Dürfen Schiffe bald die halbe Seebreite bei Ludwigshafen nicht mehr benutzen? Droht dem Ort rund fünf Jahre lang extremer Baustellenverkehr? Diese beiden Sorgen standen im Mittelpunkt der Diskussion, als Vertreter der Bodensee-Wasserversorgung (BWV) den aktuellen Planungsstand für das Projekt „Zukunftsquelle. Wasser für Generationen“ im Gemeinderat vorstellten.

Dabei kamen vor allem viele Fragen um die geplante Wasserschutzzone auf, die um den neuen Wasserentnahmeturm zwischen Ludwigshafen und Sipplingen definiert werden soll. Der Turm soll dort in rund 60 Metern Tiefe gebaut werden, um die Wasserversorgungsinfrastruktur zu sichern.

Bild 1: Bodensee-Wasserversorgung: Drohen Einschränkungen? Alle Infos
Bild: Bodensee-Wasserversorgung; Steller, Jessica

Widerstand kündigt sich jetzt schon an

Zahlreiche Bürger saßen im Saal oder hörten online via Zoom zu. Andreas Rietschel, der Präsident des Yachtclubs Ludwigshafen, nutzte zu Beginn der Sitzung die Einwohnerfrageviertelstunde, um auf eine Interessengemeinschaft der lokalen, überregionalen und sogar internationalen Wassersportclubs und -verbände gegen ein gesperrtes Wasserschutzgebiet aufmerksam zu machen. Der Interessensverband setzt sich gegen die drohenden Einschränkungen auf dem See durch eine Schutzzone um die geplante neue Entnahmestelle der BWV ein.

„Wir sind nicht gegen die Bodensee-Wasserversorgung, sondern nur der Meinung, dass da kein Wasserschutzgebiet wie in Sipplingen kommen soll. Wir werden mit unseren Mitteln bis in die letzte Instanz gehen, wenn man klagen müsste“, sagte er. „Vielleicht können wir ja doch noch irgendwie zusammenkommen.“

Dr. Ulrich Lang von Kobus und Partner (links) und Christoph Jeromin von der Bodenseewasserversorgung stellen den aktuellen Stand des ...
Dr. Ulrich Lang von Kobus und Partner (links) und Christoph Jeromin von der Bodenseewasserversorgung stellen den aktuellen Stand des Projekts Zukunftsquelle vor. | Bild: Löffler, Ramona

Christoph Jeromin, der Technische Geschäftsführer der BWV, antwortete darauf noch nicht, beantwortete später aber gemeinsam mit Ulrich Lang von der Ingenieurgesellschaft Kobus und Partner die Fragen von Bürgermeister Christoph Stolz und den Gemeinderäten. Auch Michael Stäbler, der kaufmännische Geschäftsführer, war anwesend.

Was die Bodensee-Wasserversorgung baut

Jeromin brachte alle auf den aktuellen Informationsstand zum Gesamtprojekt und seinen Bestandteilen. Er fasste zusammen, dass es momentan eine Entnahmestelle an der Süßenmühle bei Überlingen gebe. Eine weitere Entnahmestelle soll im Pfaffental zwischen Ludwigshafen und Sipplingen gebaut werden – dafür gab es bereits Probebohrungen.

Durch eine Druckleitung soll das Wasser von der Entnahmestelle zum Wasserwerk am Sipplinger Berg befördert werden. An der Süßenmühle sollen später zwei neue Entnahmestellen die bestehende ersetzen.

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Kritik und Sorgen zur Position des Entnahmeturms

Ulrich Lang schilderte im Rahmen seiner Präsentation die Arten von Schutzgebieten und was dabei zur berücksichtigen ist. Petra Haberstroh (Freie Wähler) sagte, es herrsche die Sorge, dass der halbe Überlinger See gesperrt werde. Sie hakte genauer nach, wo der Entnahmeturm positioniert werde und ob dies auf Höhe der Messboje sein werde, die aktuell im See ist.

Eine Messboje der Bodensee-Wasserversorgung.
Eine Messboje der Bodensee-Wasserversorgung. | Bild: Löffler, Ramona

Der Geschäftsführer der Ingenieurgesellschaft erwiderte, der Entnahmeturm müsse in 60 Metern Tiefe installiert werden. Das bedeute etwa 600 Meter Entfernung vom Ufer. Dazu kämen noch mindestens 70 Meter für die Schutzzone, auch wenn deren Umfang erst noch genau definiert werden müsse. „Das brauchen wir“, so Lang.

Die Bodensee-Wasserversorgung stellt das Projektzukunftsquelle im Gemeinderat in Bodman-Ludwigshafen vor.
Die Bodensee-Wasserversorgung stellt das Projektzukunftsquelle im Gemeinderat in Bodman-Ludwigshafen vor. | Bild: Löffler, Ramona

Petra Haberstroh und andere im Raum sahen damit die Befürchtungen weitgehend bestätigt. Denn der Überlinger See ist laut Google Maps zwischen Ludwigshafen/Sipplingen und Bodman auf der anderen Seite etwa 2,2 Kilometer breit.

Landwirtschaft ist dann weiter möglich

Was klar ist: Die Schutzzone auf dem See wird wie bei der Süßenmühle mit Bojen markiert. Das landseitige Schutzgebiet wird laut BWV mit Schildern kenntlich gemacht. Lang konnte Michael Koch (CDU) aber eine Sorge nehmen, denn die Landwirtschaft werde weiterhin möglich sein. Auf Fragen von Alessandro Ribaudo (CDU) antwortete Jeromin, die BWV-Verbandsmitglieder könnten mit ihren jeweiligen Kontingenten an Bodenseewasser vom BWV machen, was sie wollen.

Auf eine Rückfrage heißt es, die künftige Entnahmestelle für die Bodenseewasserversorgung zwischen Ludwigshafen und Sipplingen werde in ...
Auf eine Rückfrage heißt es, die künftige Entnahmestelle für die Bodenseewasserversorgung zwischen Ludwigshafen und Sipplingen werde in etwa da sein, wo die geknickte Doppellinie in der Mitte auf der Karte endet. | Bild: Löffler, Ramona

Die Entnahmestelle braucht Schutz

Die BWV plant bald einen Austausch mit den Wassersportverbänden und will diesen auch nochmal das Projekt vorstellen. Lang betonte, mit der Präsentation im Rat habe bereits die Öffentlichkeitsbeteiligung begonnen, die unter anderem mit der Auslegung der Unterlagen weitergehen werde.

In der Debatte kam immer wieder zur Sprache, dass die BWV ein Betreiber kritischer Infrastruktur ist und Wasserentnahmestellen im See deshalb besonderen Schutz brauchen. Die BWV will im vierten Quartal dieses Jahres den Antrag für die Schutzzone beim Landratsamt Bodenseekreis als Verfahrensträger stellen. Szenarien wie Schiffsunfälle mit Ölaustritten seien berücksichtigt worden. Lang betonte die fachlichen Kriterien anhand derer die Schutzzone festgelegt werde. Die Zone solle so klein wie möglich, aber so groß wie nötig werden.

Tunnelbau wird unkonventionell ablaufen

Die Planungen sind seit der zurückliegenden Vorstellung etwas konkreter geworden beim Tunnelbau zwischen dem Pfaffental bei Ludwigshafen hinauf zum Sipplinger Berg und dem bestehenden Wasserwerk. Christoph Jeromin erklärte, der zwei Kilometer lange Tunnel sei für zwei Druckleitungen sowie Datenkabel.

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„Wir bauen von oben nach unten, was unkonventionell ist“, sagte er. „Aber wir wollen den Verkehr zum Abtransport des Aushubs gering halten.“ Allerdings sei noch nicht klar, wie viel abgefahren werde und wie viel vor Ort auf dem Sipplinger Berg bei den Baumaßnahmen verwendet werden könnte.

Millionenprojekt bis 2046

Der Technische Geschäftsführer betonte die Herausforderung bei dem Millionenprojekt, dessen Umsetzung des Teils im Pfaffental von 2026 bis circa 2033/34 dauern werde, die Gesamtmaßnahme bis 2046. Er nannte bei den Gesamtkosten keine Zahl, doch vor rund einem Jahr war von 360 Millionen Euro die Rede, die über Bankkredite gestemmt werden. Die Kredite wiederum sollen durch eine Erhöhung des Wasserpreises finanziert werden, wie bereits im Juli erklärt worden war. Jeromin hofft auf Landeszuschüsse. Als Zweckverband dürfe die BWV keine Rücklagen bilden.

Im Gespräch im Juli in Ludwigshafen über die Pläne der Bodensee-Wasserversorgung und Sorgen der Einwohner (von links): CDU-Gemeinderat ...
Im Gespräch im Juli in Ludwigshafen über die Pläne der Bodensee-Wasserversorgung und Sorgen der Einwohner (von links): CDU-Gemeinderat Michael Koch, Bürgermeister Christoph Stolz, technischer Geschäftsführer Christoph Jeromin und Referentin Sarah Kreidler. | Bild: Löffler, Ramona

Genaue Verkehrsbelastung im Ort noch offen

Alwin Honstetter (CDU) brachte die vorherrschenden Ängste über massenhaften Lastwagenverkehr zur Baustelle zur Sprache. Er wollte wissen, was genau auf die Einwohner von Ludwigshafen zukommt: „Wenn zigtausende Lastwagen durch den Ort rollen, sind die Bürger sehr strapaziert.“ Jeromin erklärte, das Verkehrskonzept werde noch erarbeitet.