Einen historischen Schatz wähnt die Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) sein Eigen: Das 68 Jahre alte MS Stin am Rhein ist noch mit einem originalen Sulzer-Zweitakt-Dieselmotor der Baureihe 6TW24 ausgestattet. Zur Jungfernfahrt startete es – wie URh-Geschäftsführer Remo Rey berichtet – am 6. April 1957. Inzwischen gilt das Schiff als letztes seiner Art.
Nicht nur deshalb soll es auch weiterhin betriebstüchtig bleiben. „Vorwiegend werden wir es künftig für Sonderfahrten nutzen“, so Rey. Die Entscheidung zum Erhalt wurde vom URh-Verwaltungsrat getroffen, nachdem ein Rostfleck im Teppich entdeckt wurde. Aufpolieren oder abwracken lautete die Frage, als sich der Fleck bei näherer Untersuchung zu einem größeren Restaurierungsvorhaben entwickelte.

Konstruktionsbedingt sei von den Fenstern abgeleitetes Wasser durch das Speigatt nicht vollständig abgelaufen und hatte so zur Rostbildung geführt, erläutert Werftleiter Herbert Rispy: „Auch durch stattfindende Verdunstung ist dies nicht ungewöhnlich.“ Gemeinsam mit Geschäftsführer Remo Rey hat er über die Erhaltungsmaßnahmen bei einer Führung durch die Baustelle auf dem Schiff informiert. „Wir haben nach genaueren Untersuchungen entschieden, dieses Kleinod nachhaltig in der Innenausstattung zu erneuern, um es auch für die Zukunft unseren Passagieren präsentieren zu können“, erklärt Remo Rey.

Die Gestaltung des gesamten Fahrgastraums werde nun in Farb- und Formgebung, dem Stil und Charme eines 50er-Jahre-Salonschiffes Rechnung tragend, vom Schiffs-Architekten Kurt Stein konzipiert und in gemeinschaftlicher Erarbeitung vom Bodenaufbau durch Werftmitarbeiter bis zu Bodenlegearbeiten von Fachkräften der Firma Ernst aus Ermatingen umgesetzt.

„Das Verlegen der Böden gestaltet sich schwieriger als es aussieht“, beschreibt Hansjörg Ernst seine Arbeit. „Die Böden sind zum Teil konisch und es gilt viele Absätze und Höhenausgleiche zu beachten.“ Um ein einheitliches Farbbild zu gestalten, werden der Auswahl eines dem Rhein nachempfundenen Grüns als Bodenbelag auch Gardinen und Polsterbezüge diesem Farbton entsprechen.
Modernen Anforderungen an Strapazierfähigkeit sowie der Beachtung der Brandschutzverordnung der Schifffahrt müssen die verwendeten Materialien standhalten. „Allein die Vorhänge kosten etwa 20.000 Franken“, rechnet URh-Geschäftsführer Remo Rey vor.
Verein soll helfen, die Sanierungskosten zu tragen
Die aufwändige Sanierung soll über Fundraising refinanziert werden. Dieses Anliegen werde die URh zum Tag der offenen Werft am 5. und 6. April an die Besucher herantragen. Zum weiteren Erhalt des historischen Schiffes werde die Gründung eines Vereins angestrebt. „Einzelanfertigungen von Ersatzteilen werden nötig sein und viel Geld kosten“, schaut Remo Rey auf zukünftige Reparaturen. Aber es lohne sich. „Es ist ein schönes Schiff!“