Morgens startet Martin Zuch mit Hazel in eines der von ihm betreuten Reviere. Zuch ist Hegeringleiter und Vorstand der Engener Jägerschaft und Hazel bellt freundlich im Geländewagen. Hundedame Hazel ist ein „Kleiner Münsterländer“ und damit ein klassischer Jagdhund. Sie sei seine treue Begleiterin bei all seinen Waldgängen und, wie Martin Zuch mit einem Schmunzeln erklärt, habe er sie deshalb Hazel genannt, weil sie ein braunes Fell wie eine Haselnuss habe.

Es geht zum Städtchen hinaus, an der Talmühle vorbei und auf Höhe Biesendorf in den Wald. Ein Schild weist darauf hin, dass das Befahren dieses Waldweges für die Öffentlichkeit verboten ist. Das Jagdrevier Biesendorf gehört zum Hegering Engen und befindet sich im Eigentum der Stadt Engen. Es ist 278 Hektar groß und setzt sich aus 100 Hektar Wald, 176 Hektar Felder und 1,5 Hektar Wasserfläche zusammen.

Biesendorf ist der am nördlichsten gelegene Stadtteil der Stadt Engen.
Biesendorf ist der am nördlichsten gelegene Stadtteil der Stadt Engen. | Bild: Kerle, Helene

Mit Kappe und robuster Kleidung ausgestattet sowie den schweren, über die Knöchel reichenden Wanderschuhe begleite ich Martin Zuch. Obwohl er langsam fährt, rumpelt es ordentlich auf dem tief zerfurchten Waldweg, doch dank des hohen Radstandes geht es voran. Am meisten freut sich Hazel über das Ende der Fahrt, denn kaum ist sie aus ihrem Fahrzeugzwinger draußen, rennt sie auch schon freudig und übermütig in den Wald hinein. Ein kurzer Pfiff ihres Herrchens genügt und sie setzt sich brav bei Fuß.

Enge Zusammenarbeit mit Forstbehörden

Martin Zuch zeigt eine der recht zahlreichen, ziemlich großflächigen Baumkulturen. Diese hier liegt an einem Steilhang und ist mit Lärchen bepflanzt, die noch kaum mehr als 50 Zentimeter Höhe aufweisen. Ein 90 Zentimeter hoher Verbissschutz mit Gitterstruktur umgibt jedes Pflänzchen, wobei der Hegeringleiter nach Augenschein prüft, ob noch alle in Ordnung und gut im Boden verankert sind. Ist der Verbissschutz lose, genügt ein kleiner Ast, den er durch das Gitter in den Boden steckt und schon hält er wieder sicher.

Letzten Endes entscheide der Forstrevierleiter, also für Engen Thomas Hertrich, was gepflanzt werde. Aber die Lärche sei eine gute Wahl, so Zuch, denn sie gelte als hitzebeständig und benötige viel weniger Wasser als andere Nadelbäume, wie etwa die Fichte. Ihr Trick im Herbst sei – im Gegensatz zu den Fichten – die Nadeln abzuwerfen und somit weniger Energie zu benötigen.

Thomas Hertrich ist Förster im Revier Biesendorf
Thomas Hertrich ist Förster im Revier Biesendorf | Bild: Gabriele Hering

Die Aufgaben eines Jägers, beziehungsweise Jagdpächters, seien vielfältiger als gemeinhin gedacht, denn der Zweck des Vereins sei die Förderung der freilebenden Tierwelt im Rahmen des Jagdrechts sowie des Natur-, des Landschafts-, des Umwelt- und des Tierschutzes: „Somit ist es auch in unserem Interesse als Jäger, die Wälder so mitzugestalten, dass sie Lebensraum für Wildtiere bieten, wirtschaftlich nutzbar bleiben und dem Klimawandel trotzen.“ Es ergebe sich daraus zwangsläufig, dass die Jagdpächter mit dem örtlichen Forstamt und der Stadt Engen als Waldbesitzer sowie auch den angrenzenden Privatwaldbesitzern eng zusammenarbeiten, wie Martin Zuch erklärt. Der Hegering achtete auch darauf, dass es genügend Fruchtstände für die Tiere gebe, wie zum Beispiel Brombeer- und Himbeerhecken sowie Blätter für das Rehwild. Fruchtstände dienen Tieren als wichtige Nahrungsquelle und würden von verschiedenen Arten gefressen, darunter Vögel, Säugetiere und Insekten. Die Früchte könnten auf unterschiedliche Weise zur Verbreitung der Samen beitragen, sei es durch direkte Fress- und Ausscheidungsprozesse oder durch Anhaften an Fell oder Federn. Die Jäger stellten auch die rund zehn Kilogramm schweren Salzblöcke auf, die zusätzliche Nährstoffe entsprechend dem Bedarf der Tiere enthielten.

Auf drei Jahre hinaus werden so die Abschüsse festlegt

Jagdsaison ist von Mai bis Januar. das sei in der Rehwildbewirtschaftung ohne behördlichen Abschussplan – der sogenannten Roba – geregelt. Auf drei Jahre hinaus werden so die Abschüsse festlegt. Die Roba ermögliche den Verpachtenden und Pachtenden von Jagdrevieren die Rehwildbewirtschaftung passgenau an die lokalen Verhältnisse anzupassen. Insbesondere kann der Einfluss von Rehwildverbiss auf die Erreichung waldbaulicher Ziele berücksichtigt werden. „Auch andere Ziele der Grundbesitzenden können präzise benannt und konkret vereinbart werden“, so der Hegeringleiter.

Am äußersten Rand des Landkreises Konstanz liegt der Engener Stadtteil Biesendorf.
Am äußersten Rand des Landkreises Konstanz liegt der Engener Stadtteil Biesendorf. | Bild: OSM

Gemeinsam würde anhand der Rahmenbedingungen im Jagdrevier und mithilfe des Forstlichen Gutachtens eine Zielvereinbarung zur effektiven Bejagung des Rehwildes getroffen. Für das Jagdrevier Biesendorf seien 20 Tiere jährlich für die nächsten drei Jahre vereinbart. Seit April 2016 entscheiden Verpachtende und Pachtende in Baden-Württemberg im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen gemeinsam darüber, wie das Rehwild in einem Jagdrevier bewirtschaftet werden soll und lösten damit die Festsetzung der Abschusshöhe von behördlicher Seite ab, die als zu unflexibel und zu bürokratisch galt.

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Die Jägerschaft Engen habe sich inzwischen eine Drohne angeschafft, um Jungtiere vor dem Tod durch Erntearbeiten zu schützen. Bislang acht Rehkitze konnten gerettet werden, denn landwirtschaftliche Erntemaschinen brächten dem Rehwild hohe Verluste bei. Laut den Statistiken des Jägerverbandes würden alleine im Kreis Konstanz jährlich 1200 bis 1600 Stück Rehwild durch nicht jagdliche Einwirkungen – überwiegend bei Verkehrsunfällen – getötet, wie Martin Zuch erklärt