Wieviel Lastwagenverkehr kommt während der Bauarbeiten der Bodensee-Wasserversorgung auf die Einwohner von Ludwigshafen zu? Und wie groß wird die Wasserschutzzone am Ufer zwischen Ludwigshafen und Sipplingen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt eines Gesprächs von Vertretern der Bodensee-Wasserversorgung (BWV) und der Gemeinde Bodman-Ludwigshafen bei der Zukunftsquelle-Tour, die in dieser Woche am Zollhaus Halt gemacht hat. Die BWV sprach mit Gemeindevertretern über ihre Pläne zum Bau eines neuen Wasserentnahmeturms am Seegrund im Bereich Pfaffental und weitere Vorhaben, um die Wasserversorgung zukunftsfit zu machen.

Zukünftige Generationen sollen profitieren

„Wir haben den Namen Zukunftsquelle für das Projekt bewusst gewählt. Von der neuen Infrastruktur werden unsere Kinder und Enkel profitieren“, sagte Christoph Jeromin, der Technische Geschäftsführer des Zweckverbands Bodensee-Wasserversorgung. Er und Sarah Kreidler, Referentin in der Unternehmenskommunikation, erläuterten dem neuen Bürgermeister Christoph Stolz, CDU-Gemeinderat Michael Koch und der Grünen-Rätin Tonja Sailer die Gründe das Projekt „Zukunftsquelle. Wasser für Generationen“. Bereits zuvor hatten sie in Sipplingen mit dem dortigen Bürgermeister Oliver Gortat gesprochen.

Die Lage der Entnahmestellen und Druckleitungen bei Ludwigshafen und Sipplingen. Pfaffental soll ab 2026 gebaut werden.
Die Lage der Entnahmestellen und Druckleitungen bei Ludwigshafen und Sipplingen. Pfaffental soll ab 2026 gebaut werden. | Bild: Bodensee-Wasserversorgung, Jessica Steller

Stolz betonte, es sei für die Gemeinde wichtig, zu erfahren, was in den kommenden Jahren passieren soll. Die Gemeinde wolle die Maßnahme eng begleiten.

Neue Entnahmestelle für Sicherheit der Wasserversorgung

Momentan gibt es laut Jeromin bei der Süßenmühle (Sipplingen) nur eine Wasserentnahmestelle, die das Wasser zum Wasserwerk oben am Sipplinger Berg pumpe, doch im Ernstfall gebe es keinen Ersatz. Daher solle einerseits im Pfaffental, das nahe an Ludwigshafen liegt, eine neue Entnahmestelle samt Steigleitung zum Wasserwerk entstehen. Andererseits solle später die Entnahmestelle Süßenmühle umgebaut und eventuell auf zwei erweitert werden, so dass es letztendlich drei Entnahmestellen geben könnte, sofern die Verbandsversammlung dem im Jahr 2026 zustimme.

Jeromin sprach bei den Kosten allgemein von mehreren hundert Millionen Euro. Die Planung laufe noch, doch vor rund einem Jahr standen 360 Millionen Euro im Raum.

Der Wasserbedarf bei den bestehenden 183 Verbandsmitgliedern steige und momentan könnten keine neuen aufgenommen werden. „Die Verbandsmitglieder haben schon signalisiert, dass sie mehr Wasser brauchen“, so Jeromin. Er schilderte weiter, die Entnahmestelle im Pfaffental müsse zuerst fertig und in Betrieb sein, ehe die an der Süßenmühle ertüchtigt werden könne.

Im Gespräch über die Pläne der Bodensee-Wasserversorgung und Sorgen der Einwohner (von links): CDU-Gemeinderat Michael Koch, ...
Im Gespräch über die Pläne der Bodensee-Wasserversorgung und Sorgen der Einwohner (von links): CDU-Gemeinderat Michael Koch, Bürgermeister Christoph Stolz, technischer Geschäftsführer Christoph Jeromin und Referentin Sarah Kreidler. | Bild: Löffler, Ramona

Der Wasserpreis wird steigen

Und wie will die BWV mehrere hundert Millionen Euro Investition stemmen? Michael Koch hakte nach, ob der Wasserpreis steigen werde. Jeromin erklärte, die Finanzierung werde über Banken laufen, aber auch der Wasserpreis sei ein Faktor. „Durch die drei Bauabschnitte steigt der Wasserpreis langsam an“, sagte er, konnte dies aber noch nicht näher beziffern.

Koch trug zudem die Sorgen von Einwohnern in das Gespräch. Zum Thema Lastwagen-Verkehr in Ludwigshafen sagte Jeromin, auf welchem Weg der Aushub abtransportiert werde, sei noch nicht geklärt. Ein Teil des Erdmaterials von den Bohrungen könne vor Ort verwendet werden. Beim Überschuss müsse noch festgelegt werden, ob die Lastwagen über Ludwigshafen fahren oder bei Sipplingen auf die Autobahn fahren könnten. „Wir wollen nicht verhehlen, dass es Einschränkungen während der Bauzeit geben kann“, sagte er offen.

Eröffnung der Zukunftsquelle-Tour in Sipplingen (von links) : Kaufmännischer Geschäftsfüherer Michael Stäbler und technischer ...
Eröffnung der Zukunftsquelle-Tour in Sipplingen (von links) : Kaufmännischer Geschäftsfüherer Michael Stäbler und technischer Geschäftsführer Christoph Jeromin mit Bürgermeister Oliver Gortat und den Gemeinderäten Elisabeth Lohrer, Clemens Beirer, Thomas Biller. | Bild: Nina Rittler

Fragezeichen um die Größe des Wasserschutzgebiets

Christoph Stolz erkundigte sich nach der Größe des geplanten Wasserschutzgebiets im Uferbereich Pfaffental, wo der Entnahmeturm in rund 70 Metern Tiefe gebaut werden soll. „Je früher wir wissen, was Fakt ist, desto eher können wir um Verständnis werben“, sagte er. Und Michael Koch betonte, wie stark das Ufer von Booten frequentiert sei: „Ein Boot reiht sich an das andere.“

Jeromin hatte zum Wasserschutzgebiet jetzt noch keine Antwort, da die Planung noch nicht abgeschlossen ist. Er konnte nur sagen, dass man sich nach gesetzlichen Vorgaben richten müsse und werde. „Der Schutz der Entnahmestelle ist das oberste Ziel“, erklärte er und bat die Gemeinde um Geduld. Die BWV sei der größte Wasserentnehmer am Bodensee und versorge rund vier Millionen Menschen. Deshalb seien die Auflagen so streng und hoch.

Die Mädchen fischen Quagga-Muscheln und Glitzersteinchen auf Zeit (von links) Solea Baumann, Fabienne Störkle, Mia Heselschwerdt und ...
Die Mädchen fischen Quagga-Muscheln und Glitzersteinchen auf Zeit (von links) Solea Baumann, Fabienne Störkle, Mia Heselschwerdt und Josa Hiltensperger. | Bild: Löffler, Ramona

Grober Zeitplan steht, aber die Planung läuft noch

Voraussichtlich im September könnten die Pläne beim Regierungspräsidium Tübingen als Verfahrensträger eingereicht werden und gingen dann in die Offenlage. Aber ein paar andere Dinge stehen bereits fest: „Baustart soll im Jahr 2026 sein“, so Jeromin. Die Bauzeit im Pfaffental samt Leitungen werde rund sechs Jahre betragen und die Inbetriebnahme sei 2031/32 geplant. Für alle neuen Entnahmestellen zusammen nannte er eine Bauzeit von 17 oder 18 Jahren. Jeder Entnahmeturm könne rund 330.000 Kubikmeter Wasser pro Tag fördern.

Weiter schilderte Jeromin, dass die bestehende Entnahmebewilligung der BWV im Jahr 2038 auslaufe. Bereits zehn Jahre vorher, also 2028, müsse die neue beantragt werden. Bis dahin müsse die anvisierte Entnahmemenge von Wasser definiert werden. Das werde deutlich mehr als jetzt sein. Auf SÜDKURIER-Nachfrage nannte er rund eine Million Kubikmeter Wasser pro Tag bei möglichen drei Entnahmestellen.

Ein Aufsteller zeigt Fakten zum Wasser.
Ein Aufsteller zeigt Fakten zum Wasser. | Bild: Löffler, Ramona

Im Sinne der Transparenz für die Öffentlichkeit brachte Christoph Stolz die Idee ein, dass Jeromin im September oder Oktober die Pläne im Gemeinderat vorstellen könnte. Ob und wie es terminlich klappt, soll noch geklärt werden.

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