Es friert noch am Morgen, eine Katze möchte hinein in die Bauernstube der Landwirte Litz in Freudental. Dort ist es wärmer, und die Besitzer nehmen sich Zeit für Gäste. „In der Landwirtschaft merkt man zwar nicht, dass Corona ist, weil man sich viel im Freien aufhält“, sagt Martina Litz, Chefin der Bauernstube. Doch dafür gibt es andere Sorgen: Ihr Mann Kurt Litz, Landwirt auf dem ursprünglich reinen Bauernhof, hat gerade Diesel bestellt und fast das Doppelte bezahlt.

Weniger Dünger, mehr Zuschüsse

Auch der Mineraldünger sei um ein Drittel teurer geworden, schon vor dem Krieg in der Ukraine. Ob er dieses Jahr wieder einkauft? Kurt Litz glaubt es nicht: „Ist mir zu teuer.“ Dafür bekommt er mehr Zuschüsse, wenn er auf Dünger verzichtet. Allerdings muss er haargenau angeben, wieviel er verwendet.

Und es bedeutet, dass der Ertrag sinkt. Es fehlt also Futter für die Kühe. Dazu kommt noch ein weiteres Problem: zu wenig Regen und zurzeit auch noch das kalte Wetter. Da wachse kein Gras, sagt Kurt Litz. Der scharfe Wind der vergangenen Tage, der zusätzlich für Trockenheit sorgte, tat sein übriges.

Geheizt wird mit Holzgas

Höhere Einnahmen wegen steigender Getreidepreise, diese Formel rettet Litz nicht, denn er braucht das selbst produzierte Getreide als Futter für die eigenen Tiere. Mit Blick auf die rasant steigenden Ölpreise sind sie froh, dass sie zumindest nicht vom Öl für die Heizung abhängig sind.

Das könnte Sie auch interessieren

„Das Holzgas soll zwar auch umweltschädlich sein, aber man kann ja nicht alles elektrisch machen“, erklärt Kurt Litz, der trotz allem nicht jammern will. Insgesamt gehe es dem Hof gut, da man alles selbst vermarkte und in der Bauernstube verkaufe.

Mehr Gäste dank E-Bikes?

Das Fleisch aus Freudental erfülle zwar nicht die Bio-Vorgaben, „aber unsere Tiere werden sehr gut gehalten“, versichert Martina Litz. Als sie vergangene Woche die Bauernstube nach der Winterpause wieder öffnete, kamen sehr viele Leute. „Wir haben uns wahnsinnig gefreut.“

Der Zulauf werde immer größer, vor allem Familien und Radler hätten die Einkehr für sich entdeckt. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass es heute mehr E-Bikes gibt, mutmaßt der Hof-Chef. Der Buckel hoch nach Freudental bewältigt sich damit schließlich deutlich leichter.

In den vergangenen zwei Jahren hatte die Familie die Bauernstube wegen der Corona-Auflagen zwischendurch schließen müssen. „Das war keine schöne Zeit“, findet Martina Litz. Zwar hätten sie Mittel vom Staat bekommen, aber der Zuschuss reichte nur für die Begleichung der Fixkosten. „Du brauchst ja auch Geld zum Leben.“

Auf dem Demeter-Hof in Kaltbrunn

Viel Betrieb herrscht dieser Tage auch auf dem Müllerhof in Kaltbrunn. Überall wuseln Mitarbeiter herum. Helmut Müller, Chef des Bauernhofs, betont, dass sein Betrieb nicht etwa nur auf Bio, sondern auf das noch strengere Demeter-Siegel ausgerichtet ist.

Hauptthema ist für Müller momentan aber die Zukunft der Energieversorgung. Die Preisentwicklung bei Öl und Benzin nennt er „traumatisch.“ Und er geht von höheren Kosten auch in anderen Bereichen aus, weil die Preiserhöhungen durchschlagen. „Ich finde es traurig, dass der Staat weiterhin seine Prozente nimmt. Es wäre an der Zeit, dass er sich erkenntlich zeigt und die Steuern reduziert.“

Demeter-Landwirt Helmut Müller fragt sich, auf welche Energieformen er für die Zukunft setzen soll.
Demeter-Landwirt Helmut Müller fragt sich, auf welche Energieformen er für die Zukunft setzen soll. | Bild: Silvia Thalemann

Einmal mehr ist Müller also froh über seine Biogasanlage. Die koste ihn nichts, dafür brauche er nur Abfälle – aus Mist und Gülle des Viehs entsteht Biogas, das den Betrieb mit Strom und Wärme versorgt. Rechnet er trotzdem mit Verlusten? „Ganz klar, die werden dramatisch sein!“ Der Bioladen des Hofes funktioniere zwar gerade wunderbar, aber ob das so bleibt, steht in den Sternen. Zurzeit würden viele Kunden größere Mengen kaufen. „Vermutlich wollen sie Vorräte anlegen, bevor die Preise weiter hochgehen“, mutmaßt Müller.

Auf dem Hof wird neben Milch auch Käse produziert. Dazu Fleisch aus der eigenen Schlachterei und Kartoffeln, die an die Solawi Konstanz verkauft werden. Solawi bedeutet solidarische Landwirtschaft. Die Genossenschaft trägt auch das Risiko des Landwirts. Fällt eine Ernte aus, erhält Müller trotzdem sein Geld.

Klimaauflagen ändern sich ständig

Weniger Verlässlichkeit herrscht bei den Klimaschutzauflagen für die Biozertifizierung. Das Problem seien die ständigen Änderungen, man müsse jetzt endlich ein Konzept finden und dabei bleiben, fordert Helmut Müller. Landwirte könnten nicht einfach spontan umstellen, sondern müssten immer im ein- bis zweijährigem Takt vorausplanen.

Das könnte Sie auch interessieren

„Wir müssen uns der Natur anpassen“, betont er. Für die Bio-Landwirte sei die Nutzung alternativer Energien letztlich das Ziel, wobei viele Techniken noch in den Kinderschuhen stecken würden. Was sich Müller wünschen würde? „Dass die Wissenschaft mal klar sagt, welche Technik am wirtschaftlichsten ist.“ Und dann ist ja auch noch der Klimawandel, der dazu beiträgt, dass die Früchte früher reifen. Was erstmal gut klingt, birgt ein unkalkulierbares Risiko: Wenn im Mai die Eisheiligen zuschlagen, kann alles erfrieren.