Lässt sich ein defektes Bügeleisen, ein klemmender Reißverschluss oder eine flackernde Lampe nicht noch reparieren? Einen Versuch ist es wert. Dieser Überzeugung sind auch die Besucher beim Reparaturtreff in Allensbach, die ihre defekten Gegenstände retten wollen. Talentierte Experten und fleißige Tüftler helfen dabei – ausgestattet mit allerlei Werkzeug und Hilfsmitteln wie Lupen, Schraubenziehern und Strommessgeräten.
Ursula Schuster bringt ihre Brotschneidemaschine zum Reparaturtreff. „Sie hat vierzig Jahre hervorragend funktioniert, jetzt macht sie Probleme“, sagt Schuster. Ohne die Maschine sei sie einfach aufgeschmissen. Rolf Wiehler schaut sich das Gerät an und entdeckt eine Metallfeder, die sich mit der Zeit gedehnt hat.
Doch nun braucht es auch Wissen, Geduld und Geschick. Eine Stunde später ist die Freude groß, denn Wiehler schafft es, die Teile zu reparieren und die Maschine wieder funktionsfähig zu machen. „Das ist genial. Ich bin in guter Hoffnung hergekommen und freue mich sehr, dass ich wieder wie gewohnt Brot schneiden kann“, sagt Schuster.
Gute Stimmung, nette Leute und nachhaltige Lösungen
In der Zwischenzeit nimmt Helga Hügel die Maße an einem Kissenbezug. Eine Dame hat sie um Hilfe gebeten, da der Bezug für ihr neues Kissen zu groß ist. „Es wäre schade, den Bezug wegzuwerfen, also kürze ich den Stoff auf das richtige Maß“, erklärt Hügel. Das Nähhandwerk hat sie schon als Kind gelernt. „Wenn ich früher etwas Neues wollte, musste ich es selbst nähen“, sagt sie.

Den Reparaturtreff findet sie eine tolle Initiative. „Hier sind immer nette Leute dabei und die Stimmung ist gut“. Außerdem sei es ein Geben und ein Nehmen. „Ich habe heute eine Solarlampe von zu Hause mitgebracht. Der Akku funktioniert nicht mehr richtig“, und nun setze sie auf die Unterstützung ihrer Kollegen.
Die Wartezeiten können die Besucher des Reparaturtreffs im Allensbacher Vereinsheim bei Kaffee und Kuchen überbrücken. „Wir organisieren den Treff nun schon seit über zehn Jahren zwei Mal pro Jahr im Rahmen der Lokalen Agenda 21“, erklärt Brigitte Bautze. Die vielen erfolgreichen Reparaturen haben auch sie zum Umdenken gebracht.
Koffer, Wecker oder Nähmaschine – Ist das noch zu retten?
„Es lohnt sich, Dinge mal aufzuschrauben und nicht gleich zu ersetzen“, sagt sie. Besonders im Hinblick auf die Nachhaltigkeit sei dies ein wichtiger Schritt. Konzentriert zerlegt Simon Wawroschek ein Bügeleisen in mehrere Teile und sucht nach der Ursache für einen defekten Regler. „Alle Zeichen stehen auf Grün“, zeigt sich der Softwareentwickler zuversichtlich.

Weniger optimistisch ist Jürgen Holtmann beim Rollenkoffer von Silvia Roth-Flockerzi. Nach eingehender Prüfung schüttelt er den Kopf: „Die Kunststoffteile an den Rollen sind ausgebrochen, da kann ich nichts machen“. Roth-Flockerzi hatte das schon befürchtet. „Ein neuer Koffer ist schnell gekauft, aber ich wollte es dennoch versuchen“, sagt sie.
Ähnlich geht es Doris Dieringer. Die Anzeige an ihrem Radiowecker ist defekt. „Ich hänge sehr an diesem Wecker und die neuen Geräte gefallen mir nicht“, sagt sie. Deshalb war sie auf der Suche nach jemandem, der sich auskennt und das Gerät vielleicht noch retten kann. Bei Uli Reimann trifft sie auf einen Experten. Viele Jahre arbeitete er als Mechaniker und kennt sich mit Elektronik aus.

„Der Reparaturtreff macht Spaß und ich freue mich, wenn ich Leuten helfen kann“, so der Rentner. „Es ist auch wichtig für die Umwelt, dass wir versuchen, defekte Dinge nochmals zu reparieren“. Doch der Radiowecker ist ein schwieriger Patient. Auch Tüftler Felix Keller versucht es noch, doch der Patient muss letztendlich ohne Genesung entlassen werden.
Manchmal gibt es auch simple Lösungen für vermeintlich unlösbare Aufgaben. „Irgendwas stimmt mit meiner Nähmaschine nicht“, erzählt Manuela Kaiser. „Ich habe mir mehrere Videos im Internet angeschaut und kam einfach nicht weiter. Ich dachte, ich muss eine neue Maschine kaufen.“ Der Allensbacher Reparaturtreff ist ihre letzte Hoffnung.
Helga Hügel hat den entscheidenden Tipp parat. „Es fehlt ein Tropfen Öl an der richtigen Stelle“, sagt sie und tatsächlich funktioniert die Nähmaschine hinterher wieder einwandfrei. Manuela Kaiser verlässt das Vereinsheim überglücklich. „Das ist eine super Sache“, schwärmt sie. „Es kann so einfach sein, wenn man die richtigen Leute um Rat fragt“.