Was Melissa Polizzi nach ihrer Rückkehr aus dem Urlaub erlebte, gleicht einem Albtraum für jeden Hundebesitzer. Sie hatte ihre damals sechs Monate alte Zwergspitz-Hündin Gioia während ihres Urlaubs in die Obhut eines Familienmitglieds aus Engen gegeben. Eigentlich etwas ganz Normales für Haustierbesitzer, wenn sie verreisen. Doch als sie Mitte Januar aus dem Italien-Urlaub zurückkam, war Gioia verschwunden. Das ist bis heute so.

Eigentlich war die Urlaubs-Betreuung ideal, erklärt Polizzi im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Denn das Familienmitglied, zu dem sie keine Details nennen möchte, besitze die Schwester des Zwergspitz-Welpen. Doch was sie im Vorhinein nicht ahnte: „Diese Person war mit der Betreuung zweier Hunde überfordert. Die beiden Welpen haben in den ersten zwei Wochen für zu viel Chaos gesorgt, was das Familienmitglied anscheinend nicht mehr bewältigen konnte.“

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Das Familienmitglied habe bei der Arbeit von den Problemen mit den Hunden erzählt. „Von einer Kollegin hat die verwandte Person mitbekommen, dass eine Familie Interesse an einem Hund hat“, so Polizzi weiter. Ohne ihr Wissen oder ihre Einwilligung habe das Familienmitglied schließlich ein Treffen an Silvester organisiert, bei dem die Hündin an die Familie verschenkt worden sei. „Und das, obwohl die neuen Besitzer offenbar gewusst haben, dass die Hündin gegen meinen Willen abgegeben wurde“, betont sie.

Dieses Bild zeigt Hundebesitzerin Melissa Polizzi mit ihrer Hündin Gioia. Sie hofft, dass sie sie bald wieder so in ihre Arme schließen ...
Dieses Bild zeigt Hundebesitzerin Melissa Polizzi mit ihrer Hündin Gioia. Sie hofft, dass sie sie bald wieder so in ihre Arme schließen kann. | Bild: Melissa Polizzi

Verzweifelte Suche nach Gioia

Als Melissa Polizzi nach mehreren Wochen aus dem Urlaub zurückkam, habe sich das Familienmitglied zunächst geweigert, Informationen über den Verbleib des Tieres herauszugeben. Polizzi schaltete daraufhin eine Suchanzeige über Tasso und bat in sozialen Medien um Hinweise. In dutzenden Kommentaren bei Facebook rieten viele Nutzer, die Polizei einzuschalten.

Doch dort kam sie erstmal nicht weiter: „Laut den Polizisten auf dem Revier handle es sich um keine Straftat, da das Familienmitglied Gioia verschenkt hat, und sie so keine Anzeige entgegennehmen können“, erzählt sie. Die Polizei habe ihr lediglich geraten, eine zivilrechtliche Klage einzureichen. Auf Nachfrage macht das Polizeipräsidium Konstanz keine konkreten Angaben und kann weder bestätigen noch dementieren, dass es diesen Ratschlag gab. Eine Anzeige liege nicht vor.

Anwalt hat klare Haltung: Schadenersatz möglich

Rechtsanwalt Martin W. Huff sieht die rechtliche Lage jedoch anders. Er hat seine Anwaltskanzlei in Singen und staunt über den Fall. Denn nach der Übergabe des Hundes an das Familienmitglied sei Polizzi weiterhin die rechtliche Eigentümerin des Hundes. „Das Eigentum an dem Hund geht bei der Übergabe zur Betreuung nicht verloren“, erklärt Huff. Er sehe in der Verschenkung des Hundes eine klare Unterschlagung seitens des Familienmitglieds, was wiederum eine Straftat darstelle. „Man kann keinen Hund verschenken, der einem nicht gehört“, so der Anwalt weiter. Die beschenkte Familie habe sich bei der Aktion jedoch nicht strafbar gemacht.

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Huff rate Polizzi, einen Anwalt zu konsultieren und Klage zu erheben. „Polizzi könnte Schadenersatz gegenüber dem Familienmitglied fordern“, erklärt er abschließend.

Kurze Hoffnung auf ein Wiedersehen

Zwischenzeitig hatte die Hundeeigentümerin Hoffnung auf eine friedliche Einigung. Denn Passanten erkannten Hündin Goia zusammen mit der neuen Familie auf der Straße und forderten die neuen Besitzer auf, sich bei Polizzi zu melden. Dabei hätten sie dann zunächst Verständnis gezeigt. „Sie schickten Fotos von Gioia, die sie wohlauf zeigten, und signalisierten, dass ein Treffen möglich sei“, erzählt Polizzi. Die Familie habe auch angeboten, bei diesem Treffen der eigentlichen Halterin den Hund abzukaufen. Wie Polizzi erzählt, habe sie diesem Vorschlag vorerst zugestimmt, damit es sicher zu dem Treffen kommen würde.

Doch kurz vor dem vereinbarten Treffen seien plötzlich alle Bilder von Gioia aus dem Nachrichtenverlauf eines Messenger-Dienstes verschwunden. „Die Familie reagierte nicht mehr auf meine Nachrichten. Dadurch, dass sie mich blockiert haben, brach der Kontakt komplett ab“, so Polizzi weiter.

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Damit steht Melissa Polizzi nun vor einer schwierigen Entscheidung. Laut Rechtsanwalt Huff hätte sie zwar Chancen ihren Hund wiederzubekommen, doch ein Verfahren könnte sich lange hinziehen. Und es sei ungewiss, ob Gioia sich nicht bereits zu sehr an ihre neuen Besitzer gewöhnt habe, erklärt die besorgte Hundeeigentümerin. Was die nächsten Schritte sind, wisse sie noch nicht. Doch ihr Wunsch bleibt dennoch: Sie möchte ihre geliebte Hündin zurück in ihre Arme schließen.