Eine beeindruckende Feuerwehrkarriere kann man Richard Auer durchaus nachsagen. Und dort, wo er zum Einsatz kam, hinterließ er Eindruck. Er prägte nicht nur 30 Jahre als Kommandant die Feuerwehrabteilung Heudorf und die Feuerwehr Eigeltingen. Als Ausbilder begleitete er Generationen von Feuerwehrangehörigen und war im Katastrophenschutz landkreisweit bekannt. Damit nicht genug, er leistete auch noch seinen Dienst bei der Feuerwehr in Stockach, denn er arbeitete im Landwirtschaftsamt.
Die Leidenschaft wurde Richard Auer in die Wiege gelegt. „Bei uns hing die Feuerwehrfahne und Vater polierte seinen Feuerwehrhelm“, erinnert er sich. Auch sein Vater war engagierter Feuerwehrmann, zudem wuchs er direkt neben dem Feuerwehrgerätehaus auf. Damals allerdings noch ein Schuppen. Dort mussten die Feuerwehrleute damals ihre Fahrzeuge regelmäßig ankurbeln, damit sie im Ernstfall einsatzfähig waren.

„In einem Abteil gab es Lampen, bei denen die Lichtfarbe geändert werden konnte“, erinnert sich Richard Auer. Das sei die erste Faszination, an die er sich erinnern könne. Damals sei er drei Jahre alt gewesen. Mit Luftpumpe, Holzhammer und einem Meter Schlauch ausgerüstet habe er mit Martin Roth Feuermann gespielt, bevor sie in die Feuerwehr eintreten durften.
Auer war schon immer für Pragmatismus bekannt
Bis heute ist der 58-Jährige von Feuerwehrtechnik begeistert. Dabei betont er immer wieder, dass man damals mit wenig zufrieden war. Noch heute sei er bekannt dafür, dass er aus wenig viel machen könne. „Es ist wichtig, dass die ehrenamtliche Arbeit für die Feuerwehr Spaß macht, sonst kommt keiner“, so seine Überzeugung.

Darum wird im Umfeld von Richard Auer stets das Einfache weiterentwickelt. Zum Beispiel wurden die Fahrzeuge in Eigenregie an die Bedürfnisse angepasst. Von ihm stammte auch die Idee vom mobilen Wasserfass, welches schon oft in der ganzen Eigeltinger Wehr bei Einsätzen und Übungen genutzt wurde. Es steht übrigens unentgeltlich in seiner Scheune. Er selbst hat sogar das Problem bei einer Drehleiter erkannt und eine Lösung gefunden, auf die nicht einmal die Ingenieure kamen. Die Prämie hierfür habe er komplett für die technische Ausrüstung seiner Abteilung gespendet.
Gemeinschaft im Fokus
Wenn man ihn befragt, was die schönsten Momente seiner Feuerwehrkarriere waren, bekommt man sofort die Antwort: „Der Bau des Gerätehaus“. In den Schilderungen zeigt sich wieder der Stellenwert der Kameradschaft und sein Hang zu unkomplizierten Lösungen. Denn er bekommt glänzende Augen, wenn er sich erinnert, wie sich die Feuerwehrleute nach ihrer Arbeit noch auf der Baustelle getroffen hätten, um hier bis in die Nacht oder die frühen Morgenstunden ehrenamtlich zu arbeiten.
Dass die Heudorfer ihr Gerätehaus in der heutigen Form bekommen haben, haben sie unter anderem dem Engagement von Richard Auer zu verdanken. Denn er ging bis nach Freiburg, um seine Vorstellungen von Kommandantenbüro, Fahrzeuggarage und Gemeinschaftsraum zu verwirklichen und kämpfte auch um entsprechende Zuschüsse.
„Der schönste Moment war – am Abend vor der offiziellen Einweihung alleine im Gerätehaus zu sitzen und zu genießen, was wir geschafft haben.“ Schön sei es auch, wenn die Bevölkerung anerkenne, was die Feuerwehrangehörigen ehrenamtlich für die Gesellschaft leisten, wie dies eine Nachbarin des Gerätehauses getan habe. Leider komme das selten vor, so Auer.
Einsätze, die ihn lange beschäftigt haben
Doch es gibt nicht nur schöne Erinnerungen. Dazu gehöre auch der ständige Kampf mit der Bürokratie. „Bei meinen Einsätzen habe ich Sachen gesehen, die ich besser nicht gesehen hätte“, blickt er zudem nachdenklich auf mehr als 40 Jahre als aktiver Feuerwehrmann zurück. Er habe nicht nur schlimme Verletzungen bei anderen gesehen, es sei auch ihm viel widerfahren. Er habe beispielsweise eine schwere Schädel-Hirn Verletzung durch einen Unfall im Wald erlitten und war schwer an Krebs erkrankt. Dabei waren ihm seine Frau und seine Töchter immer eine Stütze. Doch bei all seinen Schilderungen waren diese nicht für die Feuerwehr zu begeistern. So bedauert Richard Auer, dass seine Abteilung nach einem kurzen Intermezzo wieder rein männlich ist.

Ab seinem Eintritt in die Feuerwehr 1983 sei er immer in Verantwortung gewesen. Diese ging auch weit über seine Abteilung hinaus. Er war 20 Jahre Ausbilder in der Grundausbildung und für Truppführer. „Es kamen zudem mehrere hundert Feuerwehrangehörige aus drei Landkreisen zu meinen Motorsägenlehrgängen“, erinnert er sich. Ebenso nahmen Privatleute und Mitglieder von Berufsgenossenschaften teil. Er setzte sich auch für eine gute Ausbildung in seiner Abteilung ein. So waren die Erste-Hilfe-Kurse mit dem DRK Liptingen richtungsweisend für andere Feuerwehren.

Jetzt kann er sich nicht nur im Wald bei der Arbeit mit der Motorsäge entspannen, sondern auch auf einer stabilen Holzbank hinter seinem Haus. Denn eine solche haben ihm die Mitglieder seiner Abteilung zum Abschied als Kommandant geschenkt und ihn zudem mit stehenden Ovationen bedacht.