wie etwa, ob man das Wasser zum Zähneputzen verwenden könne.

Die Gemeinde hat eine weitere Information auf ihre Homepage gestellt, die viele Fragen klärt. Dass jemand unter den Allensbachern gesundheitliche Schäden davongetragen habe, davon sei ihm aber zumindest nichts bekannt.

Bürgermeister hofft auf Entwarnung am Montag

Stefan Friedrich nimmt die Situation halbwegs gelassen. Er selbst habe heute Morgen wie gewohnt seinen Kaffee getrunken, das Wasser zuvor aber im Wasserkocher abgekocht. Vorgekommen sei eine solche Verunreinigung in Allensbach seines Wissens noch nie, jedenfalls könne sich niemand daran erinnern. „So etwas braucht man auch nicht.“

(Archivbild) Stefan Friedrich hat am Freitagmorgen wie gewohnt seinen Kaffee getrunken, erzählt er dem SÜDKURIER. Das Wasser habe er ...
(Archivbild) Stefan Friedrich hat am Freitagmorgen wie gewohnt seinen Kaffee getrunken, erzählt er dem SÜDKURIER. Das Wasser habe er zuvor aber im Wasserkocher abgekocht. | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

Er sei aber einigermaßen optimistisch, dass die Spülvorgänge und das Chloren erfolgreich seien. Im besten Fall könnten die Allensbacher am Montagmorgen die Meldung erhalten, dass sie das Wasser nicht mehr abkochen müssten, sicher ist das aber nicht. Wie bereits am Donnerstag werde die Gemeinde auf der Homepage informieren und eine Pressemitteilung verfassen.

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