Das neudeutsche „urban gardening“, also Stadtgärtnern, erobert seit einigen Jahren Hochhausdächer, Hinterhöfe und kleinste Parzellen inmitten von Häuserschluchten. Vor allem in Großstädten entstehen kleine, grüne Oasen, die von verschiedenen Menschen gemeinschaftlich gepflegt werden.

Auf einem unscheinbaren Stück Fläche zwischen Krankenhaus und Spitalkirche darf ab jetzt auch in Engen jeder nach Herzenslust gärtnern und ernten. Initiator Markus Krafft lud am Wochenende zur offiziellen Eröffnung des Gemeinschaftsgartens ein.

Garten entsteht aus privater Initiative

„Wir übergeben den Garten Eden an die Bevölkerung – an euch“, so der offizielle Aufruf zum Säen, Hacken und Ernten von Markus Krafft. Der Engener Gartenbauer hat das Stück Land, dass das Hegau-Bodensee-Klinikum zur Verfügung stellte, gemeinsam mit seiner Mannschaft in einem dreiviertel Jahr und über 400 Arbeitsstunden zu einem schmucken Garten mit vielen Beeten und breiten Kieswegen verwandelt.

Die Idee dazu habe er schon 2019 gehabt. Der Platz an der historischen Spitalkirche sei ein echter Kraftplatz und ideal für das Projekt.

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Bevor Beete, Gartenhäuschen und Wege entstehen konnten, habe er mit seinem Team das Gelände von Gestrüpp und vom Zünsler zerfressenen Buchsbäumen befreit und die Bäume wieder in Form geschnitten.

Es darf nach Herzenslust gegärtnert werden

„Wir haben jetzt die Erstbepflanzung gemacht“, so Krafft. Und die kann sich sehen lassen. In den großzügigen Beeten, deren geschwungene Einfassung aus Kopfsteinpflaster an Klostergärten erinnert, wachsen prächtige Salatköpfe, junge Kohlrabi, krauser Grünkohl und vieles mehr.

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„Es gibt keine Parzellen, alles gehört allen. Das heißt auch, was man pflanzt, gehört einem nicht“, erläuterte Krafft den Interessierten bei der Eröffnung.

Bewässert werden die Beete komfortabel über ein Tropfsystem, im Gartenhäuschen gibt es Werkzeuge und Schildchen für die Pflanzen – schließlich muss klar sein, wo was wächst oder gerade angesät wurde. Gepflanzt werden darf, was das Herz begehrt: Gemüse, Obst, Stauden, Blumen. Oder auch der Feigenbaum, den eine Besucherin schon seit Jahren gerne pflanzen würde, aber Zuhause einfach keinen Platz dafür hat.

Kleine Holzschildchen geben Aufschluss, was genau gepflanzt oder gesät wurde.
Kleine Holzschildchen geben Aufschluss, was genau gepflanzt oder gesät wurde. | Bild: Kerle, Helene

Gleich zur Eröffnung brachte eine Engenerin schon die ersten Zuckerhut-Setzlinge mit, die sie gemeinsam mit Markus Krafft ins Beet setzte. Schon bald soll noch eine Tafel mit Erntezeiten darauf verweisen, wann was aus den Beeten geholt werden sollte.

Altersarmut als Ideengeber

„Habt viel Spaß“, so Markus Krafft zu den künftigen Stadtgärtnern. Es war nicht zuletzt das Thema Altersarmut, das ihn auf die Idee für den Gemeinschaftsgarten gebracht habe, so Krafft.

Die Gebote sollen im Garten Eden dafür sorgen, dass das kleine Paradies inmitten von Engen für die Allgemeinheit in gutem Zustand bleibt.
Die Gebote sollen im Garten Eden dafür sorgen, dass das kleine Paradies inmitten von Engen für die Allgemeinheit in gutem Zustand bleibt. | Bild: Kerle, Helene

Für die Zukunft erhofft er sich, dass der Garten pfleglich behandelt wird, damit die Engener lange Freude daran haben.