Die Hegner Narren hatten an Fasnacht vermutlich nicht den längsten Narrenbaum in der Region. Aber sie haben mit Sicherheit den, der am längsten steht: immer noch. Warum ist das so? Schlafkappen-Präsident Simon Malkmus kann das Mysterium aufklären. Es gebe in Hegne eine Gruppe, deren Mitglieder sich wahlweise Hegner Waldenthusiasten oder Baumfreunde nenne. Und diese sei zuständig fürs Stellen und Fällen sowohl des Narrenbaums sowie des Maibaums.

Nun habe aber bei der Narrenbaumversteigerung am Fasnachtsdienstag ausgerechnet ein Mann aus dieser Gruppe den Baum ersteigert. Und dann – wohl aus Spaß – gesagt, dass er jenen nun bis Mai stehen lasse, wenn der nächste Baum an der Reihe ist. Manchmal kommt es bekanntlich erstens anders, als man zweitens denkt. „Das ging nach hinten los“, meint der Narrenpräsident lachend. „Mittlerweile hat der Narrenbaum zwar keine Nadeln mehr, dafür aber ein Nest.“

Der Narrenbaum bleibt stehen – bis der Krähennachwuchs flügge und das Nest verlassen ist, sagt Simon Malkmus.
Der Narrenbaum bleibt stehen – bis der Krähennachwuchs flügge und das Nest verlassen ist, sagt Simon Malkmus. | Bild: Hanser, Oliver

Ein Krähenpaar hat sich das dürre Geäst als Nistplatz ausgesucht, zwei Eier gebe es dort. Das haben die Baumfreunde erkundet, erläutert Simon Malkmus. Vielleicht haben die närrischen Vögel den Narrenbaum für ihren Nachwuchs ausgewählt, weil sie das alemannische Brauchtum fördern und im wahrsten Sinn erhalten wollen – wenigstens noch eine Weile?

Man müsse deshalb den Narrenbaum natürlich weiter stehen lassen – bis die Brutzeit vorbei ist, der Krähennachwuchs flügge und das Nest verlassen, sagt Simon Malkmus. Das dürfen die Baumfreunde jetzt weiter beobachten. Diese haben derweil den Maibaum in ein anderes Loch gestellt – rund zehn Meter nebenan, das ursprünglich für einen Fahnenmast gedacht gewesen sei.

Der Maibaum (links) hätte den Narrenbaum ersetzen sollen. Das konnte er aber nicht, weil in jenem (rechts) Vögel nisten.
Der Maibaum (links) hätte den Narrenbaum ersetzen sollen. Das konnte er aber nicht, weil in jenem (rechts) Vögel nisten. | Bild: Hanser, Oliver

Der Maibaum ist deshalb dieses Jahr etwas kleiner, aber wie die Baumfreunde meinen: „trotzdem nicht minder schön“. Simon Malkmus meint schmunzelnd: „Jetzt gibt es eben zwei Bäume. Ich finde es schön, dass unser närrisches Symbol noch steht. Die Bändel sind alle noch dran.“