Die Debatte um die Zukunft des Hauses Nummer 9 in der Hauptstraße (B 34) in Ludwigshafen hat sich in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats in eine Chance für die Jugendlichen im Ort verwandelt. In dem älteren Gebäude mit zwei Ladenräumen und Wohnungen gäbe es viel Sanierungsbedarf. Der als Büro genutzte Laden wird bald leer und eine Mutter kam mit einer Idee auf Bürgermeister Matthias Weckbach zu: Ein von Eltern geleiteter Treffpunkt für Jugendliche zwischen zehn und 18 Jahren. Das Gremium diskutierte mehr als eine Stunde lang darüber, ob es sich überhaupt lohnt, noch Geld in das marode Gebäude zu stecken, ob ein solcher Jugendtreff Sinn ergibt und ob er dort umsetzbar wäre.
So sehen die Fakten zum Haus aus: Es dient seit Jahren als günstiger Wohnraum und die Ortsverwaltung sähe Probleme für die Mieter, andere Wohnungen zu finden. Im Erdgeschoss ist rechts eine kleine Töpferwerkstatt und links daneben ein Ladenraum, der bis Ende Juli als Büro vermietet ist. Beide teilen sich eine Toilette. In den Wohnungen im Ober- und Dachgeschoss häufen sich Reparaturen. Die Gemeindeverwaltung schätzt eine notwendinge Sanitärsanierung inklusive teilweiser Dachsanierung auf rund 22 200 Euro. "Das sind die Mindestmaßnahmen, damit das Haus bewohnbar bleibt", erklärte Ortsbaumeister Ralf Volber. Mit der älteren Heizungsanlage, die jederzeit ausfallen könne, sei das Gebäude "eine tickende Zeitbombe", ergänzte Weckbach. Diese müsste in den kommenden zwei bis drei Jahren ersetzt werden, was weitere rund 13 500 Euro bedeuten würde. Er war ganz klar der Meinung: "Ganz gering investieren – ja. Aber viel machen, hat keinen Sinn. Das ist die Ortsdurchfahrt, da muss etwas Ordentliches hin."
Ein Neubau böte verschiedene Chancen, so Weckbach. Er kam zum Beispiel auf die künftige ärztliche Versorgung der Gemeinde zu sprechen und erklärte, dass es hinsichtlich der demografischen Entwicklung in etwa fünf Jahren wohl keinen Arzt mehr in der Gemeinde geben werde. Die Gemeinde müsse sich darum kümmern. Eine Idee: Einen Gewerberaum so auszurichten, dass dort eine Praxis möglich wäre. Dieser langfristige Aspekt kam jedoch nur ganz kurz zur Sprache, ehe das Gremium in kurz- und mittelfristiger Hinsicht entschied, wie es mit dem Gebäude und der Idee eines Jugendtreffs weitergeht.
Alessandro Ribaudo (CDU) sprach sich dafür aus, nur das Nötigste im Haus zu machen. Er gab zu bedenken, dass nicht nur die Mieter sondern auch die Töpferin wahrscheinlich keine anderen Räume finden würde. Die Mieten würden die notdürftige Sanierung abdecken. "Die Nutzung für Kinder zu testen, wäre super. Die Räume sind optimal für Jugendliche", sagte er über den frei werdenden Ladenbereich. Wenn die Idee funktioniere, könnte sie später bei einem Neubau eingeplant werden. Und falls es nicht funktioniere, wisse es die Gemeinde dann.
"Es würde dauern, bis wir ein Konzept haben", sagte Klaus Gohl (Frei Wähler) über das Gebäude und Areal. Deshalb war auch er dafür, die 22 200 Euro zu investieren, und den Jugendtreff auszuprobieren. "Es ist wichtig, dass für diesen Teil der Jugend etwas gemacht wird." Monika Karle (CDU) fand einen Jugendtreff ebenfalls gut: "Jugendarbeit ist für mich das Fundament der Zukunft." Klaus Gohl bereitete nur die Situation mit der Toilette Sorgen. Er schlug als eine günstige Idee mobile Toiletten vor.
Der Rat beschloss letztendlich einstimmig eine notdürftige Sanierung und einen Testlauf für den Jugendtreff. Die Gemeinde kümmert sich um das Thema Versicherung, Eltern sollen alles andere organisieren. Außerdem will das Gremium nach der Sommerpause einen Zeitplan für die langfristige Zukunft des Areals angehen.
Rückblick
Bürgermeister Matthias Weckbach fasste im Gemeinderat zusammen, dass ein Abriss des Gebäudes Hauptstraße 9 bereits in den 1990er-Jahren in der Diskussion gestanden habe. Damals sei das Steinhaus abgerissen worden, aber die Nummer 9 blieb stehen. Es habe mehrere Ideen für die Umgestaltung dieses Ortsbereichs gegeben. Klar sei: Die Nummer 9 habe auf lange Sicht keine Zukunft. (löf)