Mitten im Kundengespräch ist die Verbindung weg. Und das nicht nur für ein oder zwei Minuten, sondern teilweise bis zu einer halben Stunde. Unangenehme Situationen wie diese kennt Ingo Sterk, der in Bargen ein Büro für Finanzplanung betreibt, nur zu gut. Seit zwei Jahren kommt es im Engener Ortsteil vermehrt zu Ausfällen. Welche Folgen das für den Geschäftsmann hat und was hinter dem Problem steckt.

Ingo Sterk führt mittlerweile eine lange Liste. Auf dieser notiert er sich, wann und wie lange er keine Internetverbindung hatte. Die notierten Ausfälle reichen bis ins Jahr 2022 zurück und häufen sich mit 15 Einträgen seit Beginn dieses Jahres deutlich. Mit jedem Ausfall steigt der Frust bei dem Finanzplaner und ehemaligen Stadtrat, der die Störungen jedes Mal an die Stadtwerke Engen meldet. Er würde gar nicht davon sprechen, wenn die Störungen nur ein paar Mal im Jahr und kurzzeitig vorkämen, gibt Sterk zu verstehen. Zuletzt häuften sie sich allerdings in wenigen Tagen massiv.

Das sagen die Stadtwerke zum Netzausfall

Dass in Bargen immer wieder das Netz ausfällt, bestätigt Stadtwerke-Chef Thomas Freund auf SÜDKURIER-Nachfrage. Hier sei es im Februar zu insgesamt sieben Ausfällen eines Netzstranges gekommen, so Freund. Davon seien 39 Kundenanschlüsse der Stadtwerke betroffen gewesen. „Der Ausfall dauerte in etwa immer zehn Minuten, einmal waren es auch 30 Minuten“, so der Stadtwerke-Chef.

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Für den privaten Internet-Nutzer seien solche Ausfälle lästig. Ihn als Geschäftsmann kosteten sie dagegen bares Geld, so Sterk. Er rechnet vor, was es bedeutet, wenn ein Team von zehn Leuten eine halbe Stunde nicht arbeiten kann. „Zuletzt gab es täglich bis zu drei Störungen. Einmal konnten wir vier Stunden lang gar nicht arbeiten“, berichtet Sterk. Der letzte Ausfall habe ihn mitten in einer Videokonferenz mit einem Neukunden getroffen. „Das geht einfach gar nicht“, sagt er und fügt hinzu, dass bei einem Internetausfall auch das Festnetztelefon nicht funktioniere, weil auch das am Netz hänge. Die Ausfälle treffen nicht nur ihn, sondern auch viele weitere Bargener, die von zuhause aus arbeiteten, hart. Seit geraumer Zeit gebe es daher einen regen Austausch über eine eigene Whattsapp-Gruppe, in der über Störungen informiert werde.

Das alte Fernsehnetz ist schuld

Aber warum tritt dieses Problem gerade im Ortsteil Bargen auf? Das liege an der Kabel-Technik, die Bargen mit dem Internet verbinde, erläutert Thomas Freund. Bei der sogenannten DOCSIS-Technologie werde das teilweise schon sehr alte Fernsehkabelnetz genutzt. Die Technologie sei 1997 in den USA entwickelt als Alternative zu den schnellen DSL-Anschlüssen entwickelt worden. In Bargen habe die Technik ermöglicht, Internetanschlüsse mit 200 Megabit pro Sekunde anbieten zu können. „In dieser Entwicklung liegt aber auch der Kern des Problems“, so Freund.

Das Fernsehkabelnetz sei für ein analoges Signal in eine Richtung gebaut worden. „Jetzt aber nutzen wir diese Kabel für bidirektionale, digitale Signale mit einer Bandbreite von über 200 Megabit pro Sekunde. Eigentlich eine technische Höchstleistung, so die Einordnung des Stadtwerke-Chefs. Während die Anforderungen immer stärker gestiegen wären, seien die Kabel und Muffen in der Erde aber immer noch dieselben und damit „die Achillesferse im Netz“, so Freund. Maßgeblich beeinflussten auch die Umgebungstemperatur die Funktion des Kabelnetzes.

Thomas Freund, Geschäftsführer der Stadtwerke Engen: „Da das Netz nach dem Ausfall zu einwandfreien Werten zurückfand, war es nicht ...
Thomas Freund, Geschäftsführer der Stadtwerke Engen: „Da das Netz nach dem Ausfall zu einwandfreien Werten zurückfand, war es nicht möglich einen Fehler zu lokalisieren.“ | Bild: Kerle, Helene

Die Suche nach der Fehlerquelle im Bargener Netz gestalte sich sehr schwierig. „Da das Netz nach dem Ausfall zu einwandfreien Werten zurückfand, war es nicht möglich einen Fehler zu lokalisieren“, sagt Freund. Drei Wochen lang hätten Mitarbeiter jedes Bauteil auf Fehler untersucht. Nach dem Austausch von Muffen funktioniert die Internetverbindung seit Anfang März störungsfrei.

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Das bestätigt auch Ingo Sterk und ihm sei klar, dass die Ausfälle auch für die Stadtwerke ein Ärgernis darstellten. Da sich an der alten Technik nichts geändert habe, könne er aber nicht sicher sein, dass das nun auch so bleibe. Ihn stört, dass in nächster Nähe ein Glasfasernetz durch das Dorf verlaufe und es für die Bürger keine Möglichkeit gegeben habe, sich an diese anschließen zu lassen. Das Glasfaserkabel war im Zuge des Breitbandausbaus verlegt worden, bei dem Außenhöfe überhaupt erst ans Netz angeschlossen wurden. „Das ist Irrsinn, was ich gesetzlich einfach nicht verstehe“, so Sterk. Sein Ziel ist es, ausrechnen zu lassen, was der Anschluss von Bargen ans Glasfasernetz kosten würde.

Die Planungen für einen flächendeckenden Glasfaserausbau in Engen und den Ortsteilen lägen bei den Stadtwerken in den sprichwörtlichen Schubladen, erläutert Thomas Freund. Dafür bräuchte es aber finanzielle Unterstützung. „Ich hoffe, dass aus dem beschlossenen großen Strukturpaket der Bundesrepublik auch Gelder für den Glasfaserausbau bereitgestellt werden“, hofft der Stadtwerke-Chef.