Nun machen Bürger mobil gegen eine Gemeinderatsmehrheit und Bürgermeister Stefan Friedrich. Eine Bürgerinitiative (BI) hat sich gebildet und strebt ein Bürgerbegehren an für den Erhalt der Grundschule Hegne. Der Gemeinderat hat am 25. März mit 14 Ja- bei 5 Nein-Stimmen für den Vorschlag der Verwaltung gestimmt, die Schule zu schließen und die Klassen in die Allensbacher Grundschule zu integrieren. Diese muss zuvor ausgebaut oder aufgestockt werden, das Schulgebäude in Hegne soll nach derzeitiger Beschusslage zu einem dreigruppigen Kinderhaus umgebaut werden.

Wenn das Bürgerbegehren zustande käme, müsste sich der Rat erneut mit dem Thema befassen. Und wenn eine Ratsmehrheit dann weiter für den Vorschlag der Verwaltung stimmen würde, wäre ein Bürgerentscheid in ganz Allensbach nötig. Als ihre Vertrauenspersonen gibt die BI Ira Brust, Susi Heinstadt, Jeanette Klingbeil und Lothar Karrer an.

Was kritisieren die Eltern?

Schon im Vorfeld der Abstimmung hatten sich viele Eltern und weitere Bürger für den Erhalt der Schule ausgesprochen. Moniert wurde damals wie heute, dass es keine richtige öffentliche Diskussion gegeben habe. Und keine alternative Variante geprüft worden sei, bei der die Hegner Schule erhalten bleiben würde. Für das Bürgerbegehren gegen den Ratsbeschluss sammeln rund 25 Personen seit Ende April Unterschriften in Allensbach und den Ortsteilen, so Klingbeil. Nach der aktuellen Rechtslage müssen sieben Prozent der Wahlberechtigten für den Erhalt der Schule unterschreiben.

Laut Auskunft des Ordnungsamts sind aktuell rund 5420 Allensbacher wahlberechtigt bei der Landtagswahl 2026. Demnach braucht die BI rund 380 Unterschriften. Klingbeil ist zuversichtlich. Denn vor der Gemeinderatssitzung am 25. März hatten einige Bürger in wenigen Tagen schon knapp 400 Unterschriften gesammelt. Allerdings hatten damals auch Auswärtige und Kinder unterschrieben, so Klingbeil. Diese spontane Unterschriftensammlung habe aber auch nur Signalwirkung für die Räte haben sollen, ohne den rechtlichen Hintergrund, den es jetzt gebe.

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Die Verwaltung und auch Ratsmitglieder aller Fraktionen hatten für den aktuellen Beschluss unter anderem damit argumentiert, dass es um eine zukunftsfähige Lösung für die nächsten Jahrzehnte gehe. Auch mit Blick auf die bald verbindliche Ganztagsbetreuung von Grundschülern, die in Hegne nicht möglich ist. Zudem wurde argumentiert, dass alle Kinder gleiche Chancen hätten, wenn sie in einer Schule seien. Einige meinten, dass das Land möglicherweise in einigen Jahren ohnehin die Schließung solch kleiner Schulen anordne.

In der Hegner Schule sind 56 Kinder aus allen drei Ortsteilen. Gegen den Vorschlag der Verwaltung hatten nur – alle von der CDU – die Ortsvorsteher Katharina Malkmus, Stefanie Rothmund und Christof Erne, der Langenrainer Rat Josef Seel und Fraktionschef Ludwig Egenhofer gestimmt. Sie hatten zudem den Antrag gestellt, die Entscheidung zu vertagen. Die Verwaltung solle erst eine Variante als „echte Alternative“ erarbeiten, bei der die Schule erhalten würde, mit der Möglichkeit einer Ganztagsbetreuung. Dies wurde aber mit 19:5-Stimmen abgelehnt.

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Was würde der Ausbau kosten?

In diese Richtung gehen auch die Forderungen der BI. Die Grobkostenschätzung der Verwaltung für die geplanten Aus- und Umbauten beider Gebäude liegt bei 6 bis 7 Millionen Euro. Für dieses Geld könnte man ebenso gut beide Schulen ertüchtigen, meint Klingbeil. Und die in Hegne so, dass dort Ganztagsbetreuung möglich sei. „Groß ist nicht gleich zukunftsfähig“, meint die Mutter und Hegner Ortschaftsrätin (Hegner Liste). „Man kann auch das Hegner Gebäude aufstocken.“

Und wenn man für ein Kinderhaus hier eine Mensa schaffen könne, warum dann nicht für die Grundschule?, fragt sie. Auch eine zweite Kindergartengruppe wäre in Hegne beim Erhalt der Schule sicher machbar, meint sie zudem. „Wenn man will, geht das alles“, ist Klingbeil überzeugt. Ein dreigruppiges Kinderhaus brauche es hier sowieso nicht. Das würde nur bedeuten, dass viele Kinder von Eltern aus Allensbach und den Ortsteilen nach Hegne gefahren würden, meint sie.

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Lothar Karrer meint, es gebe nur zwei Kriterien für die Schließung einer Schule: eine Anordnung des Ministeriums oder wenn es keine Schüler gäbe. Aber: „Wir haben genügend Schüler.“ Und durch das neue Wohngebiet des Klosters sowie weitere geplante Baugebiete kämen auch mehr Familien mit Kindern. Der Grüne-Ortschaftsrat Josef Mok aus Langenrain sieht das ebenso. „Die Schule ist ein Kulturgut, das in eine Gemeinde gehört. Wenn sie weg ist, ist sie weg.“ Dann verarme die Gemeinde.

Dabei gehe es auch um das soziale Miteinander. Und pädagogische Argumente für die Schließung gebe es keine, meint Mok. Auch Lothar Karrer betont die soziale Komponente. Die Schulkinder vor Ort seien auch wichtig für die Feuerwehr und die Vereine. „Wir brauchen auch Nachwuchs.“ Klingbeil meint: „Man identifiziert sich stark mit der Schule und dem Umfeld.“ Ein Kinderhaus wäre dafür kein Ersatz, weil die kleineren Kinder unselbstständig seien.

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Was sagen andere Hegner dazu?

Aber natürlich gibt es auch Eltern und Bürger, die das anders sehen. Die Elternbeiratsvorsitzende Barbara Staehle zum Beispiel erklärt, sie fände es zwar auch schön, wenn die Hegner Schule erhalten bliebe. Sie halte das aber einfach für keine zukunftsfähige Lösung für die Gesamtgemeinde. Deshalb habe sie auch als Grünen-Ortschaftsrätin in Kaltbrunn für den Vorschlag der Verwaltung gestimmt und unterstütze die BI nicht. Als Beiratsvorsitzende sei ihr vor allem wichtig, dass die Meinung der gesamten Elternschaft berücksichtigt werde, „nicht nur derer, die am lautesten schreien“.

Zwar sei eine Mehrheit der aktuellen Eltern für den Erhalt der Schule, aber diese Mehrheit sei nie offiziell abgefragt worden. Und: „Vielen Eltern ist dies egal, nicht wenige sind für eine Zusammenlegung der Schulen“, so Staehle. Das aktuelle Lehrerkollegium sei zwar toll, aber es habe auch Zeiten gegeben, wo es in Hegne nicht gut gelaufen sei und Eltern ihre Kinder auf andere Schulen bringen wollten.