Es muss schon etwas Besonderes vorgefallen sein, wenn eine Gemeinderätin in der Fragestunde an die Verwaltung von Gaienhofen ein Bonmot der britischen Monarchin Victoria bemüht: „We are not amused“ (deutsch: Wir sind nicht erfreut), sagte Mechtild Biechele (CDU) zu den Plänen der Sparkasse Hegau-Bodensee. Zuerst erstaunt, mittlerweile sehr verärgert, hätten die Bürger die Schließung sämtlicher Filialen auf der Höri zur Kenntnis genommen.
Das Vorhaben gegenüber den vielen finanz- und leistungsstarken Bürgern, Gewerbetreibenden und Hotel- wie Gastronomiebetrieben auf der Höri beschrieb Biechele als ignorant. Und es klinge höhnisch, wenn in Radolfzell für etwa 15 Millionen Euro ein Neubau erstellt werde, um den Kunden und Gästen von der Höri ein angenehmes Ambiente und Ankommen zu sichern. Für Biechele ist die Sparkasse ein Dienstleister für die finanzstarke Höri. Sie wollte wissen, ob die Verwaltung den Plan hinnehme, ohne ihren Unwillen kund zu tun.
Terminals und Fahrdienst als Trostpflaster
Bürgermeister Jürgen Maas stand nach den persönlichen Gesprächen mit den Vorstandsvorsitzenden unter dem Eindruck, dass an der Entscheidung nicht viel beredet werden könnte. Fernab davon, die Pläne verteidigen zu wollen, verwies er auf die Terminals für Ein- und Auszahlungen, die der Höri erhalten bleiben sollen, sowie auf einen Fahrdienst für ältere Menschen.
Auch Jürgen Rottler (die Aktiven) zeigte sich verärgert. Es sei befremdlich, was hier momentan ablaufe, fasste er seine Eindrücke sowohl über die Sparkassenschließungen wie auch die Erfahrungen mit der Deutschen Post zusammen. Die Sparkasse stelle sich zwar öffentlich als regionale respektive lokale Bank dar. Und auch die Gemeinde mache Geschäfte mit ihr. Doch er stellte sich auch die Frage, ob sie der richtige Partner für die Zukunft sei.
Was wäre, wenn alle zur Volksbank wechseln?
Damit die Sparkasse überhaupt ihre Entscheidung überdenken würde, sieht Karl Amann (UBL) nur das Instrument eines höriweit angelegten Wechsels zur Volksbank als einzige Chance an. Jürgen Maas möchte sich mit den Höri-Bürgermeistern absprechen, ob sie eine gemeinsame Protestnote verabschieden oder einen Vertreter der Sparkasse zu einem Gespräch einladen wollen.