Es gibt auch gute Nachrichten in der katholischen Kirche – man muss sie nur wahrnehmen. Zum Beispiel diese: In aller Stille ist das Weihwasser in der Erzdiözese Freiburg zurückgekehrt. Wer in diesen Tagen eine Kirche oder Kapelle betritt, wird schnell sehen, dass die dafür vorgesehen Schalen und Becken wieder gefüllt sind. Allerdings nicht in allen Gotteshäusern in Baden. Jede Gemeinde und jede Seelsorgeeinheit kann für sich entscheiden, ob sie das geweihte Wasser erneut offen anbietet – oder ob sie bei den teils kuriosen Ersatzlösungen bleibt, die seit Frühjahr 2020 gesetzt wurden, um dem Corona-Virus Herr zu werden.
„Grundsätzlich ist der Gebrauch des Weihwassers wieder möglich“, teilt der Sprecher des Erzbistums Freiburg auf eine Anfrage des SÜDKURIER mit. Seit Mitte Mai wurde das harte Corona-Reglement in den sakralen Räumen heruntergefahren. Seitdem auch ist das Tragen der Maske freiwillig.
Deshalb dürfen die Becken für das gesegnete Wasser wieder gefüllt und benutzt werden. Dabei wollen nicht alle Gemeinden zum alten und traditionellen Zustand zurück. Sie setzen auch in Zukunft auf die Lösungen der Coronazeit, auch wenn diese in der Not installierten Automaten mehr an Seifenspender als an sprudelnde Wasserkraft erinnern.
Ein Zeichen mit Tiefgang
Viele Gläubige sind dankbar für die Rückkehr des Weihwassers in der gewohnten Form. Nicht nur, weil sie damit aufgewachsen sind, beim Betreten einer Kirche zuerst die Fingerspitzen in das Becken zu tauchen. Ein Zweites kommt hinzu: Mit dem befeuchteten Finger schlägt der Gläubige das Kreuzzeichen. Dieser Vorgang, über Jahre hinweg verinnerlicht, soll ihn an seine Taufe erinnern.
Dieser Akt stellt eine Art Liturgie in Miniatur dar. Mit Weihwasser und Kreuz erinnert sich der Gläubige an seine eigene Aufnahme in die Gemeinschaft der Gläubigen. Das ist der theologische Hintergrund dieser kleinen Zeremonie, die in wenigen Sekunden geschieht – und manchem Katholiken ans Herz gewachsen ist, als gutes Ritual beim Betreten der Kirche.
Umso größer war das Erstaunen, als dieser Handlung zu Beginn der kurz nach Ausbruch der Pandemie der Boden entzogen wurde. Von einem Tag auf den anderen waren die Becken geleert. Mancher war auch froh: Die Schalen mit teils altem Wasser galten manchem ohnehin als maximal unhygienisch. Die Vorstellung, den Finger in ein Becken zu stecken, in dem schon andere Finger mit problematischem Hygiene-Status steckten, grauste den einen oder anderen. Da half auch der Glaube nicht.
Zu viele Krankheitserreger?
Untersuchungen von Weihwasserbecken hatten ergeben, dass sich darin verschiedene Keime tummeln, darunter auch Krankheitserreger – und das sogar in einer Spitalskapelle in Wien, deren Wasserprobe unter ein Mikroskop gelegt worden war. „Um die Hygiene in den Weihwasserbecken ist es also offenbar nicht gut bestellt,“ stellt der Theologe Hans Jürgen Feulner (Wien) in einer aktuellen Studie fest.
Er gibt freilich einen einfachen Tipp. Durch die Zugabe von Kochsalz werde das Wasser sauber gehalten, empfiehlt er. Die Keimbelastung werde verringert, schreibt Feulner in einem Aufsatz. Absolut aseptisch wird Weihwasser nie sein, räumt er ein. Doch ist eine Kirche auch kein Krankenhaus. Auch wer gesund lebt, lebt deshalb nicht länger und schon gar nicht besser. Das Erzbistum kennt die unterschiedlichen Meinungen zu diesem Thema. Deshalb auch stellt es die Wasserfrage frei. „Es kann zu lokalen Unterschieden bezüglich des Weihwassers kommen“, stellt der Sprecher des von Erzbischof Stephan Burger dazu sehr diplomatisch fest.