Nach dem schweren Unglück 2015, als in der Marienschlucht eine Frau ums Leben kam, nahmen die Kommunen Allensbach, Bodman-Ludwigshafen und Konstanz sich vor, die Marienschlucht sicherer zu machen und schrittweise wieder zu öffnen. Dank großer finanzieller Unterstützung des Landes Baden-Württemberg und der Kommunen wird die vollständige Öffnung voraussichtlich im Herbst 2023 möglich sein.
Nach der Erneuerung des Schiffsanlegers am Fuße der Marienschlucht und mit der nun wieder intakten Wanderwegverbindung von dort über den Burghof nach Wallhausen wurde jetzt offiziell die Freigabe des ersten Teilstücks für die Öffentlichkeit gefeiert.

Vertreter des Regierungspräsidiums waren ebenso vor Ort wie Vertreter des Landratsamts Konstanz, Amtskollegen von Bürgermeister Matthias Weckbach und viele, die in die Erneuerungsarbeiten involviert waren. Grundstückseigentümer Wilderich Graf von und zu Bodman und Manfred Rettich, dessen Firma dieses Projekt über Jahre mitgetragen hat, ließen sich die Teilnahme an den Feierlichkeiten ebenfalls nicht nehmen.
Während der Fahrt bedankte sich Matthias Weckbach bei allen. Das zuständige Ministerium habe trotz vieler Unsicherheiten wie fehlender Genehmigung und unklarer Kosten einen Zuschuss von 50 Prozent bewilligt. Auch vom Regierungspräsidium Freiburg und dem Landratsamt Konstanz habe man stets wohlwollende Unterstützung erfahren und mit den Naturschutzverbänden gebe es eine gute Zusammenarbeit.

Er lobte die Ingenieurbüros 365 Grad und Dr. Spang, die für ein derart komplexes Unterfangen unentbehrlich seien und hob den großen Sachverstand der Förster Rainer Bickel und Alexander Fischer hervor.
Wie viele Personen mit angepackt haben, wurde deutlich, als Weckbach Sonja und Robert Hildebrand erwähnte, deren Mitarbeiter auch bei Kälte mit Watthosen den ganzen Tag im Wasser gestanden hätten. Außerdem hätten Mitarbeiter des Mainauforsts und des Gräflichen Forsts sowie des Bauhofs der Gemeinde Großartiges geleistet. Schließlich half auch das THW mit, das den Materialtransport mit einem kleinen Schiff ermöglichte.
Weckbach erklärte, viele Wegbeziehungen durch das Gebiet an einem der längsten Naturufer am Bodensee gebe es seit tausenden Jahren, die Marienschlucht selbst erst seit etwas über 100 Jahren.
„Ich bin dabei froh, dass die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (Anm. d. Red.: Naturschutz-Richtlinie der Europäischen Union zur Erhaltung natürlicher Lebensräume sowie der wildlebenden Pflanzen und Tiere) nur ein Verschlechterungsverbot vorsieht. Sonst wäre es fraglich, ob nach dem Unglück von 2015 die Marienschlucht überhaupt wieder öffnet.“

Der Bürgermeister wies darauf hin, dass der Begriff Marienschlucht für viel mehr stehe als die Schlucht selbst. Man spreche eigentlich von einem Netz aus Wanderwegen und wunderschönen Natureindrücken. Die sechsjährige Sperrung der Wege hatte zur Folge, dass Wanderer sich neue Wege suchten. Einige seien in die unberührte Natur vorgedrungen, hätten ihren Müll dort hinterlassen und das Wild gestört.

Es gebe einen gewissen Konflikt, sagte Weckbach. Gerade in der Pandemiezeit habe es viele Menschen in die Natur gezogen, andererseits hätten sich viele Menschen schon viel zu weit von der Natur entfernt. Er formulierte das Ziel der Kommunen Allensbach, Konstanz und Bodman-Ludwigshafen: „Wir wollen nur wenige, dafür hoch attraktive Wege mit Schautafeln zur Wissensvermittlung anbieten, um die Wanderer im Sinne der Natur zu kanalisieren.“
Die Störungen des Wildes und der Natur generell sollten minimiert und der Müll aus der Landschaft herausgehalten werden. Dafür solle ein Weg durch die Schlucht auf der sogenannten Zehn-Meter-Linie, ein Kiosk mit Toilette und eine Schutzhütte gebaut werden.

Ein grünes Band trennte die Besucher auf dem Anleger dann vom Ufer. Wilderich Graf von und zu Bodman und Matthias Weckbach lösten die Schleife und gaben damit symbolisch den Weg frei. Am Fuße der Marienschlucht berichtete der Bürgermeister, die Holzstufen in der Schlucht seien inzwischen morsch und glitschig und sollten komplett entfernt werden.
Die hochsensible Zone mit dem Bach solle selbstverständlich erhalten werden. Man werde mit hoher Qualität arbeiten, jedoch nicht mehr mit Holz, weil dies jährliche Wartungsarbeiten verursache. Kiosk und Toilette seien auf einem Ponton angedacht, aber noch nicht konkret geplant.
Während etwa die Hälfte der Gäste – darunter auch Tengens Bürgermeister Marian Schreier, die Vertreterinnen der Grünen, Dorothea Wehinger und Nese Erikli, sowie der Bundestagsabgeordnete Andreas Jung (CDU) mit dem Schiff zurückfuhr, wanderten die anderen Teilnehmer auf teils feuchten Wegen gemeinsam zum Burghof, wo ein Abendessen auf sie wartete, bevor sie mit Feuerwehrautos zurück nach Bodman gebracht wurden. Die Gäste genossen den Aufenthalt in der wild-romantischen Uferlandschaft sehr.