Als erster CDU-Politiker im Kreis Konstanz stellt der frühere Landrat Frank Hämmerle die Brandmauer zur AfD in Frage. Das wurde beim Neujahrsempfang in Eigeltingen deutlich. Dabei gab es nämlich nicht nur einen Rückblick auf Geschafftes und Ausblick auf das, was 2025 ansteht. Es ging auch um Sorgen, Nöte und die Koalitionsverhandlungen nach der anstehenden Bundestagswahl. CDU-Mitglied Hämmerle fand dabei klare Worte zu einer Partei, die in seinen Augen nicht länger nur als Opposition behandelt werden sollte. Dafür richtete er den Blick auch nach Österreich.
Es war ein besonderer Abend im Herzen der Gemeinde, als der Neujahrsempfang zum 15. Mal seine Türen öffnete. Nur zwei Jahre – 2021 und 2022 – fiel diese festliche Tradition aus, doch nun strömten die Bürger wieder zusammen, um das neue Jahr gebührend zu begrüßen. Nach der offiziellen Begrüßung von Bürgermeister Alois Fritschi ließ die Gastrede des ehemaligen Landrats Frank Hämmerle aufhorchen.
Ehemaliger Landrat Frank Hämmerle hält Gastrede
Es begann heimelig: „Eigeltingen ist der von meiner Familie meistbesuchteste Ort im Landkreis Konstanz“, hob Hämmerle seine Verbundenheit hervor. Mit seiner Familie besuche er seit 40 Jahren regelmäßig die Lochmühle. „Die Hämmerles sind in Eigeltingen fast zu Hause“, erinnerte er sich an Ausflüge, Hochzeiten und Geburtstage in Eigeltingen.
Seit den 1980er-Jahren habe er auch die Entwicklung der Gemeinde begleiten dürfen. „Eigeltingen wächst und gedeiht“, zog er sein persönliches Resümee. Diese Erfolgsbilanz sah er aber wie in anderen Gemeinden durch politische Einflüsse von Europa, Bund und Land gefährdet. „Finanzprobleme zeichnen sich ab. Ohne Rücklagen hätte die Gemeinde keine Chance, ihre Ausgaben im laufenden Jahr zu decken“, blickte er sorgenvoll in die Zukunft.
Deutschland stecke insgesamt tiefer in einer Krise als die europäischen Nachbarn. Ein Strukturbruch drohe. Branchen wie Maschinenbau und die Automobilindustrie seien samt ihrer Zulieferer in der Existenz bedroht. Dazu kämen die höchsten Energiepreise in Europa und die perfekteste Bürokratie in Europa. Der Staat habe keine Erziehungspflicht für seine Bürger, aber auch kein Erziehungsrecht.
Finanzielle Herausforderungen bei Krankenhaus und Migration
Als aktuelles Thema der Region bezüglich der Finanzierung ging er auf den geplanten Neubau des Krankenhauses ein. Eigentlich finanzierten die Krankenkassen die Behandlung der Patienten, und das Land müsse die Investitionskosten für Gebäude und Geräte tragen. „Denkste. Die Verluste tragen die Kommunen“, sah er voraus. Der Landkreis müsse zahlen und müsse darum die Kreisumlage erhöhen. „Auch Eigeltingen wird mitfinanzieren – obwohl das eigentlich Landesaufgabe ist.“
Der verfassungsrechtliche Konnexitätsgrundsatz, demzufolge derjenige bezahle, der bestelle, werde zudem bei der Migration und der ganztägigen Grundschulbetreuung außer Kraft gesetzt.
Die AfD als Unberührbare?
Damit sah er in der Bundestagswahl am 23. Februar einen wichtigen Termin. „Wir brauchen eine starke Regierung, die konsequent handelt. Und dafür eine sichere Mehrheit hat. Große Aufgaben lassen sich nur von großen Mehrheiten lösen.“ Während es mit einem ‚Weiter so‘ nicht getan sei, hoffte er, dass es in den kommenden Koalitionsverhandlungen nicht Denkverbote oder Brandmauern gelten. „Ich halte es nicht für demokratisch, wenn Parteien im zweistelligen Prozentbereich, und damit auch ihre Wähler, quasi als Unberührbare nicht berücksichtigt werden.“
Hämmerle benannte die AfD in seiner Rede nicht, doch es war klar, dass er von dieser Partei sprechen musste. Denn der frühere Landrat hielt es für an der Zeit, eine Partei, die immer in der Opposition war, in die Verantwortung zu nehmen und so zu entzaubern. Er fügte ein Zitat des österreichischen Bundespräsidenten an: „Der Respekt vor dem Wählerwillen gebietet es, dass der Bundespräsident die Mehrheit achtet, auch wenn er selbst möglicherweise andere Wünsche oder Vorstellungen hat.“

Bürgermeister Alois Fritschi lobt Gastrede und Blutspender
Alois Fritschi lobte: „Sie haben nichts beschönigt. Die Bürokratie gefährdet die Demokratie.“ Es gab von den Zuhörern Applaus, doch auch manches Stirnrunzeln für die Meinung zu möglichen Koalitionsverhandlungen. Auf jeden Fall bot die Gastrede – neben Rück- und Ausblick des Bürgermeisters und der Blutspenderehrung – Gesprächsstoff.
Bürgermeister Alois Fritschi hat den Empfang auch ins Leben gerufen, um einen Ort zu schaffen, an dem Bürger und Kommunalpolitik aufeinandertreffen und sich näher kennenlernen. Besonders im Rampenlicht standen in diesem Jahr dabei die Blutspender, deren selbstloser Einsatz für die Gemeinschaft gewürdigt wurde.

Damian Grytz, Laura Hirt und Pascal Schwanz wurden für ihr zehnmaliges Spenden ausgezeichnet. Uwe Bruggner, Marco Kamenzin, Stefanie Lorenz, Markus Senger und Florian Widemann erhielten jeweils eine Anerkennung für 25 Spenden, während Folker Zagrodzki für 50 und Nico Bärwind sogar für 75 Blutspenden geehrt wurde. Bürgermeister Alois Fritschi und Bereitschaftsleiter Matthias Specker zeigten sich erfreut über das Engagement der Spender. Fritschi stellte in Aussicht, dass nächstes Jahr auch wieder bürgerschaftliches Engagement geehrt werden soll, die Igelhilfe von Manuela Martin: „Nächstes Jahr können sie uns von ihrer Arbeit berichten.“
Zudem lobte Alois Fritschi die drei Fördervereine der Gemeinde. Der FV Dorfgemeinschaft in Heudorf, der viele Projekte schon abgeschlossen hat. Der FV Honstetten, dessen erstes Projekt der Hallenneubau ist. Und der Schulförderverein, der täglich 300 Essen kocht und für die Betreuung der Schüler sorgt. Für körperliche Stärkung sorgte in diesem Jahr der Sportverein Aach-Eigeltingen bei der Bewirtung.
Ausblick: Freundschaftstreffen, Flüchtlingsunterbringung und Bauprojekte
Im neuen Jahr gibt es schon einige Termine, die sich nicht nur Eigeltinger in den Kalender eintragen können. Los geht es mit dem Freundschaftstreffen der Heuliecher am 21. und 22. Februar, auf das am Sonntag, 23. Februar, die Bundestagswahl folgt.
Im März kommen 92 Flüchtlinge, die in gebrauchten Containern im Gewerbegebiet untergebracht werden sollen. Dies bedeute 600.000 Euro Investition für die Gemeinde.
Zudem sollen die Tudoburghalle sowie die Schule weiter gebaut werden. Durch den Neubau der Schule werden Räume im Ortskern frei. Bisher war dort die Unterbringung von Flüchtlingen geplant. Es könnte aber auch sein, dass die Gemeinde die Räume anders nutzt. Beispielsweise für Seniorenarbeit, die der Bürgermeister über das Soziale Netzwerk Aach hinaus voranbringen möchte. Ehrenamtliche Helfer würden dringend gesucht.
Zudem betonte der Bürgermeister, man müsse die Finanzen im Blick behalten. Auch beim Ausbau des Glasfasernetzes in jedes Gebäude. Hierfür bekomme die Gemeinde zwar 14 Millionen Euro Zuschüsse, müsse aber die restlichen Kosten von 2,5 Millionen Euro selbst stemmen.
Beim Dorffest am 24. und 25. Mai solle es keine Tischmesse mehr geben, sondern eine Jobbörse. Das sei mit den Unternehmern und der Schule abgeklärt. Außerdem soll die Eingemeindung eine wichtige Rolle spielen.