Wer in der Seegemeinde parkt, hat es seit dem 1. Juni mit Änderungen zu tun. Die neue Kameraerkennung, die auf einigen Parkplätzen für minutengenau Abrechnung beim Parken erlaubt, hatte einen holprigen Start, der eine Beschwerdewelle nach sich zog. Aber warum eigentlich? Was war für die Firma die große Herausforderung in Bodman-Ludwigshafen? Und woher kommen eigentlich die Leute, die am See parken?

Maximilian Schlereth, Stefan Schenk und Patrick Bartler, die drei Geschäftsführer des Start Up-Unternehmens Peter Park System GmbH, berichten im Gespräch mit dem SÜDKURIER über Besonderheiten in der Seegemeinde. Maximilian Schlereth schickt direkt voraus, Bodman-Ludwigshafen sei ein toller Leuchtturm in der Region: Parken auf diese Art werde in Deutschland noch Schule machen.

Von Mut am See und Herausforderungen der Technik

Patrick Bartler stammt aus Villingen-Schwenningen und erzählt, er habe im SÜDKURIER gesehen, wie umtriebig die Verwaltung der Seegemeinde sei. „Daher war Bodman-Ludwigshafen ein naheliegender möglicher Partner, der auf unserer Liste stand“, sagt er. Stefan Schenk ergänzt: „Man ist in Bodman-Ludwigshafen mutig. Die Gemeinde sieht neue Technik als Chance und nicht als Bedrohung. Es ist wichtig, dass es soetwas gibt, damit man gemeinsam wachsen kann.“

Die Herausforderung sei gewesen, die vorhandene Technik zu verknüpfen, erklären die Geschäftsführer. Parkster für das Bezahlen per Handy-App sei bereits vorhanden gewesen. Die Peter Park System GmbH alles in ein System zusammengeführt.

Beim Einfahren auf den Parkplatz beim Strandbad Bodman wird das Autokennzeichen für die genaue Abrechnung der Parkzeit erfasst.
Beim Einfahren auf den Parkplatz beim Strandbad Bodman wird das Autokennzeichen für die genaue Abrechnung der Parkzeit erfasst. | Bild: Löffler, Ramona

Schrankenfreies Parken ist perfekt für den Tourismus

„Unsere Technik kommt auf vielen Flächen in touristischen Regionen zum Einsatz, sowohl mit einem ganzheitlichen Konzept für Kommunen als auch auf konkreten Flächen für Freizeiteinrichtungen, vom Badesee über die Bergbahn bis hin zum Nationalpark“, so Schlereth über Gemeinsamkeiten von Bodman-Ludwigshafen mit anderen Gemeinden. In touristischen Orten gebe es bei Wetterlagen Hochphasen auf den Parkplätzen. Sei es schön, seien viel auf den Parkplätzen los. Setze Regen ein, wollten plötzlich alle gleichzeitig von den Parkplätzen wegfahren.

„Dafür ist schrankenfreies Parken prädestiniert“, erklärt er zu dieser Situation. Schlereth zieh einen Vergleich: Ohne Schranke betrage die Durchfahrquote in einer Stunde 1000 Autos, während sie auf Parkplätzen mit Schranke bei 300 liege. Ohne Schranke werde Rückstau beim Ein- und Ausfahren entzerrt.

Bürgermeister Matthias Weckbach und Sandra Domogalla, Leiterin des Amts für Tourismus, Kultur und Marketing an einem der Parkautomaten ...
Bürgermeister Matthias Weckbach und Sandra Domogalla, Leiterin des Amts für Tourismus, Kultur und Marketing an einem der Parkautomaten am Kapellen-Parkplatz in Bodman. | Bild: Löffler, Ramona

Die sehr gute Kennzeichenerkennung sei das Steckenpferd von Peter Park. Als weiteren Vorteil weist Schlereth darauf hin, dass Peter Park die Nutzergruppen verschiedene Zahlmöglichkeiten vereine: Bar, App, Karte. „Wir bilden das ganze Spektrum ab“, sagt er. Dabei seien ein großer Bildschirm und eine gute Menüführung wichtig, damit alle sich dabei zurechtfänden.

Auch dies könne Peter Park sehr gut, da flexible Einstellungen möglich seien. In der Software könnten aus der Ferne Anpassungen vorgenommen werden. Nach einem Ratsbeschluss für teilweise günstigeres Parken, das die Peter Park-Parkplätze betrifft, wird eine solche Änderung notwendig sein. „Peter Park ist ein lebendiges Produkt, das weiterentwickelt wird“, betont Bartler.

Anfangsprobleme und die Lösung

Bildschirm und Menüführung waren im Juni zunächst ein Problem, ehe die Gemeinde die blauen Parkautomaten der Firma Hectronic nach einer Beschwerdewelle gegen die grünen Geräte von Peter Park austauschte. Die blauen Automaten seien am Anfang eine Herausforderung gewesen, erklärt Schenk. Man habe sie zwar mit dem System harmonisieren können, aber es habe sich herausgestellt, dass sie nicht benutzerfreundlich genug gewesen seien.

Das unerwartete Problem habe sich wie ein roter Faden durch alle Prozesse durch, sagt er im Rückblick auf die Anfangsprobleme in der Seegemeinde. „Damals kamen relativ kurzfristig auf Forderung der Kommune hin Automaten aus unserem eigenen Hause als Ersatz auf die Parkflächen. Seit der Umstellung waren die Probleme gelöst. „Der Firma habe diese Situation gezeigt, dass es wichtig sei, die gesamte Wertschöpfungskette selbst abzubilden. „Die Praxis hat uns eine Lehre erteilt. Am Ende entscheiden die Nutzer, ob die Technik funktioniert.“

Sein Kollege Maximilian Schlereth weist noch darauf hin, die blauen Automaten würden seit Jahren reibungslos an Standorten an der Straße gut funktionieren.

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Was gescannte Kennzeichen verraten

Und woher kommen eigentlich die die Fahrer, die in Bodman-Ludwigshafen die schrankenlosen Parkplätze nutzen? Schlereth verweist natürlich zunächst auf den Datenschutz, doch eine Statistik erlaube eine Auswertung, aus welchen Landkreisen die Fahrzeuge stammen. Oder zumindest wo sie zugelassen sind. Durch Fahrzeuge von großen Autovermietungen könnten bestimmte Kennzeichen in ganz Deutschland auftauchen – dadurch entstehe bei der Auswertung ein wenig Unschärfe.

Schlereth beschreibt die Herkunft der Besucher in der Seegemeinde als spannend. Die meisten Kennzeichen besäßen zwar das KN-Kennzeichen, aber im August seien zum Beispiel zwölf Prozent Fahrzeuge mit Tuttlinger Kennzeichen, elf Prozent mit Berliner Zulassung und sieben mit Bonner Kennzeichen von den Kameras erfasst worden. Auch Rottenburg, Ravensburg und Villingen-Schwenningen würden auftauchen. Im Oktober zum Beispiel habe die Verteilung anders ausgesehen: Konstanz war wieder das häufigste Kennzeichen und Stuttgart zum Beispiel war mit 17 Prozent dabei.

„Es ist spannend, wann welcher Region stark vertreten ist“, sagt er. Für Gastronomie und Einzelhandel könnte das bei der gezielten Planung von Marketing-Aktivitäten hilfreich sein, glaubt er. „Man kann die Reichweite des Einzugsbereichs der Gemeinde sehen und wie es sich von Saison zu Saison verschiebt.“

Nur wenige Schweizer Kennzeichen

Aber Moment, was ist eigentlich mit Schweizer Kennzeichen? Ja, die gebe es natürlich auch, sagt Schlereth auf Nachfrage. Aber: „Die fallen in relativen Zahlen nicht stark ins Gewicht.“ Zumindest gilt das für die vier Parkplätze mit dem System von Peter Park, denn in der Gemeinde gibt es noch weitere Parkflächen ohne die Kameraerkennung: in Ludwigshafen am Zollhaus und in der Bahnhofstraße und in Bodman beim Seeum.

Beim Bezahlen an den Automaten, wo man das Kennzeichen eingeben muss, um minutengenau die Parkzeit abzurechnen, können die Kennzeichen aus verschiedenen Ländern dargestellt werden. Außerdem erklärt Bartler einen Sicherheitsmechanismus: Das System überprüfe im Hintergrund, ob ein gültiges Kennzeichen vorliege.

In den fast sieben Monaten seit der Einführung von Peter Park in der Seegemeinde gab es übrigens noch keine Beschädigen an den Einrichtungen und Geräten, erklärt Bartler auf Rückfrage. „Wir sehen generell wenige Fälle.“