Eigentlich kann er es immer noch nicht ganz glauben: Christoph Stolz, der am Sonntag zum neuen Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen gewählt worden ist, ist am Morgen nach der Wahl immer noch überwältigt – vom Ergebnis, vom Zuspruch und vom großen Jubel am Vorabend.

Als der 30-Jährige ins Rathaus gelaufen sei und den Bildschirm mit den vorläufigen Ergebnissen gesehen habe, habe er bei den 72 Prozent im ersten Moment gedacht, dass dies nur ein Testbild sein könne. Kurz darauf seien bereits die ersten Glückwünsche gekommen. „Eine schöne Überraschung, ich bin immer noch geflasht“, sagt er.

Ein Stapel im Wahllokal im Rathaus mit rund 350 Stimmzetteln für Christoph Stolz. Diese Bezirk war schnell ausgezählt.
Ein Stapel im Wahllokal im Rathaus mit rund 350 Stimmzetteln für Christoph Stolz. Diese Bezirk war schnell ausgezählt. | Bild: Ramona Löfller

Zahlreiche Gratulanten und hunderte Nachrichten

„Es war krass rauszugehen und bejubelt zu werden“, erzählt er von dem Moment, als mehrere Hundert Menschen vor dem Zollhaus schon durch den Bildschirm, den SÜDKURIER oder andere Quellen das Wahlergebnis wussten, obwohl es noch nicht offiziell verkündet war. Am Abend schüttelte er unzählige Hände. Einwohner, künftige Bürgermeister-Kollegen und viele andere wünschten ihm Glück. Er habe inzwischen hunderte E-Mails und Nachrichten erhalten, die er erst noch nach und nach durchschauen müsse. „Ich möchte mich bei jedem Einzelnen bedanken“, kündigt er an.

Nach den offiziellen Festakten in beiden Ortsteilen habe er den Wahlabend noch im engsten Kreis mit Familie und Freunden ausklingen lassen. Trotz allem Trubel habe er schnell und gut geschlafen.

„Ich bin dankbar und demütig“

Am Morgen nach der Wahl gehe es ihm sehr gut, auch wenn er erst noch alles realisieren müsse. „Ich bin dankbar und demütig“, sagt er. Es falle ihm auch am Tag nach der Wahl noch schwer, Worte zu finden. „Ich hoffe, ich kann der großen Verantwortung gerecht werden.“

Christoph Stolz erklärt, er wisse, was das Amt des Bürgermeisters mit sich bringe. Vielleicht werde er nie wieder so viele positive Rückmeldungen wie zur Wahl bekommen. „Ich habe einen riesigen Respekt, da die kommenden Jahre nicht einfacher werden“, sagt er im Hinblick auf die Aufgaben für die Gemeinde.

Fünf Fragen an den frisch gewählten Bürgermeister Christoph Stolz Video: Löffler, Ramona

Am Montag standen für den 30-Jährigen noch Dinge wie das Abhängen der Wahlplakate an, ehe er wieder nach Nürtingen fuhr, wo er momentan wohnt. „Morgen schlafe ich erst mal aus und gehe dann zurück ins Büro“, erklärt er zum Dienstag. Er werde diese Woche ganz normal in Deizisau arbeiten, wo er noch bis Ende Juni der stellvertretende Hauptamtsleiter bleibt, ehe er in Bodman-Ludwigshafen als neuer Bürgermeister und Nachfolger von Matthias Weckbach vereidigt wird.

Schriftlich ist die Annahme der Bürgermeisterwahl bereits seit dem Wahlabend mit einer Unterschrift unter Dach und Fach. Und auch in Deizisau ist alles geregelt: Stolz lernt bis dahin seinen Nachfolger im Hauptamt ein, den die Gemeinde Deizisau vorsorglich schon eingestellt habe.

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Große Unterstützung in Deizisau

Der Übergang von Deizisau nach Bodman-Ludwigshafen werde fließend sein. Kein Urlaub, keine Auszeit, so Stolz auf Rückfrage. Bis es in der Seegemeinde losgeht, sei in Deizisau auch noch jede Menge zu tun. Da er sich so viel Urlaub für den Wahlkampf habe nehmen dürfen, sei einiges auf seinem Schreibtisch liegen geblieben. Er sei unglaublich dankbar für die Unterstützung des dortigen Teams.

Einige Mitarbeiter, Gemeinderäte, Bürgermeister Thomas Matrohs mit Familie und Feuerwehrmitglieder aus Deizisau seien am Sonntag sogar bei der Verkündung gewesen, andere hätten aus der Ferne alles verfolgt. „Sie freuen sich, dass ich den nächsten Schritt gehen kann“, erzählt der 30-Jährige.

Nach der Sitzung des Wahlausschusses und vor der offiziellen Verkündung vor dem Zollhaus stellt sich der künftige Bürgermeister ...
Nach der Sitzung des Wahlausschusses und vor der offiziellen Verkündung vor dem Zollhaus stellt sich der künftige Bürgermeister Christoph Stolz mit einigen Gemeinderäten auf. Von links: Tonja Sailer, Alwin Honstetter, Petra Haberstroh, Christoph Stolz, Michael Koch, Alessandro Ribaudo, Sonja Hildebrand und Kurt Schmidt, der mit Stolz bereits den vierten Bürgermeister als Ratsmitglied erleben wird. | Bild: Löffler, Ramona

Da am Dienstagabend auch in Deizisau Gemeinderat ist, wolle er seiner Verpflichtung dort nachkommen und könne dieses Mal nicht per Zoom in Bodman-Ludwigshafen dabei sein. „Ich möchte mich mit Anstand verabschieden“, so Stolz über die kommenden Wochen und ergänzt, dass dies sicherlich mit einem weinenden und einem lachenden Auge sein werde.

Die Wohnungssuche steht nun an

In der kommenden Zeit wolle er an den Wochenenden so oft wie möglich nach Bodman-Ludwigshafen kommen. Auch die Wohnungssuche soll beginnen – allerdings wisse er noch nicht, welcher Ortsteil. Am Wahlabend sei sogar schon das eine oder andere Angebot gefallen, erzählt er auf Nachfrage.

Außerdem werde er in der kommenden Zeit im engen Austausch mit Matthias Weckbach stehen, da der Wissenstransfer im Rathaus sehr wichtig sei.

Christoph Stolz erhält im Gemeindewahlausschuss Glückwünsche von Alessandro Ribaudo.
Christoph Stolz erhält im Gemeindewahlausschuss Glückwünsche von Alessandro Ribaudo. | Bild: Löffler, Ramona

Zwei Bürgermeister Stolz in direkter Nachbarschaft

Und wie läuft künftig in der Verwaltungsgemeinschaft Stockach die Zusammenarbeit mit seinem Vater und Stockacher Bürgermeister Rainer Stolz? Könnte es Verwirrung geben, ehe Stockach am 15. Oktober den Nachfolger von Stolz Senior wählt? „Mit Verwirrung muss man jetzt leben lernen, aber es ist ja nur eine kurze Phase“, sagt der 30-Jährige mit einem Zwinkern. „Nicht Vater und Sohn werden miteinander verhandeln, sondern Bürgermeister und Bürgermeister.“ Wie die beiden sich dann bei offiziellen Sitzungen ansprechen, hätten sie noch nicht besprochen.

„Das ist ein hartes Stück Arbeit“

Und was wird zu seinem Amtsantritt vermutlich einfach und was schwer? Er glaube, es werde leicht, sich so zu zeigen, wie er sei. Das sei ihm schon im Wahlkampf wichtig gewesen. „Niemand muss sich Sorgen machen, dass ich jemand anderes bin als im Wahlkampf“, erklärt der 30-Jährige. Er glaube, dass es dauern werde, sich in manche Themen einzuarbeiten und die ersten 100 Tage im Amt nicht reichen werden, um in die Tiefe gehen zu können. „Das ist ein hartes Stück Arbeit und wird nicht leicht.“

Vor dem Fassanstich beim Hafenfest am 1. Juli als erste offizielle Handlung im Amt habe er bereits jetzt Respekt. Da er handwerklich nicht so geschickt sei, sagt Christoph Stolz lachend: „Da werden die Leute auf ihre Kosten kommen.“

Christoph Stolz mit seiner Freundin Alicia Kundel.
Christoph Stolz mit seiner Freundin Alicia Kundel. | Bild: Löffler, Ramona

Besondere Momente im Wahlkampf

Auf die Frage nach seinem schönsten Erlebnis im Wahlkampf nennt Stolz die Begegnung mit Familie Strub, da Friedrich W. Strub im Jahr 2016 als Freier Mitarbeiter des SÜDKURIER über Stolz‘ Praktikum im Rahmen der Bachelor-Arbeit geschrieben habe. „Es war ein besonderer Moment, als ich dort im Wohnstimmer stand, weil so viel Freude mitgeschwungen ist, dass ich da bin.“

Aber das sei nicht das Einzige gewesen: „Es war auch besonders, ganz oben am Königsweingarten zu stehen, auf die Gemeinde zu schauen und zu wissen: Okay, dafür machst du es.“

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