Festliche Feierstimmung auf der einen Seite, auf der anderen der sorgenvolle Blick in Richtung Ukraine – von diesen beiden so gegensätzlichen Stimmungen war der Engener Bürgerempfang in der Stadthalle am Wochenende geprägt. Im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Anlasses stand die Ehrung von sieben Bürgern, die sich über Jahre in Engen engagiert haben.

Diese Menschen wurden für ihr Engagement in Engen geehrt

Bürgermeister Johannes Moser nahm seine Ansprache zum Anlass, im Namen der Stadt und aller Anwesenden, als erstes den Opfern des Kriegs in der Ukraine sein Beileid auszusprechen. Er appellierte offen an den russischen Präsidenten: „Herr Putin stoppen Sie sofort diesen Krieg.“

Kommunen brauchen in dieser Zeit Unterstützung

Die Kommunen hätten die zentrale Aufgabe kriegsvertriebene Menschen aus der Ukraine unterzubringen und zu versorgen. Daneben stehen aber auch die soziale Integration, die Bildung und Betreuung sowie der Zugang zum Arbeitsmarkt für diese Menschen im Fokus. Die Anzahl der Flüchtlinge steige kurzfristig schnell an und so benötigten die Kommunen gezielte Unterstützung von Bund und Land.

Johannes Moser bedankte sich für die große Hilfsbereitschaft in der Bürgerschaft: „Wir sind uns einig und wir halten zusammen: Der Krieg darf keinen Keil zwischen unsere Menschen treiben“, so Moser.

Auch ein zuversichtlicher Blick nach vorne

Der Bürgermeister dankte nicht nur dem Bürgerverein Unser buntes Engen für sein Engagement. Er wandte sich dankend an alle Menschen, die während der Pandemie eine Stütze der Gesellschaft waren und sind. Besonders hob er den Einsatz des Teams am Medizinischen Versorgungszentrum hervor. Das habe einen leichten Zugang zu Tests und Impfungen möglich gemacht.

Von Zuversicht geprägt war Johannes Mosers Darstellung aktueller Entwicklungen in der Stadt. Als eine zentrale Aufgabe gab er die künftige Gestaltung der wachsenden Stadt an. Gleichzeitig verwies er auf die aktuellen Großprojekte in Engen wie der Neubau der Sporthalle, die Sanierung der Welschinger Grundschule und das Projekt W2020 des Hegauer FV.

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Moser betonte, dass der Klimaschutz in Engen einen hohen Stellenwert habe. „Engen ist gut für die qualitative Weiterentwicklung der Stadt gerüstet“, so Mosers Fazit.

Ukraine-Krieg als Mammut-Aufgabe

Für die Bundestagsabgeordnete Lina Seitzl (SPD) war der Bürgerempfang die Feuertaufe als Festrednerin, die sie mit viel Beifall bestand. Sie sprach zum Thema „Zusammenhalt in der Gesellschaft“. Hatte Corona die Solidarität der Menschen schon stark gefordert, so sei es nun der Ukraine-Krieg, der jetzt „eine gesellschaftliche Mammut-Aufgabe“ darstelle.

„Der Ukraine-Krieg hat uns in eine völlig neue Gegenwart katapultiert“, so Seitzl. In ihrer engagierten Rede warnte die junge Politikerin vor Ausgrenzung von russischstämmigen Menschen und machte deutlich, dass „Putins Krieg“ uns in Deutschland vor neue Herausforderungen stellt: „Bitte setzen Sie sich ein, wir stehen vor der größten Flüchtlingswelle seit dem Zweiten Weltkrieg“, so Seitzls Aufruf.

Reformen müssen weiter vorangetrieben werden

Dem stimmten die Zuhörer mit großem Applaus zu. „Wir achten aufeinander, wir stehen füreinander ein – das unterschätzen die Despoten auf dieser Welt immer wieder“, so die Überzeugung der SPD-Politikerin. Gleichzeitig dürften Reformen durch die aktuelle Situation nicht verhindert werden.

Sie hat ihre Feuertaufe als Festrednerin bestanden: Die Bundestagsabgeordnete Lina Seitzl (SPD) sprach beim Bürgerempfang in Engen zum ...
Sie hat ihre Feuertaufe als Festrednerin bestanden: Die Bundestagsabgeordnete Lina Seitzl (SPD) sprach beim Bürgerempfang in Engen zum Thema Zusammenhalt in der Gesellschaft. | Bild: Kerle, Helene

Dazu zählte Seitzl den Ausbau der erneuerbaren Energien, die Sicherung des Gesundheitswesens und die Transformation der Wirtschaft in Bezug auf Energie, Fachkräftemangel und demographischen Wandel. Auch Lina Seitzl zeigte sich dennoch zuversichtlich und lobte die gute und faire Zusammenarbeit mit dem Landkreis Konstanz.

Stadtmusik spannt Bogen zwischen Anlass und vorherrschendem Thema

Die Engener Stadtmusik gestaltete den musikalischen Rahmen für den Bürgerempfang. Fein abgestimmt auf Anlass und Inhalte sorgten die Musiker unter Leitung von Dirigent Joachim Mager mit einem Coldplay-Medley für wippende Füße.

Viel Applaus bekam die Engener Stadtmusik beim Bürgerempfang. Mit ihrer Musikauswahl schafften sie den Spagat zwischen Tradition und ...
Viel Applaus bekam die Engener Stadtmusik beim Bürgerempfang. Mit ihrer Musikauswahl schafften sie den Spagat zwischen Tradition und Moderne. Mit dem „dona nobis pacem“ fanden sie auch zum Abschluss den richtigen Ton zur Veranstaltung und zur aktuellen Lage. | Bild: Kerle, Helene

Und die Stadtmusik gab mit dem Friedensruf „Dona nobis pacem“ zum Abschluss des offiziellen Akts den aktuell wohl größten Wunsch aller wieder: Gib uns Frieden.