Die erste Ratssitzung hatte sie bereits vor der Sommerpause, aber noch ist alles neu und ungewohnt: Erika Zahn aus Bodman gehört zu den drei neuen Mitglieder im Gemeinderat. Das besondere an ihrer Wahl ist, dass mit ihr eine neue, fünfte Fraktion in das Gremium eingezogen ist. Sie gehört zur ÖDP, die bei der Kommunalwahl im Mai erstmals mit einer Liste angetreten ist und auf Anhieb einen Ratssitz erhalten hat. „Ich bin für das Vertrauen sehr dankbar“, sagt sie.
Die 50-Jährige ist in Bodman aufgewachsen und habe als Kind miterlebt, wie der Uferpark in Bodman aufgeschüttet worden sei. Sie kenne so ziemlich jeden Stein im Ort, erzählt sie lachend. Später hat Erika Zahn Agrarbiologie studiert und eine Ausbildung zur Heilpraktikerin für Pflanzenheilkunde gemacht. Außerdem arbeitet sie seit ihrer Jugend nebenher in der Gastronomie. Sie ist also im Ort gut vernetzt und überall bekannt.

Einarbeitung in die Themen und Abläufe
„Ich bin nett aufgenommen worden“, sagt Erika Zahn über den Gemeinderat. Sie freue sich, dass die ÖPD und die Grünen sowie SPD Anträge stellen dürfen, obwohl die drei Fraktionen nur aus jeweils einer Person bestehen. Für die größeren Fraktionen, also CDU und Freie Wähler, sei dies in Ordnung.
Momentan arbeitet sie sich in ihre neue Aufgabe ein, wird eine Schulung für Gemeinderäte machen und ist Mitte September bei der Klausurtagung des Gremiums dabei. Da die Bodmanerin ohnehin schon immer viel mit den Leuten im Gespräch gewesen sei, habe sich im Vergleich zu vor der Wahl nicht viel verändert.

Zu den größten und wichtigsten Themen, die ihr am Herzen liegen, gehören die Landwirtschaft, Umwelt und der Bodensee, aber auch Soziales. Beim See mache sie sich Sorgen um die Pläne der Bodenseewasserversorgung im Pfaffental bei Ludwigshafen. Sie wünscht sich beim Projekt Zukunftsquelle, einer neuen Entnahmestelle für Trinkwasser aus dem Bodensee, mehr Transparenz und befürchtet, dass sich viele der Auswirkungen gar nicht bewusst sind.
Sorgen um die Zukunft des Orts
Soziale Teilhabe für alle ist ebenfalls etwas, das ihr wichtig ist. Bodman sei ein Sonderfall, da dort Menschen vom Flüchtling bis zum Superreichen leben würden. Da brauche es Verständigung, Verständnis und Respekt. Im Hinblick auf die Grundstückspreise und Bodenrichtwerte will sie sich dafür einsetzen, dass sich Bodman-Ludwigshafen dem Ausschuss der anderen Gemeinden anschließt und nicht mehr den eigenen Ausschuss betreibt. Mit der Entwicklung der Grundstückspreise würden die Weichen gestellt, wer in den nächsten zehn oder 20 Jahren noch in Bodman wohnen werde. „Ich will nicht, dass Bodman ein Sylt 2.0 wird“, betont sie. „Die Einwohner beseelen den Ort und sollten nicht entwurzelt werden.“
Sie frage sich auch, ob sich der finanzielle Aufwand für den Tourismus lohne und fände eine Wirtschaftlichkeitsprüfung sinnvoll. Sie wolle lieber Langzeittouristen anlocken, die Kurtaxe zahlen, und nicht die Tagestouristen, auf die derzeit viel ausgerichtet werde.