Bei leichtem Schneetreiben hatte sich eine Gruppe Obdachloser bereits eine Stunde vor dem eigentlichen Ereignis gegenüber dem Rathaus niedergelassen. Von der neuen hohen Grundsteuer aus ihren Häusern vertrieben, erhofften sie sich, nach der Machtübernahme wenigstens für die Fasnachtstage Unterschlupf im Rathaus bei der barmherzigen Narrenzunft zu finden.
Bürgermeister Ossola hatte sich für den Schmutzigen Dunschtig extra fein gemacht. „So schick ist er bei uns im Gremium noch nie erschienen“ bemerkte Gemeinderätin Simone Hornstein etwas empört. Doch der feine Zwirn schützte Ossola dennoch nicht vor der Amtsenthebung.
Der Bürgermeister verwies zwar darauf, dass im Rathaus „fascht Tag und Nacht Produktives gmacht wird“, während die Narren Meister im Nichts tun wären. Und auch der Hinweis, dass mit dem Gemeinderat ja eigentlich schon das ganze Jahr die Narren das Regieren probieren würden, half ihm nicht aus der Patsche.
Zunftmeister Daniel Dieterle erinnerte sich zwar wehmütig an die vergangene Fasnet, als die famose Bürgermeisterstellvertreterin Simone Hornstein den erkrankten Ossola vertrat, wollte aber deshalb nicht auf die Regentschaft für die närrischen Tage verzichten. „Weder Verwaltung, Bauhof oder der Hausmeister benötigen für ihre Arbeit den Bürgermeister“ bemerkte er spitzfindig.
Ossola konterte, dass dies in der Zunft ja grad andersrum wäre. Weder mit noch ohne Zunftmeister würden die Narren was auf die Reihe kriegen. Am Zunftball als Akteure eher Mangelware, und für den Umzug am Fasnetsunntig lediglich eine Straße einplanen, die nicht mal an einer Wirtschaft vorbei führe, da können man den Umzug ja gleich bleiben lassen.

Alle Argumente nützten Ossola nichts. Trotz des Wehklagens des abgesetzten Bürgermeisters, dass die Verwaltung nach der Fasnet für den Rest des Jahres mit der Korrektur der Fehler dieser 5 Tage beschäftigt sei, wurde unter den strengen Augen des Narrenpolizei die Schlüsselübergabe bei einem 3-fachen Bluh Mäh des närrischen Volkes vollzogen. Mit dem Absingen des Aacher Lieds zu den Klängen der Stadtmusik wurde die gelungene Machtübernahme gefeiert.