Wie soll sich Bodman-Ludwigshafen entwickeln? Um Antworten auf diese Frage zu finden und ein konkretes Konzept als strategisches Leitbild „Bodman Ludwigshafen 2040“ zu erstellen, hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung über die Beauftragung der Firma Translake gesprochen. Die könnte diesen Prozess betreuen. Um die Kosten entbrannte aber eine lange Debatte mit unterschiedlichen Meinungen.

Die Gemeindeentwicklung ist etwas, das Bürgermeister Christoph Stolz bereits im Frühling im Wahlkampf angesprochen und Ideen dazu vorgestellt hatte. In seiner dritten Ratssitzung und nach noch nicht einmal 100 Tagen im Amt brachte er dieses Thema nun in den Gemeinderat. „Es ist wichtig, dass wir Ziele und Visionen haben“, so der 30-Jährige.

Wie soll Bodman-Ludwigshafen 2040 sein?

Beim Konzept gehe es um eine Roadmap, also Karte, wo die Gemeinde stehe und wo sie hinwolle. Dazu listete er die Bereiche Leitbild (Wie soll Bodman-Ludwigshafen 2040 sein?), Wirkungsziele (Was wollen wir erreichen, damit dies eintritt?) und Leistungsziele (Was müssen wir dafür tun?) auf. Dies würde schließlich in Projekte müden, die umgesetzt worden sollen. Dabei gehe es um die langfristige Perspektive und die Berücksichtigung des Charakters der Zwillingsgemeinde, wie Christoph Stolz Bodman-Ludwigshafen gerne nennt. „Es ist wichtig, dass wir uns als Bodman-Ludwigshafen sehen“, sagte er im Hinblick auf die beiden Ortsteile.

Das strategische Leitbild beantworte verschiedene Fragen, zum Beispiel dass die Seegemeinde eine klimafreundliche Gemeinde 2040 werden wolle. Ein Beispiel für eine Maßnahme, die für Schmunzeln sorgte, war, dass der Bürgermeister nur noch Fahrrad oder E-Bike fahren könnte.

„Der Prozess muss zu uns passen“

„Wir können die Welt nicht retten, aber einen Beitrag leisten“, so Christoph Stolz. Er erklärte, er habe sich bewusst für Translake entschieden, und schilderte mit einem Zeitstrahl, wie der ganze Prozess ablaufen könnte. „Das ist die Vorstellung eines möglichen Wegs. Der Prozess muss zu uns passen“, betonte Stolz.

Eine Idee war eine sogenannte Spurgruppe, die aus zufällig ausgelosten Bürgern bestehen könnte, und die alles begleiten soll. Zudem soll es Bürgerbeteiligungen und vor allem auch die Beteiligung junger Menschen geben. Stolz erklärte, der Start solle noch dieses Jahr sein und während der Zeit der Kommunalwahlen kommendes Jahr ruhen. Mit dem neuen Gremium sollen dann die Ziele festgezurrt werden. „Wir könnten im Frühjahr 2025 ein fertiges Konzept haben.“

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Deutliche Kritik an den Kosten

Die Räte standen hinter der Idee und der Notwendigkeit, doch die Kosten stießen auf Kritik und die Spurgruppe warf viele Fragen auf. Unter dem Angebot von Translake stand eine Summe in Höhe von rund 48.500 Euro.

CDU-Gemeinderat Michael Koch sagte ganz offen, dass er sich schwer mit dem Verfahren tue. „Es ist wichtig, dass wir ein Leitbild haben, aber 50.000 Euro?“ Er vermutete, dass die Summe sogar noch steigen könnte und auch personelle Ressourcen aus der Verwaltung gebunden würden. „Wir haben gerade schon viel laufen, zum Beispiel den Kindergarten-Neubau“, betonte er. Koch sprach auch die Möglichkeit an, etwas zu entzerren oder Kosten einzusparen. Stolz erwiderte darauf, man könne über alles sprechen, ihm gehe es zunächst um das generelle Signal, mit der Konzepterstellung zu starten.

Der Blick in Bodman Richtung Naturschutzgebiet vom Wassertürmle aus.
Der Blick in Bodman Richtung Naturschutzgebiet vom Wassertürmle aus. | Bild: Claudia Ladwig

Alwin Honstetter (CDU) hatte Sorgen um die Rolle, Ideen und Wirkung der möglichen Spurgruppe. Zudem hatte er ebenfalls Bedenken bei der hohen Summe. Grünen-Gemeinderat Christoph Leiz plädierte ebenfalls für das Leitbild, doch sah es mit den Kosten ganz anders: „Die 49.000 Euro wären gut angelegt. Wir sollten das machen.“

Weitere Ideen aus dem Gremium

Petra Haberstroh (Freie Wähler) schloss sich der Meinung zu den Kosten an. Zudem glaube sie, dass die eigentliche Arbeit in der Gemeinde und dem Gremium, aber nicht bei der Firma entstehe. Sie verwies auf die Zukunftsinitiative, die 2018 aus dem Zukunftsdialog hervorgegangen ist, aktuell aktiv ist und unter anderem Vorträge organisiert. Statt einer zufälligen Spurgruppe würde sie lieber direkt Leute bestimmen, die bereits engagiert sind.

Alessandro Ribaudo (CDU) warf schließlich ein, dass Bodman-Ludwigshafen in der Digitalisierung bereits führend sei: „Wir sind weiter als andere. Wir müssen es nur niederschreiben“, sagte er zu diesem und anderen Aspekten in einem Leitbild. Er glaube, die Gemeinde brauche gar nicht so viel Begleitung. Daher seien fast 50.000 Euro zu viel.

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Vorgehen und Kosten müssen nochmal besprochen werden

Claudia Brackmeyer (SPD) berichtete aus ihrer Erfahrung aus dem Kreisseniorenrat, der sich gerade ein Leitbild gebe und im Prozess sei. Sie schilderte, wie anfängliches Chaos in Form gekommen sei. Zu den Kosten schätze sie, dass die Gemeinde mindestens 20.000 Euro investieren müsse. Im Rückblick auf 2018, als Translake den Zukunftsdialog betreut hatte, sagte sie, damals seien keine neuen Erkenntnisse rausgekommen: „Das darf nicht nochmal passieren.“

Stolz kam zu dem Fazit: „Wir reden vom selben und sind nicht weit auseinander.“ Man müsse nur noch über das Vorgehen sprechen und wie die Bürger mit auf den Weg genommen werden. In der Abstimmung war das Gremium geschlossen für die Erstellung eines strategischen Leitbilds für Bodman-Ludwigshafen, aber nicht zu diesen Kosten.