Eine Mehrheit der betroffenen Eltern und das Lehrerkollegium der Grundschule Hegne setzen sich klar für deren Erhalt ein. Sie kritisieren die Beschlussvorlage der Verwaltung, die als Basis dienen soll für die Entscheidung des Gemeinderats. Die Verwaltung schlägt vor, die kleine Grundschule Hegne zu schließen und dafür den Schulstandort Allensbach auszubauen. Die Hegner Schule könnte zum Kinderhaus umgebaut werden.

Zum einen biete eine kleine Grundschule pädagogische Vorteile, argumentieren Hegner Lehrer und Eltern. Sie sei zudem wichtig fürs Dorfleben. Dass sich die Vorlage der Allensbacher Verwaltung mit technischen Abläufen und finanziellen Aspekten befasst, aber nicht mit dem Wohl der Kinder, sehen sie kritisch – genauso wie die Kommunikation von Bürgermeister Stefan Friedrich und der Verwaltung. Eltern hätten kaum beziehungsweise spät die Möglichkeit erhalten, sich zu äußern. Engagierte Bürger sammeln noch Unterschriften für den Schulerhalt, die sie am Dienstag, 25. März, vor der Ratssitzung an Stefan Friedrich übergeben wollen.

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Elternbeirat Johannes Kern moniert, dass eine rechtzeitige Anhörung der Eltern zugesagt gewesen sei. Es habe aber nur einen Termin mit Verwaltung und Schulamt im März 2024 gegeben. „Das war keine Diskussion, eher eine Info-Veranstaltung.“ Bei der Bürgerversammlung im April 2024 sei das Thema Schulen eines von vielen gewesen, ein Austausch von Argumenten nicht möglich. Erst kürzlich habe der Elternbeirat die Sitzungsvorlage erhalten – und sollte innerhalb von zwei Tagen eine Stellungnahme abgeben. Und nun heiße es, Eltern könnten gerade mal eine Stunde vor der Gemeinderatssitzung Fragen an die Verwaltung stellen.

Bürgermeister weist Kritik zurück

Bürgermeister Stefan Friedrich kann nachvollziehen, dass die mögliche Schließung der Grundschule Hegne sehr emotional betrachtet wird. Das sagte er im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Dass die Eltern zu spät einbezogen wurden, lässt er dagegen nicht gelten: „Die Elternvertreter durften ihre Meinung schon zu Beginn des Prozesses äußern und ich habe vergangene Woche nochmal mit den Vorsitzenden aus Allensbach und Hegne telefoniert.“ Dass er zu einem weiteren Gespräch eine Stunde vor der Sitzung bereit ist, sei ein Zusatzangebot.

Abgesehen von Kritik an seiner Vorgehensweise können die Eltern nicht nachvollziehen, „dass ohne große Not eine wunderbar funktionierende Schule schließen soll – ohne klaren Plan, wie es weitergeht“, so Kern. „Es wäre sinnvoll, sich vorher ein Gesamtkonzept zu überlegen.“ Die Grundschule Allensbach, in die die Hegner Schule integriert werden soll, platze jetzt schon aus den Nähten. Zudem fehle in der Vorlage ein modernes pädagogisches Konzept.

„So wie die Hegner Schule ist, ist sie erhaltenswert und für jedes Kind eine richtig tolle Sache“, meint der Vater, der mit seiner Familie in Langenrain wohnt. Dazu Stefan Friedrich: „Wir müssen erst das Bauliche klären und haben dann drei Jahre Zeit, gemeinsam pädagogische Konzepte zu entwickeln.“

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56 Kinder aus rund 50 Familien aus Hegne, Kaltbrunn und Langenrain-Freudental besuchen aktuell die Grundschule Hegne. Für die Hegner Mütter Doris Scheerer, Jeanette Klingbeil, Julia Sutter und Anna Jozic bedeutet das den klaren Vorteil, dass die Klassen mit im Schnitt 14 Schülern kleiner sind als in Allensbach – schon heute und erst recht zukünftig bei einer Zusammenlegung.

„Es wäre für beide Schulen keine Verbesserung, für die Hegner Schüler eine Verschlechterung“, meint Sutter. Klingbeil betont, es gebe bundesweit eher einen Trend zu kleineren Lerneinheiten. „Groß ist nicht unbedingt modern“, sagt Jeanette Klingbeil und verweist auf eine Aussage der baden-württembergischen Kultusministerin Theresa Schopper. Kleine Schulen zu schließen und zu größeren Einheiten zu verschmelzen, sei politisch nicht gewollt, so die Ministerin.

Den Eltern fehlen alternative Ideen

Doris Scheerer meint, Hegne könnte auch eine Außenstelle der Schule Allensbach sein, wo man sich bei personellen Engpässen aushelfen könne. Die Mütter betonen ebenso wie das Lehrerkollegium, dass in kleinen Klassen die Lernatmosphäre und das soziale Miteinander besser seien, zudem sei mehr Gemeinschaft möglich, mehr Identifikation mit Mitschülern und dem Dorf. Die Mütter monieren neben dem Fehlen eines transparenten Austauschs mit den Eltern und zudem, dass die Verwaltung keine weiteren Varianten berücksichtige.

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Klingbeil, nicht nur betroffene Mutter, sondern auch Ortschaftsrätin in Hegne, findet es daher „grandios“, dass der Ortschaftsrat Langenrain-Freudental einen Alternativvorschlag machen wolle. Scheerer, die zwei Kinder in der Schule hat und Elternbeirätin ist, erklärt, es gebe von Lehrkräften und Eltern einige Ideen und Vorschläge. Vom Ortschaftsrat habe sie sich in der Sitzung schlecht vertreten gefühlt. Julia Sutter klagt, die Entscheidung des Ortschaftsrats sei sehr bitter gewesen.

Sorge um Vereine

Zudem sei für sie nicht nachvollziehbar, warum nur über den Erhalt des Status quo oder Zusammenschluss der Schulen entschieden werden soll, so Scheerer und Klingbeil. Denkbar wäre für sie auch, die Hegner Schule so umzubauen, dass dort eine Ganztagsbetreuung möglich wird. Oder eine Zusammenarbeit mit dem Marianum bei diesem Thema. „Ich finde das Ausspielen Kindergarten gegen Schule unfair“, sagt Doris Scheerer. Und: Wenn die Kinder in Allensbach zur Schule gehen, würden sie auch eher dort in Vereinen mitmachen, fürchten die Eltern. Scheerer sagt: „Wenn wir starke Vereine haben, kommt das allen zugute.“

Die mögliche Schließung sorge zudem für Verunsicherung der Kinder, berichten die Mütter. Anna Jozic hat einen Sohn in der ersten Klasse. Ihr jüngerer Sohn habe schon gesagt, er wolle nicht nach Allensbach, sondern hier in die Schule, wo sein Bruder sei, wo er Fußball spiele. Die Gemeinde beraube sich zudem selbst der pädagogischen Vielfalt und einer strukturellen Flexibilität, die zwei Schulen bieten, meinen die Mütter. Zum Beispiel könnte man mit zwei Schulen auf eventuell geburtenstarke Jahrgänge in der Zukunft reagieren, argumentieren sie.