Die lange und aufwendige Planung mit vielen Debatten wird nun zunehmend Realität: Die Arbeiten am Parkleitsystem für Bodman-Ludwigshafen laufen, der Umbau samt Erweiterung des Kapellen-Parkplatzes in Bodman ebenfalls und die Details des selbstfahrenden Busses für Bodman sind jetzt konkreter. Im Touristikausschuss und Gemeinderat von Bodman-Ludwigshafen ging es jüngst jeweils um diese prägenden Veränderungen für den Ort und die Besucher. Ein großes Ziel ist es, den Parksuchverkehr einzudämmen und zu lenken sowie den Verkehr aus Bodman herauszuhalten.

Der selbstfahrende Bus Bolu-Train

Der Name, der eine Abkürzung des Ortsnamens Bodman-Ludwigshafen beinhaltet, ist noch nicht fix, aber Bürgermeister Matthias Weckbach stellte im Rat vor, wie dieses Fahrzeug aussehen soll. „Der Bolu-Train ist ein absolutes Leuchtturmprojekt“, betonte er und kündigte einen Termin mit dem Verkehrsministerium an. Die Kosten lägen bei 900.000 Euro bis zu einer Million Euro, die Gemeinde erhalte allerdings 85 Prozent Zuschuss.

Es seien momentan Kabinen mit jeweils zwölf Sitzplätzen für den selbstfahrenden Bus vorgesehen, also insgesamt 36 Plätze. Eine Erweiterung auf fünf Kabinen wäre laut Weckbach möglich. Eigentlich sei der Bus beziehungsweise Zug eine moderne Straßenbahn ohne Schienen. Es werde Kameras, ein Notrufsystem, Klimatisierung und verschiedene Sicherungen beim autonomen Fahren geben. Die Kabinen seien für den Einstieg senkbar. „Die Batterie reicht für den ganzen Tag“, sagte Weckbach zum Antrieb. Die Garage befinde sich beim Kapellen-Parkplatz, von wo aus die Besucher in den Ort gebracht werden. Die Garage werde groß genug, um zwei Busse mit drei Wagons unterbringen zu können. Weiter erklärte er, notwendige Ampeln für den Bolu-Train auf dessen Route sollen an Laternen angeschlossen werden.

Der Bus könnte bei drei Wagen mit 36 Plätzen 144 Personen pro Stunde transportieren. Eine Route mit vier Haltestellen vom Kapellen-Parkplatz durch den Ort und wieder zurück dauere 15 Minuten. „Wir können die Kapazität durch Direktfahrten mit nur zwei Haltestellen erhöhen“, stellte Weckbach in Aussicht. So sei es dann möglich 288 Personen pro Stunde zu befördern.

Die Baustelle für die Erweiterung des Kapellen-Parkplatzes in Bodman.
Die Baustelle für die Erweiterung des Kapellen-Parkplatzes in Bodman. | Bild: Löffler, Ramona

Und wie kann der Bus überhaupt selbst fahren?

Die Strecke sei festgelegt, das Fahrzeugsystem übe sie ein und könne auf bestimmte Situationen reagieren, erläuterte Weckbach. In einer Präsentation stellte er die Technik vor, die es seit 2014 gebe. Das Fahrzeug sei von den Sicherheitseinrichtungen her so ausgestattet, dass es darauf reagiere und bremse, wenn Personen sich während der Fahrt von außen nähern. An Haltestellen stoppe der Bolu-Train automatisch und senke die Kabine ab. Wer ein oder aussteigen wolle, müsse aber selbst den Türknopf drücken.

Weckbach fasste außerdem die langjährige Geschichte der Planung für den selbstfahrenden Bus zusammen. Bereits 2015 hätten sich Vertreter der Gemeinde in Schaffhausen (Schweiz) über ein dortiges Projekt informiert und es habe erste Planungen mit einer Firma gegeben. Inzwischen stehe der Gemeinde aber mit der Firma Neumaier ein anderer Partner zur Seite. Die Zulassung des Bolu-Trains erfordere ein dreistufiges Genehmigungsverfahren.

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Parkplätze haben neue Namen

Die Parkplätze in Bodman-Ludwigshafen erhalten zum Teil neue Namen, die aussagekräftiger sind. Der bisherige Schlössleparkplatz in Ludwigshafen wird zum Parkplatz Uferpark und der Parkplatz an der Weilerkapelle heißt nun Kapellen-Parkplatz. „Wir haben den Namen geändert, damit er zur Haltestelle und zum Schild passt“, sagte Bürgermeister Matthias Weckbach im Gemeinderat. Die Stellplätze vor dem Seeum werden wie die Bushaltestelle nun als Hafen bezeichnet.

Wie das Parkleitsystem funktioniert

Es führt künftig Autofahrer mit Hilfe von digitalen Anzeigetafeln zu einem freien Parkplatz. Diese zeigen den Namen und die Anzahl der verfügbaren Plätze an, die über Bodensensoren oder Kameras ermittelt werden. Diese Angaben sind als elektronische Information vorhanden und werden in eine Datenbank übertragen. Von dort aus fließen sie zum Beispiel in die Homepage der Gemeinde oder die Plattform Mobilitätsdaten-Marktplatz (MDM) des Bundes ein. Alle modernen Navigationsgeräte können in Echtzeit darauf zugreifen. Auf den Tafeln werden die Farben grün, gelb und rot in Kombination mit Münz-Symbolen verwendet. So erkenne der Gast sofort, wo er günstig parken könne oder wo es teurer sei, wurde im Ausschuss und Rat erläutert.

Die Baustelle Kapellen-Parkplatz und Multifunktionsgebäude in Bodman am 22. April 2022.
Die Baustelle Kapellen-Parkplatz und Multifunktionsgebäude in Bodman am 22. April 2022. | Bild: Löffler, Ramona

In beiden Ortsteilen werden nur die wichtigsten Parkplätze ausgeschildert. In Bodman sind das die Parkplätze an der Weilerkapelle, am Strandbad und am Hafen. Kleinere Parkplätze wie an der Kirche oder dem Königsweingarten werden künftig nicht mehr als Parkplatz in Publikationen ausgewiesen. In Ludwigshafen sind die kleineren, straßenbegleitenden Parkplätze nicht erwähnt.

Die ersten Umbauarbeiten

Der Einfahrtsbereich zum Strandbad-Parkplatz in Bodman ist inzwischen umgebaut und für das Parkleitsystem vorbereitet. Die Erweiterung des Kapellen-Parkplatzes läuft ebenfalls und die Dimensionen sind beim Vorbeifahren bereits erkennbar. Allerdings ist die Kaiserpfalzstraße momentan auf Höhe der Baustelle des Multifunktionsgebäudes am Kapellen-Parkplatz voll gesperrt. Die Zufahrt ist für Anlieger frei. Laut Weckbach werde erst der neue Einfahrtsbereich zum Kapellen-Parkplatz gemacht und dann die Parkplatzerweiterung weitergebaut.

Die Zufahrt zum Parkplatz am Strandbad Bodman ist für das Parkleitsystem umgebaut.
Die Zufahrt zum Parkplatz am Strandbad Bodman ist für das Parkleitsystem umgebaut. | Bild: Löffler, Ramona

Bezahlmöglichkeiten beim Parken

Neben der Reduzierung des Parksuchverkehrs sieht die Gemeinde im Parkleitsystem auch den Vorteil der fairen Bezahlung, weil die Nutzung im Nachhinein bezahlt wird und so nur die Zeit zählt, in der auch wirklich geparkt wurde. „Beim Ein- und Ausfahren der Parkplätze Uferpark, Kapelle und den beiden Strandbädern wird zukünftig das Kennzeichen des Fahrzeugs erfasst“, so Sandra Domogalla, Leiterin des Amts für Tourismus, Kultur und Marketing (TKM), im Touristikausschuss. „Fahrende müssen dazu weder anhalten noch ein Papierticket lösen. Sie parken und bezahlen wie in einem Parkhaus erst nach dem Aufenthalt.“

Vor dem Ausfahren müsse man das eigene KFZ-Kennzeichen über eine Tastatur am Parkscheinautomat eingeben und die Gebühr dann entweder bar, per Handy oder per Karte bezahlen. Eine Kamera erfasse die Ausfahrt vom Parkplatz und beende den Vorgang. Selbstverständlich könne auch weiterhin wie bisher über die App Parkster bezahlt werden.

Was passiert, wenn man einfach wegfährt

Bei Nichtbezahlung werde eine Halterabfrage gestartet und der Strafzettel per Post versandt. Innerhalb einer Kulanzzeit von 24 Stunden könne man ein Versehen melden und online nachzahlen. Inhaber von Dauerparkausweisen oder Anwohner könnten außerdem vom System berücksichtigt werden, erläuterte Sandra Domogalla. Das System werde abhängig von Lieferzeiten und verschiedenen Genehmigungsverfahren voraussichtlich Pfingsten in Betrieb gehen.

Baustelle Kapellen-Parkplatz und Multifunktionsgebäude in Bodman am 22. April 2022
Baustelle Kapellen-Parkplatz und Multifunktionsgebäude in Bodman am 22. April 2022 | Bild: Löffler, Ramona

Auf eine Rückfrage aus dem Gemeinderat erklärte Matthias Weckbach zur Bahnhofstraße in Ludwigshafen, dass dort die Parkplätze klar definiert würden und in die Mitte ein Bodensensor komme. Mit diesen Sensoren werde im Parkleitsystem angezeigt, wieviele Plätze belegt seien. In der Bahnhofstraße müsse aber normal für eine fixe Zeit bezahlt werden. Dort gebe es keine Kennzeichenerkennung für genaues Zeitabrechnen wie auf den Parkplätzen mit entsprechend ausgerüsteten Einfahrtsbereichen.

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