Große Geschichte hat sich vor 500 Jahren im kleinen Städtchen Aach abgespielt. Daran soll jetzt erinnert werden. Am ersten Juliwochenende feiern die Aacher wieder ihr beliebtes Altstadtfest. Da sich die Stadterstürmung während der damaligen Wirren der Bauernkriege in diesem Jahr zum 500. Mal jährt, wird das historische Spektakel aufwändig inszeniert und für die Besucher erlebbar gemacht.
Das Festwochenende beginnt am Freitag, 4. Juli, um 18 Uhr mit einem Bürgerempfang durch die Stadt. Im Rahmen des Festakts wird der Leiter des Bildungszentrums in Konstanz, Ulrich Büttner, über den Bauernkrieg im Hegau referieren. Fanfarenzug und Sportverein sind die Organisatoren des sich anschließenden Lagers. Ein „Fäscht“ soll dort gefeiert werden.
Höhepunkt wird für Samstagnachmittag angekündigt
Am Samstag um 11 Uhr soll der Höhepunkt des diesjährigen Festwochenendes folgen. In fünf Szenen werde die Stadterstürmung nach historischem Vorbild nachgestellt, kündigt Festkoordinator Michael Steitberger an. Neben einem Einblick in den bäuerlichen Alltag zur damaligen Zeit sollen Kampfhandlungen sowie die Übergabe der Stadt an historischen Schauplatz inszeniert werden.
Die immer dreisteren Forderungen des Adels nach noch mehr Abgaben, um ihre Kriege und Privilegien zu finanzieren, waren laut Historikern auch im Hegau Ursache für die Unruhen und den Aufstand der Bauern und des gemeinen Volkes. Zusammen mit verbündeten Landsknechten konnte vor 500 Jahren ein Heer von 4000 Mann gebildet werden, das zunächst Engen eroberte. Ein Teil der Aufständischen zog dann weiter Richtung Schwarzwald mit dem Ziel Freiburg. Die andere Gruppierung wiederum stürmte auf dem Weg zum Bodensee die Aacher Altstadt, da sich dort die Hegau-Adligen verschanzt hatten.
Sieben historische Gruppen unterstützen Aacher Fest
„An der Inszenierung der Stadterstürmung werden neben Aacher Bürgern auch Mitglieder von sieben größeren Gruppen beteiligt sein“, kündigt als Festkoordinator der Stadt Gemeinderat Michael Streitberger (Freie Wähler) an. Für die Teilnahme am Fest konnte er etwa die Laizer Landsknechte, die ihre historischen Wurzeln in der Befreiung Sigmaringens von den Schweden haben, oder den Seehaufen aus dem Bodenseekreis, die den Alltag der Landsknechte in jener Zeit möglichst authentisch darstellen wollen, gewinnen. Diese Gruppen mit einer Abordnung zwischen 10 und 30 Mitgliedern, unter ihnen auch die Ramsperger Rotte oder der Silva Clan aus Hergensweiler, werden über das gesamte Wochenende hinweg ihre Lager über das Stadtgebiet verteilt aufschlagen und das mittelalterliche Leben der Bauern, der Edelleute und der Landsknechte den Besuchern vermitteln. Sowohl am Samstag- wie auch am Sonntagmittag werden sich die Gruppen auf einem Umzug durch die Altstadt den Zuschauern präsentieren.

Auf Fahnen werden in der Altstadt die zwölf Artikel von Memmingen zu sehen sein. Diese waren die zentralen Forderungen der Bauern und gelten als erste Niederschrift von Menschen- und Freiheitsrechten in Europa. Sie werden auch nach dem Fest die Altstadt bereichern.
Während die Aacher Vereine mit einem reichhaltigen Angebot dafür sorgen, dass Hunger und Durst der Besucher gestillt werden, gibt es auch historische Handwerkskünste und Marktbeschicker zu bestaunen. Goldwäscher, Zinngießer oder Scherenschleifer kann man bei ihrer Arbeit zusehen. Gaukler werden ihren Schabernack mit dem Publikum treiben und auch für Kinder wird ein spannendes Unterhaltungsprogramm geboten werden. Schließlich werden auch DJs und Musikgruppen auf verschiedenen Bühnen zur guten Laune der Festgäste beitragen.
„Es steckt schon eine Menge Arbeit in der Vorbereitung eines solch großen Festes“ so Michael Streitberger, der darauf hofft, dass dies große Engagement vom Wetter an den Festtagen auch entsprechend honoriert wird. Aktuell feilt Streitberger noch an den einzelnen Szenen, die im Rahmen der Stadterstürmung aufgeführt werden. „Während im Theater zigfach geprobt werden kann, ist bei uns die Generalprobe gleichzeitig die Aufführung“, bemerkt er schmunzelnd.
Finaltag startet mit Festgottesdienst
Am Sonntag wird um 10 Uhr in der Stadtkirche St. Nikolaus ein ökumenischer Festgottesdienst gefeiert, bevor in der gesamten Altstadt bis zum frühen Abend der Festbetrieb nochmals aufgenommen wird.