Der Ursprung liegt über 35 Jahre zurück: Aus dem Wunsch heraus, Verantwortung für hilfsbedürftige Menschen zu übernehmen, entstand 1990 auf Initiative von Heinrich Köhnen die ökumenische Aktion Ferienfreiplätze. Ziel war es, Kindern aus sozial schwachen Familien aus ganz Deutschland unabhängig von deren Religionszugehörigkeit einen Ferienaufenthalt am Bodensee zu ermöglichen. Seither wird die ökumenische Aktion Ferienfreiplätze gemeinsam von der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde in Bodman-Ludwigshafen getragen.
Jetzt übergab das Bodmaner Unternehmerpaar Katharina und Berthold Weber nach 16 Jahren die Verantwortung an Carolin Ledergerber und Pamela Moser. Sabine Scherr bleibt weiter dabei. In einer kleinen Zeremonie wurde dieser Wechsel mit den Schirmherren Wilderich Graf von und zu Bodman, dem katholischen Pfarrer Nikolaus Böhler sowie seinem evangelischen Kollegen Matthias Sehmsdorf begangen.

Vor 16 Jahren übernahm das Ehepaar Weber
In ihren 16 Jahren in Leitungsfunktion haben die Webers einiges erlebt. Katharina Weber erinnert sich: „Heinrich Köhnen war bis 2008 der Ansprechpartner. Er hat uns mal gefragt, ob wir seine Aufgabe irgendwann übernehmen könnten. Nach seinem Tod haben wir erst lange nichts gehört. Dann stand Ende 2008 eines Tages Graf Bodman mit einer großen Kiste Akten vor der Tür.“
Sie hielten ihr Wort, wurden die neuen Ansprechpartner und überreichten jetzt einen Ordner und einen Datenträger. Auch die technische Entwicklung zeigt, wie lange es diese besondere Aktion schon gibt. Die Akten von damals lagern nach wie vor auf dem Dachboden. Die würden sie auch weitergeben, schob Berthold Weber schmunzelnd nach.
Wofür die Aktion sich einsetzt
Das Ehepaar erzählte, die Kinder seien bisher überwiegend aus Baden-Württemberg gewesen, einige Gruppen auch aus Norddeutschland. Während der Corona-Pandemie habe man eine ukrainische Gruppe unterstützt, die jedoch woanders Urlaub machte. Die Ukrainer hätten im vergangenen Sommer herkommen sollen, doch drei kleine Kinder seien krank geworden. Man habe sich darauf geeinigt, Anfang nächsten Jahres wieder Kontakt aufzunehmen.
Die Kosten für die Unterbringung in der evangelischen Jugendbildungsstätte auf der Sommerhalde in Ludwigshafen, Verpflegung und Programm wurden ausschließlich über Spenden gedeckt. Daher gab es bei den Besuchen stets Fototermine, um zu zeigen, was mit den Spendengeldern alles umgesetzt wird, und um den Menschen am See-Ende die ökumenische Aktion Ferienfreiplätze ins Gedächtnis zu rufen. „Wir haben auch immer ein wunderschönes Dankeschön in Form von Ferienbüchern und Geschenken bekommen“, so Katharina Weber.
Dank für gute Zusammenarbeit
Beide dankten Wilderich Graf von und zu Bodman, dem Schirmherrn der ersten Stunde, für all die Jahre, in denen sie mitarbeiten durften. „Sie hatten immer ein offenes Ohr. Oft wurden innerhalb von Tagen Entscheidungen getroffen, früher per Fax, jetzt per Mail“, so Weber.
Der Schirmherr sagte seinerseits, es sei ihm stets ein Anliegen gewesen, bedürftige Kinder zu unterstützen und ihnen entspannte Ferientage am Bodensee zu ermöglichen. „Dass wenige Euro Selbstbeteiligung ein Problem für Eltern und Kinder darstellen können, hat mich beeindruckt“, gab er zu. Gerne erinnere er sich an die Zusammenkunft aller bei Kaffee und Kuchen, um die Jahresrechnung mit Rück- und Ausblick zu besprechen.
Neue Schirmherren zünden „dritte Raketenstufe“
Matthias Sehmsdorf fand es sehr bewegend, dass Katharina und Berthold Weber sich für die eigene Arbeit bedankten. „Wir sind sehr dankbar für das, was Sie geleistet haben. Sie waren quasi der Motor. Heinrich Köhnen hat sinnbildlich die erste Stufe der Rakete gezündet, beim Befeuern der zweiten Stufe waren Sie behilflich, jetzt folgt die dritte Stufe – und wir Schirmherren durften zusteigen.“
Sabine Scherr hob den ökumenischen Akzent hervor und lobte, „dass wir als Kirche hier sichtbar gemeinsam und einvernehmlich eine Aktion durchziehen“. Neben den Spenden von verschiedenen Seiten helfe auch die gemeinsame Kollekte am Pfingstmontag der Aktion, ergänzte sie. Dass die Ökumene vor Ort so gut funktioniert, freue ihn sehr, so Sehmsdorf, der seit 2013 Pfarrer in Ludwigshafen ist.
Sein katholischer Kollege Nikolaus Böhler sagte, er sei seit 2018 hier und habe die Aktion bisher wohlwollend betrachtet. „Ich bin sehr dankbar für das große Engagement, das jungen Leuten zugutekommt.“