Auf dem Adler-Areal in Allensbachs Zentrum geschieht nichts, seit die Gemeinde im Februar/März 2024 das alte Gasthaus hat abreißen lassen. Dennoch sei in den vergangenen Monaten viel passiert, was von außen nicht zu sehen sei, erklären der Reichenauer Sparkassen-Chef Günter Weber und der Projektleiter Philipp Scheideck. Das Geldinstitut, zu dessen Geschäftsbereich auch Allensbach gehört, will auf dem Grundstück bekanntlich eine neue Geschäftsstelle bauen.
Gebremst wird das Vorhaben aber vom Denkmalschutz wegen des alten Nebengebäudes, das als Fischerhaus bezeichnet wird. Dieses sei im 16. Jahrhundert errichtet worden, so Scheideck. Es gehe darum, was von der Grundsubstanz noch vorhanden sei und erhalten oder restauriert werden soll. Mittlerweile sei im Obergeschoss noch ein sogenanntes Barockzimmer aus dem 18. Jahrhundert deutlicher zum Vorschein gekommen.

Vor einem halben Jahr hatte Weber noch gehofft, dass in diesem Frühjahr Baubeginn sein könnte, doch die Untersuchungen, Vorarbeiten und Gespräche zogen sich hin. „Wir sind schon ernüchtert, dass der Prozess so schwierig und langwierig ist. Aber als Bauherr müssen wir das einfach zur Kenntnis nehmen und akzeptieren. Wir wollen nach wie vor loslegen. An unseren Plänen und Zielen hat sich nichts geändert.“
Den Bauantrag habe man bereits im März 2024 beim Landratsamt (LRA) eingereicht. Seit dem 12. Mai würden dort alle Unterlagen vollständig vorliegen – aus Sicht der Sparkasse. „Wir haben eigentlich die Erwartung, dass in absehbarer Zeit die Baugenehmigung kommt“, so der Sparkassen-Chef. Doch nach den bisherigen Erfahrungen schließen Weber und Scheideck nicht aus, dass doch noch mal weitere Untersuchungen nötig werden.

Der Projektleiter erklärt, dass im November/Dezember 2024 die vom Denkmalamt geforderten Rückbauarbeiten stattfanden, um die historische Substanz des Gebäudes wirklich bewerten zu können, was erhalten werden soll. Unter anderem seien in neuerer Zeit eingebaute Nuten und Federbretter entfernt worden, Böden und Wände freigelegt.
Barockzimmer bleibt versiegelt für die Nachwelt
Im Flur im Obergeschoss sei eine alte Wandbemalung in Hellblau und Grau zum Vorschein gekommen. Und es habe sich herausgestellt, dass es im sogenannten Barockzimmer mit altem Kachelofen im Obergeschoss nicht nur an der Decke, sondern auch an den Wänden eine Holztäfelung im Originalzustand gebe. Weber erklärt, dieses Zimmer sei in der Planung eigentlich als Teil einer neuen Wohnung vorgesehen gewesen.

Eine Dämmung der Wände sei aus Denkmalschutzgründen kaum möglich. Deshalb habe die Sparkasse nun entschieden: „Dieses Barockzimmer lassen wir einfach so bestehen. Das Zimmer bleibt versiegelt für die Nachwelt.“ Eventuell könnte man es mitunter für Besichtigungen öffnen, aber das sei noch nicht entschieden. Deshalb werde nun die eine Wohnung kleiner, und die Brandschutzplanung habe entsprechend angepasst werden müssen.
Scheideck erklärt, dass zudem in den ersten Monaten 2025 eine Fachfirma eine umfassende, 110 Seiten dicke Schadensdokumentation der alten Holzbauteile erstellt habe. Auch dies, um entscheiden zu können, was erhalten bleiben kann, restauriert oder ersetzt werden muss. Es gebe zwar Schäden zum Beispiel durch Pilz- oder Schimmelbefall. „Aber die Grundsubstanz wird positiv beschieden“, so Scheideck.

Die Dokumentation habe man ebenfalls Ende April beim LRA eingereicht. Das komplette Haus sei nun untersucht. Im Erdgeschoss habe zudem noch der Kreisarchäologe eine Probegrabung gemacht, aber nichts Historisches gefunden. Wegen der ganzen Untersuchungen und Vorarbeiten seien auch mitunter Fahrzeuge von Handwerkern beim Adler-Areal gestanden, so Weber.
Sobald die Baugenehmigung vorliege, werde die Sparkasse in die Ausschreibung der ersten Gewerke wie Aushub und Rohbau gehen. Die Architekten würden bereits an den Unterlagen arbeiten, so Weber: „Wir wollen so schnell wie möglich beginnen.“ Bei der Sanierung des Fischerhauses komme es dann auch darauf an, was alles und wie aufwendig restauriert werden müsse. Die Sparkasse habe die Kosten für Sanierung und Umbau zwar großzügig geschätzt, aber ob das ausreichen werde, wisse man noch nicht.
Die Planung des Gesamtprojekts Adler-Areal habe sich nicht mehr geändert, so Weber. Zunächst soll die Südseite der Radolfzeller Straße entwickelt werden. Im Gebäude der neuen Geschäftsstelle, das etwas höher als der frühere Adler und mit dem First zur Straße stehen wird, sind zudem vier Wohnungen und Räume für eine Praxis geplant. Unter dem Gebäude soll eine kleine Tiefgarage mit acht Stellplätzen entstehen. Im Fischerhaus sind oben drei Wohnungen vorgesehen, nebst Büros im Erdgeschoss.
Vor dem Haus soll es drei Kurzzeitparkplätze für Sparkassen-Kunden geben. Wenn diese Baumaßnahme beendet ist, stehe der Umzug der Sparkassenfiliale an. Danach soll auf der Nordseite gebaut werden, von der heutigen Sparkasse bis zum früheren Polizeigebäude. Hier sind unter anderem ein dreistöckiges und ein zweistöckiges Mehrfamilienhaus geplant sowie ein weiteres zweistöckiges Mehrfamilienhaus an der Höhrenbergstraße.