Warum gerade ein Handballverein eine Veranstaltung zur Karriereplanung für Frauen organisiert, können Kyra da Silva und ihr Team vom SV Allensbach leicht beantworten: Sie spielen alle in der dritten Bundesliga, studieren oder arbeiten, „und das geht“. Als Sportlerinnen hätten sie schon zu Schulzeiten gelernt, gut zu planen.
Die Handballfrauen möchten mit dem „She Inspires Day“ ein neues Format anbieten – vor allem für junge Frauen, die sich orientieren oder weiterentwickeln möchten. Die Veranstaltung fand erstmals am Freitag im Konstanzer Konzil statt. Frauen mit unterschiedlichsten beruflichen Hintergründen und Lebensläufen stellten sich vor und boten den Anwesenden die Möglichkeit, bei kurzen Treffen ins persönliche Gespräch zu kommen. Julia Blust, Mitglied der SÜDKURIER-Chefredaktion, hat moderiert.
Auf dem „She Inspires Day“ in Konstanz zeigt sich, dass Lebensläufe fast nie linear verlaufen
Besonders inspirierend findet Lale Schlatter, Schülerin in der elften Klasse am Humboldt-Gymnasium, wie die Frauen auf dem Podium ihren Berufsweg gehen. Julia Blust sagt beispielsweise, dass sie im Alter von 19 Jahren nie daran gedacht hätte, Journalistin zu werden: „Ich wollte Jura studieren oder Schauspielerin werden.“ Zur Zeitung kam sie über ihren Freund, der beim SÜDKURIER ein Praktikum absolvierte.
Dass Karrierewege fast nie linear verlaufen, bestätigten auch die Lebensläufe der anderen Sprecherinnen: Miriam Steimer von der Leuchtturm Akademie wusste lange nicht, welchen beruflichen Weg sie einschlagen sollte. Heute ist die 41-Jährige selbständige Anti-Gewalttrainerin. Zuvor hatte sie Erzieherin gelernt und Soziale Arbeit studiert. „Mein Ziel ist es, Schulen zu einem sicheren Ort zu machen“, sagt Steimer. Ihr Tipp an ihre aufmerksamen Zuhörerinnen: „Geht euren Weg und fragt dabei nicht um Erlaubnis.“
Nathalie Matern ist Schreinermeisterin. Sie gründete ihre Firma The Woodling. Eigentlich wollte sie Architektur studieren. Um bessere Chancen bei der Bewerbungsmappe zu bekommen, wurde ihr geraten, zunächst ein Handwerk zu erlernen. „Dann bin ich in der Schreinerei hängen geblieben.“ Sie machte die Meisterprüfung und gründete ein eigenes Unternehmen. Ihre Botschaft an die Frauen im Publikum: „Lernt ein Handwerk. Es bringt euch so viele Vorteile. Ich hoffe, dass sich künftig mehr Frauen für einen handwerklichen Beruf entscheiden.“
Die Solidarität unter Frauen hat zugenommen
Was Schülerin Lale Schlatter an den Sprecherinnen fasziniert, ist: „Alle haben viel Charakter. Ich merke gerade wieder, wie wichtig es ist, dass wir wir selbst bleiben“, sagt die Schülerin, „Frauen haben heute viele Möglichkeiten.“ Ihre Klassenkameradin Heidi Kiechle findet die Geschichten der Rednerinnen ermutigend.
Mit ihren Beispielen zeigten sie, dass „wir Frauen Optionen haben und ausprobieren können“. Was sie für sich mitnimmt, ist, dass sie sich selbst nicht zu viel Druck machen sollte bei der Frage, welchen Beruf sie ergreifen möchte, sondern dass sich vieles auch einfach ergibt.

Lea Flohr ist Besucherin beim „She Inspires Day“. Sie macht gerade ihren Bachelor in Sportmanagement. „Danach möchte ich aber noch Psychologie studieren“, weiß sie bereits. Ihr gefällt an den Podiumsgesprächen vor allem, dass sich schon junge Frauen trauen, Start-ups zu gründen.
Dazu gehört Julia Zimmermann. Sie ist Geschäftsführerin und Co-Gründerin des medizintechnologischen Start-ups Eversion GmbH. Nach einem Bankpraktikum entschied sie sich für ein Wirtschaftsingenieurstudium an der HTWG. „Ergreift Chancen, erweitert euren Horizont“, rät sie den Teilnehmerinnen der Veranstaltung. Ihre Mitarbeiterin Laura Hägele hört den Sprecherinnen auf der Bühne ebenfalls interessiert zu. „Viele von ihnen wussten zunächst nicht, was sie beruflich machen wollten, haben aber dann ihren Weg gefunden.“

Sie hat gerade ihren Master in Unternehmensführung an der HTWG abgeschlossen und schaut sich nach einer Stelle um. Laura Hägele freut sich auf ihren persönlichen Austausch mit einer der Rednerinnen beim „Inspire-Date“, um sich noch mehr inspirieren zu lassen. Moderatorin Julia Blust gibt allen Anwesenden noch mit auf den Weg: „Helft einander, unterstützt euch gegenseitig!“ Sie kenne noch Zeiten, in denen Frauen gegen Konkurrentinnen ihre Ellenbögen ausgefahren hätten. Heute erlebt sie hier mehr Solidarität.