Es klingt technisch und etwas kompliziert, aber ist doch so wichtig: Für die Abwasserversorgung von Bodman, den Naturschutz, den Segelclub Bodman – und nicht zuletzt für den Geldbeutel der Gemeindeverwaltung. Im Naturschutzgebiet an der Mündung Stockacher Aach in den Bodensee stehen wichtige Arbeiten an. Doch bei den Lösungsvarianten muss die Gemeinde abwägen zwischen Sparen und Umweltschutz.
Der erste Teil des Problems betrifft einen Entwässerungskanal. Dieser verläuft im Bereich „In Neustückern“ und leitet das Regenwasser aus einem großen Teil von Bodman in die Stockacher Aach und den Bodensee ab. Er verläuft auf einem Abschnitt durch ein geschütztes Naturschutzgebiet. Alle zehn Jahre muss der Kanal jedoch überprüft werden, zudem bei akuter Verschmutzung oder wenn im Auslauf des Kanals in die Stockacher Aach Verlandungen, also Ablagerungen, entstehen. Genau die sind das zweite akute Problem in dem Bereich.
Liegeplätze des Segelclubs sind bedroht
Denn die zunehmenden Verlandungen führen dazu, dass sich die Abflussrichtung der Stockacher Aach immer weiter in Richtung Westen verschiebt – und damit in den Uferbereich der Gemeinde. Das führt laut Sitzungsunterlagen unter anderem dazu, dass auch Liegeplätze des Segelclubs verlanden könnten. Von den Betroffenen seien bereits Hinweise eingegangen, zudem seien die Verlandungen während Niedrigwassers sichtbar gewesen.
Mit dem Betroffenen hat sich die Gemeinde daher bereits im April ausgetauscht, mit dem Landratsamt Konstanz und dem Regierungspräsidium Freiburg kurz darauf – und möchte nun handeln. Das Problem: Eine Genehmigung für kurzfristige Sofortmaßnahmen wurde noch nicht erteilt. Und für die notwendigen Reinigungsarbeiten müssen bis zu 50 Tonnen schwere Reinigungsfahrzeuge Zugang zum Auslauf des Kanals bekommen – quer durch das sumpfige Naturschutzgebiet.
Umweltschutz oder Sparen? Diese Optionen gibt es
Um das zu schaffen, hat die Verwaltung in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats drei mögliche Zugangswege aufgezeigt, an denen zwei Optionen umgesetzt werden könnten. Der Haken: Keine der beiden Lösungsoptionen ist optimal.
Die eine Variante sieht vor, jedes Mal, wenn solche Arbeiten notwendig werden, sogenannte Baggermatratzen auszulegen, auf denen die Maschinen fahren können, ohne im Boden einzusinken. Nach dem Einsatz würden sie wieder entfernt, sodass der Naturschutz nicht dauerhaft beeinträchtigt wäre. Dies würde die Gemeinde jedoch jedes Mal rund 100.000 Euro kosten – und vermutlich alle paar Jahre notwendig werden.
Die Alternative ist das einmalige Anlegen eines dauerhaften Weges für nur 45.000 Euro. Der Weg würde laut Verwaltung naturnah gestaltet, beispielsweise durch den Einsatz von Rasengittersteinen oder Schotterrasen, um sich möglichst harmonisch in das Landschaftsbild des Naturschutzgebiets einzufügen. Dennoch wäre dies der deutlich größere Eingriff in das Naturschutzgebiet.
Diese Zugangswege stehen zur Auswahl
Bei den Zugangswegen gibt es drei Optionen: Zwei der drei möglichen Zugangswege (Varianten eins und zwei) verlaufen nördlich neben dem Sportfeld des TSV Bodman zum Uferbereich hin. Die dritte Variante verlängert einfach den Weg vom Geländes des Segelclubs am Ufer entlang.
So entscheiden die Gemeinderäte
Aus den Reihen der Gemeinderäte wurde schnell deutlich, dass die große Mehrheit für eine dauerhafte Lösung mit einem fest angelegten Weg ist. So hoben Daniel Trisner, Alessandro Ribaudo (beide CDU) und Andreas Späth (FW) hervor, dass diese günstiger ist und man so im Notfall auch schneller Zugriff auf den Kanal habe. Späth sprach sich außerdem für Variante drei als Zugangsweg aus.
Claudia Brackmeyer (SPD) bezweifelte zudem, dass die Variante mit den Baggermatratzen aufgrund der vielen Auf- und Abbauten tatsächlich umweltschonender ist. Auch sie sprach sich für eine dauerhafte Lösung mit dem dritten Zugangsweg aus.
Am Ende stimmte der Gemeinderat einstimmig für den Beschlussvorschlag der Verwaltung, als Zugangsweg Variante drei zu präferieren, es folgen Variante zwei und zuletzt Variante eins. Zudem stimmte er für die dauerhafte Lösung für 45.000 Euro. Die Gemeindeverwaltung wird mit dem Ergebnis nun abermals Gesprächs mit den zuständigen Behörden des Landratsamts und Regierungspräsidiums führen, um dafür eine Genehmigung zu erhalten.