Ab wann ist eine Stadt eine Stadt? Formal gibt es da durchaus Kriterien, gefühlt reicht manchmal auch ein mächtiges Verkehrsaufkommen auf den Straßen. Bodman-Ludwigshafen ist mit seinen rund 4870 Einwohnern eigentlich noch nicht groß genug – aber wird zumindest im Internet in den Rang einer Stadt erhoben.
Und das von offizieller Quelle: Denn der Staatsanzeiger, der sämtliche aktuellen und zurückliegenden Bürgermeisterwahlen im Land verzeichnet hat, zeigt auf der Seite des Orts neben dem Gemeindewappen den Schriftzug „Stadt Bodman-Ludwigshafen“. Plötzliche Konkurrenz für Stockach? Gibt es jetzt zwei Städte nebeneinander?

Der alte Begriff der Landstadt
In einer alten, nicht mehr ganz so gebräuchlichen Bezeichnung wäre die Seegemeinde tatsächlich eine Landstadt. Laut Wikipedia und anderen Quellen im Internet ist das in der Statistik oder Siedlungsgeographie eine Bezeichnung für Orte mit 2000 bis 5000 Einwohnern, aber inzwischen vom Begriff Landgemeinde abgelöst worden.
Immerhin: Wenn Hafenfest ist oder ein touristenstarker Tag, steigt die Zahl der anwesenden Personen ganz schnell mal rapide an. Oder werden vielleicht die gefiederten Seeuferbewohner mitgezählt?
Tja, dann würde „Stadt Bodman-Ludwigshafen“ irgendwie doch passen. Bei anderen Orte mit entsprechenden Einwohnerzahlen wie zum Beispiel Orsingen-Nenzingen mit rund 3500 Bewohnern oder Eigeltingen mit rund 3800 ebenfalls. Ist die Verwaltungsgemeinschaft Stockach plötzlich voller Städte?
Wie mehr Einwohner kommen könnten
Doch wie schnell knackt die Seegemeinde die 5000er-Marke? Wenn die geplanten Mehrfamilienhäuser im Haiden stehen und die nächsten Babys zur Welt kommen? Spätestens dann wäre es soweit: Der Begriff Kleinstadt ist noch gebräuchlich und gilt für 5000 bis 20.000 Einwohner.
Gut, zugegeben, da wäre noch die andere Definition mit der 10.000er-Marke, ab der ein Ort erst als Stadt gilt. Vielleicht also doch die Enten mitzählen, damit es schneller geht? Bis dahin muss ein Blick auf den Staatsanzeiger als Erinnerung reichen.

Ein Scherz zum Gemeindewachstum
Und dann wäre da noch eine Randbemerkung aus dem Gemeinsamen Ausschuss der Verwaltungsgemeinschaft Stockach am Mittwochabend im Bezug auf das Neubaugebiet „Untere Kapellenäcker“ am Ortseingang von Bodman Richtung des Stockacher Ortsteils Wahlwies. Ein schmaler Flächenstreifen soll umgelegt werden, damit er nicht über die Ortsgrenze ragt und Bodman nicht nach außen wächst – zu Wahlwies hin. Der Stockacher Bürgermeister Rainer Stolz scherzte: „Bodman will verhindern, dass es mit Wahlwies zusammenwächst.“
Würde Bodman-Ludwigshafen dann zu Stockach gehören? Oder Stockach zu Bodman-Ludwigshafen? Wo das schönere Rathaus samt Büro mit Seesicht steht, ist unbestritten.
Kleine Zeitreise in die Zukunft?
Vielleicht ist der Staatsanzeiger einfach nur seiner Zeit voraus. Doppelt. Denn ein paar Tage lang hatte er Christoph Stolz, den künftigen Nachfolger von Matthias Weckbach, bereits zum amtierenden Bürgermeister erklärt, ehe korrigiert wurde, dass der Amtsantritt zum 1. Juli sein wird.